zum Hauptinhalt

Brandenburg: Probleme mit Begabtenförderung

Vier von 14 Landkreisen ohne Förderklassen

Potsdam - Brandenburgs Bildungsminister Holger Rupprecht (SPD) hat Probleme bei der Begabten-Förderung eingestanden. Vor Journalisten bedauerte Rupprecht am Freitag in Potsdam, dass in vier von vierzehn Landkreisen – de facto im gesamten Norden des Landes – keine Leistungs- und Begabungsklassen eingerichtet werden. Deren Einführung hatte die Regierungskoalition Ende 2006 auf Initiative der CDU mit dem neuen Schulgesetz beschlossen. „Ich finde es nicht gut, dass wir weiße Flecken auf der Landkarte haben“, sagte Rupprecht – sieht aber keinen Ansatz, dies zu ändern. Als Gründe führte der Minister einerseits das Veto von Landkreisen wie Uckermark, Prignitz und Oberhavel an, die Finanziers und Träger der Schulen sind. „Wir haben das zu akzeptieren.“ In den neuen Brandenburger Begabtenklassen sollen ab Schuljahr 2007/2008 leistungsstarke Kinder schon nach der 4. Klasse und nicht wie üblich nach der 6.Klasse auf die Gymnasien wechseln dürfen. Im gesamten Norden Brandenburgs wird es nun aber kein einziges staatliches Gymnasium mit diesem Angebot geben, obwohl das Ministerium landesweit 34 Klassen genehmigt hat. Keine Klasse wird auch in Elbe-Elster eingerichtet, weil das Ministerium die Konzepte zweier Gymnasien für nicht aus-reichend hielt, zuletzt das Elsterschloss-Gymnasium.

Rupprecht appellierte an die Schulen, sich „nicht in die Schmollecke“ zurückzuziehen, sondern es mit ausgefeilten Konzepten im nächsten Anlauf erneut zu versuchen. Allerdings wies Rupprecht angesichts der „weißen Flecken“ darauf hin, dass die Elite-Klassen „nicht der einzige Weg der Begabtenförderung“ seien. So sollen in jedem Schulamt „Begabungsstützpunkte“ eingerichtet werden, wo Eltern solcher Kinder Rat suchen können.

Aber nicht nur bei der Begabungsförderung steht Brandenburg vor Herausforderungen in der Bildungspolitik. „Wir gehen schweren Zeiten entgegen“, sagte Rupprecht. Einerseits müssen nach seinen Worten bis 2014/2015 wegen sinkender Schülerzahlen 50 bis 60 der 156 Gymnasien und Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe geschlossen werden. Um trotzdem unzumutbar lange Schulwege zu vermeiden, will das Ministerium für eine Übergangszeit auch kleinere Klassenstärken an Gymnasien zulassen. Wie dramatisch der Einbruch sein wird, verdeutlichte Rupprecht an folgender Zahl: Während heute 14400 Schüler in der 11. Klasse lernen, werden es 2010/2011 nur noch 6100 Kinder sein.

Andererseits drohe wegen einer Pensionierungswelle in der Lehrerschaft ein Lehrermangel, so dass ab 2014/2015 jährlich 600 junge Lehrer neu eingestellt werden müssen. Rupprecht befürchtet, dass es „schwierig wird, diese zu finden.“ Wahrscheinlich hätten in dieser Zeit Lehramtsstudenten „die besten Berufschancen in Deutschland“, da das Problem in anderen Bundesländern ähnlich sei. Das Ministerium eine Werbekampagne für den Lehrerberuf starten. Thorsten Metzner

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false