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Bambi-Verleihung in Berlin: Promirummel am Potsdamer Platz

Erstmals seit 1999 lockt die Bambi-Verleihung Prominenz in die Stadt. Am Potsdamer Platz sollte am Donnerstagabend auch Bill Gates einen Preis erhalten – „für einen guten Menschen“.

Wenn das nicht die Krönung ist für einen wahren Weltrevolutionär. Erst hat Microsoft-Gründer Bill Gates einen beachtlichen Teil der globalen Gemeinde vor die Computer gebannt. Und am heutigen Donnerstagabend soll er im Musical-Theater am Potsdamer Platz in Berlin auch noch mit einem Millennium-Bambi ausgezeichnet werden. Den soll es aber nicht für den genialen Unternehmer geben, sondern schlicht „für einen guten Menschen“. Deshalb darf er das goldene Rehlein auch nicht allein behalten, sondern muss es mit Frau Melinda teilen.

Die „Bill & Melinda Gates Stiftung“ kümmert sich schließlich nicht um den Teil der Menschheit, der Probleme mit der Benutzerkontensteuerung hat, sondern um den anderen, der gegen Polio, Aids und Malaria zu kämpfen hat.

Ihre Stiftung ist die größte der Welt, hat 28 Milliarden Euro in 100 Ländern investiert und 100 internationale Milliardäre bewegt, die Hälfte ihres Vermögens für wohltätige Zwecke zu geben.

Bescheiden blieben sie trotzdem. Schon vorab erklärten die Eheleute Gates ihre Dankbarkeit für den Preis und dafür, „dass Bambi damit den Kampf gegen extreme Armut ehrt“. Bereits am Mittwochabend war Bill Gates in Berlin eingetroffen und unterzeichnete gemeinsam mit dem isländischen Künstler Olafur Eliasson einen Aufruf der Lobbyorganisation ONE. Darin wird von der neuen Regierung mehr Geld für Entwicklungshilfe gefordert. Am Donnerstag traf er sich dann mit Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die bleibt vom Sitzmarathon im Musical-Theater wunderbarerweise verschont und pickte sich mit diesem Treffen gewissermaßen ihre persönliche Rosine raus aus dem Starwust.

So viel Prominenz wie zur Verleihung des 2,5 Kilogramm schweren, mit 18 Karat vergoldeten Bronzerehleins mit den langen Beinen und der Gravur „Hubert Burda Media“ versammelt sich tatsächlich nicht oft auf einem Platz. Um die Gäste alle heranzukarren, werden 75 Limousinen gebraucht. Große Designer überschlugen sich schon am Mittag mit Meldungen, wer in ihren Roben steckt. Bunte-Chefin Patricia Riekel, die für die Gästeliste zuständig war, berichtete, dass sich die Schauspielerin Maria Furtwängler, Ehefrau des Gastgebers Hubert Burda, für eine Robe von Victoria Beckham entschieden hat, was freilich nahe lag. Denn das als „eine der anerkanntesten Stilikonen der Welt“ gefeierte frühere Spice Girl sollte den Bambi in der Kategorie Mode erhalten.

Maria Furtwängler hat gleich mehrere Funktionen bei dieser Verleihung. Schließlich gehört auch sie zu den 35 Tatort-Kommissaren, die auf die Bühne geladen werden sollen, um Gunther Wittke zu unterstützen, der als Tatort-Erfinder für die langlebigste Krimireihe im deutschen Fernsehen den Ehrenpreis der Jury bekommen soll.

Auch Robbie Williams soll eine Doppelfunktion ausfüllen, als Showgastgeber und als Preisträger in der Kategorie Entertainment, weil er laut Jury nicht nur der erfolgreichste europäische Popstar ist, sondern auch der lässigste.

Natürlich ist so eine live im Fernsehen übertragene Preisverleihung auch große Verlagswerbung und deshalb bei allen Superlativen nicht unumstritten. Beim Empfang und bei der Party sollen die Gäste immerhin weitgehend von Kameras verschont bleiben. So possierlich der Preis auch aussieht, er hat schon 65 Jahre auf dem Rehrücken und Zeremonien unter anderem im Kurhaus von Ruhpolding. Im kühlen Preußen haben sich die Organisatoren heftig ins Zeug gelegt, um es nach bayerisch barocker Art so richtig krachen zu lassen. 11500 Blumen, darunter 5000 Rosen mussten gepflückt werden, um den Saal startauglich auszustaffieren.

Als Laudatoren sollen unter anderen Karl Lagerfeld, Veronica Ferres, Marie Bäumer und Günther Jauch aufgeboten werden. Helene Fischer darf sich auf den Musik-Bambi freuen und auf einen Auftritt mit Liedern aus ihrem neuen Album „Farbenspiel“. Auch Udo Jürgens will live singen, obwohl ihm der Bambi in der manchmal gefährlichen Kategorie „Lebenswerk“ zugedacht ist. Aber mit dieser Altersauszeichnung ist ja hoffentlich „noch lang noch nicht Schluss“, wie er mit 66 Jahren schon so lässig sang. Von der erst 20-jährigen Miley Cyrus sind solche Herausforderungen noch weit entfernt. Sie darf den Altersschnitt senken und kann gleich mal das neue Tattoo ausführen, das ihre Oma Loretta zeigt. Ob das Bill Gates wohl gefällt?

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