zum Hauptinhalt
Noch immer ist unklar, wie groß das Ausmaß der Misshandlungen in den Haasenburg-Heimen ist.

© dpa

Nach Misshandlungsvorwürfen gegen Haasenburg-Heime: "Spiegel": Gestorbenes Heimkind fühlte sich sexuell bedrängt

In den Heimen der Haasenburg sollen Jugendliche misshandlt worden sein - aber offenbar nicht nur das: Ein Mädchen, dort 2008 aus dem Fenster stürzte, hatte zuvor Anzeige wegen sexueller Belästigung gestellt.

Hamburg/Jessern - Der Tod eines Mädchens in den umstrittenen Haasenburg-Heimen in Brandenburg wirft nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins "Der Spiegel" neue Fragen auf. Wenige Wochen vor ihrem Sturz aus einem Fenster im Mai 2008 habe die Jugendliche Strafanzeige gegen einen Erzieher gestellt, berichtet das Magazin. Es beruft sich auf unveröffentlichte Akten. Danach gab die damals 16-Jährige an, der Mann habe sie dazu aufgefordert, mit einem Handy ein Foto ihres entblößten Oberkörpers zu machen und ihm das Handy danach zu übergeben.

Laut "Spiegel" leitete die Staatsanwaltschaft Cottbus ein Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs von Schutzbefohlenen ein. Dies sei wenige Tage später eingestellt worden, schreibt das Blatt. Die vorgeworfene Handlung sei laut Justizunterlagen durch den entsprechenden Paragrafen nicht verfolgbar. Eine Freundin des Mädchens behauptet, die 16-Jährige sei in der Folgezeit deprimiert gewesen, weil ihr niemand geglaubt habe, heißt es in dem Bericht.

Die Staatsanwaltschaft Cottbus untersucht den Fall erneut. Bei früheren Ermittlungen hatte die Behörde "keine Anhaltspunkte für ein Fremdverschulden oder Pflichtverletzungen durch Erzieher" gesehen. Es blieb jedoch unklar, ob es sich bei dem Sturz aus dem Fenster um einen Fluchtversuch, einen Unfall oder Suizid gehandelt hat. Inzwischen prüft die Staatsanwaltschaft, ob Haasenburg-Angestellte Veränderungen am Leichnam des Mädchens vorgenommen haben, bevor die Polizei am Tatort war.

Von der Haasenburg GmbH war zunächst keine Stellungnahme erhältlich. Laut "Spiegel" verwies Unternehmenssprecher Hinrich Bernzen auf die damaligen Untersuchungen von Staatsanwaltschaft, Jugendamt und Landesjugendamt. Dabei seien "keinerlei Anhaltspunkte für Fremdverschulden oder eine Verletzung der Aufsichtspflicht" gefunden worden. Aus Gründen des Sozialdatenschutzes wollte sich der Sprecher nicht weiter zum konkreten Fall äußern.

Wegen Misshandlungsvorwürfen in jüngerer Zeit hat das brandenburgische Jugendministerium zunächst einen Belegungsstopp für die Haasenburg-Heime ausgesprochen und drei Erzieher suspendiert. (dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false