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Frankotyp: Protest gegen "Heuschrecke"

Es war ein Berliner Traditionsunternehmen, das da 1994 nach Birkenwerder bei Oranienburg zog: Frankotyp Postalia, Deutschlands führender Anbieter von Frankiermaschinen. Jetzt sieht die IG Metall das Unternehmen bedroht, das mittlerweile auch Postdienstleistungen anbietet. Von Heuschrecken ist die Rede.

Berlin/Birkenwerder – 70 Beschäftigte protestieren deshalb am Dienstag vor dem Ludwig-Erhard- Haus in Berlin-Charlottenburg, wo die Aktionäre ihre Hauptversammlung abhielten. Die IG Metall befürchtet, dass die Produktion und die Werkstatt für Frankiermaschinen nach Thüringen zu einem Konkurrenten ausgelagert werden, die ersten Kündigungen seien bereits ausgesprochen. Insgesamt 90 Arbeitsplätze von 380 in Birkenwerder seien akut bedroht, sagte der Vorsitzende des Betriebsrats Wolfgang Kutz. Der gesamte Standort werde in Frage gestellt. Deutschlandweit treffe dies etwa 500 Arbeitnehmer.

Mehrere Verhandlungsrunden zwischen Vorstand und Gewerkschaft zur Zukunft des angeschlagenen Unternehmens waren bislang gescheitert, zuletzt im Mai. Nun hat die Unternehmensführung für Donnerstag letztmalig ein verhandlungsfähiges Angebot von den Arbeitnehmern verlangt. Die IG Metall ist zu einem zeitlich begrenzten Verzicht bei der Vergütung, aber auch zu Kurzarbeit bereit. Nach Angaben der Gewerkschaft lehnt Frankotyp Postalia dies ab und verlangt jährlich Einsparungen von 4,5 Millionen Euro bei den Personalkosten. Die Mitarbeiter sollen auf Weihnachts- und Urlaubsgeld sowie auf 25 Prozent ihres Gehalts verzichten, dafür soll es eine Arbeitsplatzgarantie für zwei Jahre geben. Ein Teil der Beschäftigten aus Berlin ist noch nach alten Tarifverträgen mit einer 35-Stunden-Woche ausgestattet, für die Geschäftsführung sind die Kosten dafür viel zu hoch.

Die Gewerkschaft macht für die aktuelle Misere den Investmentfonds Quadriga Capital verantwortlich, der 2005 den Frankiermaschinenhersteller – weltweit die Nummer drei – kaufte. Kaufsumme und Beraterkosten von 100 Millionen Euro seien dem Unternehmen entzogen, das verschuldete Unternehmen dann 2006 an die Börse gebracht worden. Eine Unternehmenssprecherin wies indes die Vorwürfe zurück.

Auch die Aktionäre sind unzufrieden mit Aufsichtsrat und Vorstand. Mehrere Redner kritisierten auf der teilweise turbulenten Hauptversammlung die häufigen Wechsel an der Unternehmensspitze. Es liege kein tragfähiges Konzept vor.

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