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Brandenburg kämpft gegen den Lehrermangel.

© dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Pädagogen sollen länger arbeiten: Brandenburgs Pläne im Kampf gegen den Lehrermangel

Auch Anreize für eine Tätigkeit über die Altersgrenze hinaus sollen geschaffen werden. Aber sind die angekündigten Maßnahmen auch umsetzbar?

Um dem drastischen Lehrermangel zu begegnen, sollen ältere Pädagogen in Brandenburg möglichst länger arbeiten oder mehr Stunden geben. Das sind einige der Maßnahmen, die Bildungsministerin Britta Ernst (SPD) am Mittwoch per Pressemitteilung bekanntgab. Lehrer, die mit 63 vorzeitig in den Ruhestand gehen wollen, sollen wenigstens stundenweise weiter unterrichten.

Zudem sollen Anreize für eine Tätigkeit über die Altersgrenze hinaus geschaffen werden. Auch über die Reduzierung von Teilzeitarbeit wolle sie mit den Gewerkschaften reden, kündigte Ernst an und greift damit Empfehlungen der Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz (KMK) zum deutschlandweiten Lehrermangel auf.

Vorangegangen waren offene Briefe von Lehrerverbänden, Elternvertretern und Bildungsexperten an Ernst und Regierungschef Dietmar Woidke (SPD), in denen die Absicherung des Unterrichts und Konzepte gegen den Lehrermangel vehement gefordert wurden. „Die Gewinnung von ausreichend Fachkräften ist eine große Herausforderung. Die Landesregierung tut alles, um ausreichend Lehrkräfte einstellen zu können“, betonte Ernst am Mittwoch.

Ihre Pläne werden sich bei den Gewerkschaften wohl aber nur bedingt durchsetzen lassen. Der Landeschef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), Günther Fuchs, hatte den Empfehlungen der KMK zu längeren Arbeitszeiten bereits widersprochen. Die Vorschläge seien weder geeignet, die schwierige Situation zu entspannen, noch seien sie realistisch umsetzbar - zumal in Brandenburg schon ein überdurchschnittlich hoher Teil der Lehrkräfte Vollzeit arbeite, hatte Fuchs vergangene Woche erklärt. Nach Angaben des Bildungsministeriums arbeiten in Brandenburg 27 Prozent der Lehrer Teilzeit. Eine generelle Erhöhung der Unterrichtsverpflichtung für Lehrkräfte sei aber nicht geplant, so das Ministerium.

Ältere Schüler sollen sich Lerninhalte selbst aneignen

Gleichzeitig will Ernst Lehrkräfte von Organisations- und Verwaltungsaufgaben entlasten. Um das zu realisieren, sollen bis zu 200 Planstellen für Lehrkräfte für Schulassistenzen und Schulsozialarbeit in Anspruch genommen werden. Das hat Folgen: An diesen Schulen hätten dann auch die Klassen etwas mehr Schüler. Eine generelle Erhöhung der Klassengrößen soll es aber nicht geben.

Zudem sollen ältere Schüler sich mehr Unterrichtsinhalte selbstständig erarbeiten oder im Hybrid-Unterricht lernen. Auch das hatte die KMK empfohlen. Dies solle aber nur für einzelne Stunden gelten, betonte die Ministerin. „Es ist nicht die Rückkehr zu tageweisem Online-Unterricht geplant“, stellte sie klar.

Die Antwort von Ernst auf den Fachkräftemangel sei lediglich Mehrarbeit für Lehrkräfte, spätere Pensionierung, ein Quasi-Verbot von Teilzeitarbeit und Hybridunterricht, der keine adäquate Alternative zum Präsenzunterricht darstelle, erklärt der Generalsekretär der Brandenburger FDP, Jeff Staudacher. Das Problem lasse sich nur durch mehr Personal beheben. Laut Ernst werden im kommenden Schuljahr 1800 neue Lehrkräfte gebraucht. Weil nicht genug ausgebildete Pädagogen gefunden werden können, setzt das Land weiter auf Seiteneinsteiger.  

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