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Von Alexander Fröhlich: Liberale Führungsfragen

FDP-Landesparteichef Lanfermann hat seinen Generalsekretär Beyer zum Nachfolger erkoren – nun gibt es Streit im Landesvorstand

Potsdam - Trotz des eingeleiteten Generationswechsels an der Parteispitze kommt die Landes-FDP in Brandenburg nicht zur Ruhe. Im Vorfeld der Landesvorstandssitzung am morgigen Freitag wächst die Kritik an der Vorfestlegung auf Generalsekretär Gregor Beyer als Nachfolger für den scheidenden Parteichef Heinz Lanfermann . Die Potsdamer Landtagsabgeordnete Linda Teuteberg kritisierte dies als verfrüht. Nötig sei vielmehr eine demokratische Diskussion über die Nachfolge. Auch andere Interessenten wären möglicherweise zu einer Kandidatur bereit gewesen, sagte Teuteberg auf PNN-Anfrage und bestätigte damit einen Bericht des privaten Fernsehsenders Potsdam TV.

Statt Beyer, der auch Landtagsabgeordneter ist, ohne Absprache in der Öffentlichkeit als künftigen Parteichef vorzuschlagen, hätte Lanfermann dies erst im Landesvorstand am morgigen Freitag besprechen müssen, erklärte die 29-Jährige, die als Beisitzerin selbst in dem Gremium sitzt. Dort hätte das weitere Vorgehen abgestimmt werden können.

Beyer hingegen verteidigte das Vorgehen. „Es gibt keine Vorfestlegung“, sagte der 42-Jährige den PNN. „Der amtierende Landesvorsitzende hat ein Verfahren gewählt, das gängige Praxis ist in Politik und Wirtschaft.“ Lanfermann habe einen Vorschlag an den Landesvorstand unterbreitet, „das erwartet man von ihm“. Wenn der Landesvorstand seiner Kandidatur folge, sei er „gern dazu bereit“. Jederzeit könnten sich selbstverständlich auch andere Mitglieder bewerben. Die märkische FDP werde aber „in tiefer Geschlossenheit“ und in „Teamarbeit“ ihre Politik fortsetzen. „Zu diesem Team gehört natürlich auch Frau Teuteberg“, sagte Beyer.

Tatsächlich sollte bereits bei der vorigen Sitzung des Landesvorstands im November der seit vergangenem Frühjahr von einem Zirkel führender FDP-Politiker und Kreischefs geplante Übergang an der Spitze endgültig geregelt werden. Das hatte der interne Kreis um Beyer auf einem Geheimtreffen abgesprochen. Der Legende nach hatte Beyer, der selbst auf Jagd geht, zu einem Wildfleisch-Essen eingeladen und gekocht. Allerdings gab es eine Panne. „Es fehlte der Reiter, der Lanfermann die schlechte Botschaft überbringt“, sagte ein Parteimitglied. In den letzten Dezemberwochen dann hatte der Zirkel seine Bemühungen verstärkt, noch im Vorfeld der morgigen Vorstandssitzung Lanfermann von einem Verzicht und geschmeidigen Übergang zu überzeugen. Der Eindruck eines Putsches sollte vermieden werden. Der Bundestagsabgeordnete Lanfermann hatte dann am vergangenen Freitag angekündigt, beim Parteitag am 2. April nicht mehr für den Vorsitz zu kandidieren – und Beyer als Nachfolger vorgeschlagen. Teuteberg, die als großes Nachwuchstalent in der Bundes-FDP gilt, schloss auf Anfrage eine eigene Kandidatur aber aus. Sie habe angesichts ihre vielfältigen Aufgaben keine Ambitionen, „das käme für mich zu früh“. Allerdings bemerkte sie, für Beyer wäre es vielleicht besser gewesen, er hätte sich selbst als Landeschef bewerben können.

Grundsätzlich begrüßte Teuteberg den Verzicht Lanfermanns, damit sei der Weg für einen Neuanfang geebnet. Der 60-Jährige führt die Landes-FDP seit 2003, stand seit Frühjahr 2010 ebenso wie sein enger Vertrauter und damaliger Fraktionschef Hans-Peter Goetz wegen selbstherrlichen Führungsstils in der Kritik. Die entzündete sich an der Basis am fehlenden Profil der Liberalen , obwohl die Partei erstmals seit 15 Jahren wieder in den Landtag eingezogen war. Dabei ging es auch um den Umgang mit Teuteberg, die von Lanfermann und Goetz intern ausgegrenzt worden war. Goetz musste bereits im August 2010 den Fraktionsvorsitz an Andreas Büttner abgeben. Dem von dem internen Zirkel geplanten Komplettwechsel auch an der Parteispitze widersetzte sich Lanfermann zunächst. Nun ist das Führungsduo Beyer/Büttner, ohnehin seit Monaten das Machtzentrum der märkischen FDP, komplett.

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