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Brandenburg: Proteste gegen Lehrerin Sarrazin

Berlin: Personalchef der Schulverwaltung soll vermitteln Bereits 2002 drohte ihr Dienstaufsichtsbeschwerde

Berlin - Die Elternklagen über Ursula Sarrazin, die Frau des ehemaligen Berliner Finanzsenators, nehmen deutlich zu. Dabei treten die Widersprüche zwischen der Darstellung der Lehrerin und den Betroffenen immer krasser zutage. Am Montagabend wollte sich die Schulkonferenz der Charlottenburger Reinhold-Otto-Schule mit dem Fall befassen. Überdies sollte der für Personalangelegenheiten zuständige Abteilungsleiter Erhard Laube aus der Senatsschulverwaltung ein Gespräch zwischen Sarrazin und dem Schulleiter moderieren, bei dem es darum gehen sollte, „die wechselseitig erhobenen Vorwürfe tatsächlich zu belegen und gegebenenfalls dazu Stellung zu nehmen“, wie Berlins Bildungsenator Jürgen Zöllner (SPD) mitteilte.

Ziel des Gesprächs sei es, „die für die pädagogische Arbeit in der Schule belastende Situation zu beenden, mit den Betroffenen den Dialog zu führen und den gestörten Schulfrieden wiederherzustellen“. Im übrigen seien die Prüfung der Vorwürfe und daraus eventuell folgende Konsequenzen „Gegenstand eines rechtlich geregelten Verfahrens“. Die Schulkonferenz könne darüber nicht entscheiden.

Zöllner wies zudem darauf hin, dass alle in der Vergangenheit erhobenen Beschwerden gegen Frau Sarrazin nach ihrer Prüfung keine Grundlage für dienstrechtliche Konsequenzen geboten hätten. Er geht davon aus, dass „durch sorgfältige und unvoreingenommene Prüfung eine Klärung der öffentlich diskutierten Vorgänge erzielt und die notwendige Ruhe für eine konstruktive Schularbeit der Reinhold-Otto-Grundschule wieder voll und ganz hergestellt werden kann“.

Doch dass dieses Ziel erreicht werden kann, scheint unwahrscheinlicher denn je. Denn unter betroffenen Eltern hat die Empörung noch zugenommen, weil Ursula Sarrazin nicht nur alle Vorwürfe bestreitet, sondern darüberhinaus behauptet, die Berliner Eltern könnten nicht mit „strengen“ Lehrern umgehen. Verärgert reagieren sie auch auf die Behauptung des Ehepaares Sarrazin, dass man die Lehrerin nur für die politischen Thesen ihres Mannes bestrafen wolle, also in Sippenhaftung genommen werde.

Gegen diese Darstellung spricht, dass sich jetzt weitere Eltern melden, die berichten, dass ihre Kinder bereits unter Frau Sarrazin gelitten hätten, als ihr Mann noch nicht prominent war. So liegt dieser Zeitung ein Elternbrief vom Juni 2002 vor, der an die damalige Oberschulrätin Marcks gerichtet war. Darin beklagten die Eltern beklagen einen „immer unfreundlichen Ton von Frau Sarrazin in Kombination mit persönlichen Diffamierungen und Verunsicherungen der Kinder“. Nachfragen von Kindern seien auf „zynische Art abgeschmettert“ worden. Zudem drohten die Eltern in dem Brief mit einer Dienstaufsichtsbeschwerde. Weiter heißt es: „Uns sind in zwei konkreten Fällen körperliche Übergriffe einem Schüler gegenüber zur Kenntnis gekommen“. Die „Dynamik“ des Situation lasse befürchten, „dass diese Geschehnisse eskalieren. Das Verhalten unseren Kindern gegenüber definieren wir inzwischen als eine subtile Form psychischer Gewalt“, schrieben die Eltern.

Ein Vater aus der damaligen Klasse berichtete, dass ein Schüler von Frau Sarrazin „gegen ein Regal geschubst und am Kopf leicht verletzt“ worden sei.

Da Ursula Sarrazin am Montag nicht erreichbar war, nahm ihr Mann zu den damaligen Vorwürfen Stellung und bestritt, dass seine Frau sich Derartiges habe zuschulden kommen lassen. „Solche Behauptungen sind nur erklärbar mit den verrotteten Strukturen in Berlin“, sagte er dieser Zeitung. Es ist nicht der einzige Fall, in dem sich die Darstellungen widersprechen. So bestreitet Ursula Sarrazin permanent, dass sie Schüler oder Lehrer anschreie. Dagegen sprechen allerdings unzählige Elternmails, Briefe und mündliche Aussagen aus ihrem jetzigen Einsatzort, der Reinhold-Otto-Schule. „Sie hat sogar in der Gesamtkonferenz der Lehrer geschrieen“, bestätigen Betroffene.

Zu den wenigen Eltern, die sich namentlich nennen lassen, wenn es um Vorwürfe gegen Frau Sarrazin geht, gehört Ines Zimsinski, die einen Elternprotest im Jahr 2009 anführte. Jetzt hat sie allerdings mit Konsequenzen zu rechnen – sie soll wegen übler Nachrede zur Rechenschaft gezogen werden: „Unser Anwalt ist heute damit beauftragt worden“, sagte Thilo Sarrazin. Susanne Vieth-Entus

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