zum Hauptinhalt

Brandenburg: S-Bahn-Kunden müssen wieder zittern

Krankmeldungen, Baustellenchaos, Minusgrade – Fahrgäste sollten sich nicht auf den Plan verlassen

Berlin - Bei der S-Bahn müssen sich Fahrgäste aus berlin und Brandenburg weiterhin auf böse Überraschungen gefasst machen: Kranke Zugführer, Baustellen, notorischer Personalmangel – und jetzt hält auch noch der Winter Einzug in Berlin. Schon am gestrigen Freitag mussten Hunderte Kunden bei eisigen Temperaturen besonders lange auf ihre Züge warten. „Wegen Personalengpässen“, so die S-Bahn, gab es bei der S25 den ganzen Tag nur einen 20-Minuten-Takt – jeder zweite Zug fiel also aus. Die S47 fuhr nur als Stummel zwischen Berlin-Spindlersfeld und Berlin-Schöneweide, auf dem Südring gab es deshalb ein deutlich reduziertes Angebot. Zudem entfielen auf der S 5 Verstärkerfahrten zwischen Berlin-Mahlsdorf und Ostbahnhof. Die Einschränkungen wegen Fahrermangels werden am Wochenende weitergehen, kündigte die S-Bahn an. Wie viele Fahrer krank sind, sagte das jedoch Unternehmen nicht.

Was die Lage auf den Bahnsteigen noch spannender machen dürfte: Die Meteorologen haben für Sonnabend und Sonntag leichte Schneeschauer vorhergesagt. Und dass sich die alte S-Bahn- Flotte mit feuchtem, kaltem Wetter gar nicht gut verträgt, haben die Berliner und Brandenburger in den vergangenen zwei Jahren schmerzhaft zu spüren bekommen. Erst im November hatte S-Bahn-Chef Peter Buchner zugegeben, dass ein reibungsloser Betrieb bei kräftigem Schneefall auch dieses Jahr nicht gewährleistet werden könne – trotz der zurückliegenden Investition von 20 Millionen Euro in die Winterfestigkeit der Wagen. Der Umbau der Fahrzeuge werde erst im Frühjahr abgeschlossen. Verkraften kann die S-Bahn-Flotte reine Minusgrade. Trockene Kälte sei „gute Kälte“, heißt es.

Der Fahrgastverband Igeb hat die S-Bahn am Freitag aus ganz anderen Gründen scharf attackiert: Denn offenbar plant die S-Bahn, den Nord-Süd-Tunnel im Februar 2013 wegen Bauarbeiten stillzulegen – genau zu der Zeit also, wenn die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) ihre Nord-Süd-Linie, die U6, sperrt. Von Juli 2012 bis Ende 2013 können zwischen Friedrichstraße und Französische Straße keine Züge fahren, da in diesen eineinhalb Jahren Unter den Linden ein Umsteigebahnhof zur neuen Ost-West-Linie U5 gebaut werden soll. Die S-Bahn sollte in dieser Zeit den größten Teil der BVG-Fahrgäste aufnehmen. Die Igeb sprach von einem „programmierten Chaos“. Auch die BVG warnt vor der Sperrung des S-Bahn-Tunnels. „Es wäre übel, wenn die Hauptumfahrung wegfällt“, sagte eine Unternehmenssprecherin. Eine Studie hat ergeben, dass etwa zwei Drittel der U6-Fahrgäste in die S-Bahn umsteigen werden, das restliche Drittel wird entweder die 500 Meter zu Fuß bewältigen oder in Ersatzbusse steigen.

Der Berliner Senat hatte die S-Bahn bereits Ende Dezember vergangenen Jahres ermahnt, die Sperrungen zu verschieben oder vorzuziehen. Die BVG-Planung sei dem Unternehmen „seit langem bekannt“, heißt es in dem Brief – verbunden mit der Aufforderung „konzernintern andere Bauzeiträume zu veranlassen“. Dem Vernehmen nach hat die Bahn dem Senat nach der Zurechtweisung signalisiert, dass man die Arbeiten vorziehen wolle. Am Freitagabend teilte die Bahn mit, dass es keine längere Sperrung des Tunnels geben werde, jedoch seien kurze Sperrungen nachts jeweils ab 22 Uhr möglich.

In der kommenden Woche sind Fahrgäste der S 25 zudem wegen Bauarbeiten betroffen. An diesem Wochenende fahren zwischen Berlin-Tegel und Berlin-Schönholz keine Züge, lediglich Busse. Von kommenden Montag bis Freitag gibt es dann einen 40-Minuten-Takt. Ein Umstieg in die U6 ist schwierig, da in Tegel der U- und der S-Bahnhof 500 Meter weit auseinander liegen. Eine weitere fehlende Baustellen-Koordination werden Fahrgäste rund um Ostern zu spüren bekommen: Eine Woche lang werden in Pankow dann zeitgleich der sogannte Nordast der U2 und der Ostring der S-Bahn eingestellt. Jörn Hasselmann

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false