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Brandenburg: Toter Säugling: Eltern vor dem Haftrichter Junge aus Spandau starb an Gewalteinwirkung

Berlin - Zwei Grablichter, ein Blumenstrauß im Nieselregen vor der Haustür des Neubaublocks am Brunsbütteler Damm in Staaken, einem Ortsteil von Berlin-Spandau. Hier wurde in einer Wohnung im ersten Stock am Mittwoch offenbar ein sieben Wochen alter Säugling zu Tode misshandelt.

Berlin - Zwei Grablichter, ein Blumenstrauß im Nieselregen vor der Haustür des Neubaublocks am Brunsbütteler Damm in Staaken, einem Ortsteil von Berlin-Spandau. Hier wurde in einer Wohnung im ersten Stock am Mittwoch offenbar ein sieben Wochen alter Säugling zu Tode misshandelt. Die Polizei hat die 22-jährigen Eltern festgenommen. Sie stehen in Verdacht, das Baby durch „massive Gewalteinwirkung“, wie es im Obduktionsbericht hieß, getötet zu haben. Der Säugling soll zum Teil auch ältere Verletzungen aufgewiesen haben.

Gegen 10.30 Uhr hatte die Mutter den Notarzt alarmiert. „Sie stand unten vor dem Haus und schrie immer wieder: Was ist mit meinem Kind?“, berichtete gestern eine Nachbarin. Der Vater habe ebenfalls am Notarztwagen gestanden. Doch der Notarzt konnte nur noch den Tod des Jungen feststellen. Das Baby sei „geschüttelt und geschlagen“ worden, sagte ein Ermittler. Die Eltern wurden gestern einem Haftrichter vorgeführt.

„Ich bin so geschockt“, sagte eine Nachbarin mit tränenerstickter Stimme. Sie wohnt direkt unter der Familie. Der Vater habe nicht ständig bei Frau und Kind gelebt. „Wenn er da war, dann war es oft sehr laut. Er hat viel gebrüllt und auch mal was zerschmettert“, so die Nachbarin. Das Baby, am 9. Dezember geboren, habe sie „so gut wie nie schreien“ hören. Die Polizei wollte sie schon manches Mal rufen, sagte die Nachbarin. „Aber ich dachte, da sich das Jugendamt kümmert, wird der Frau ja geholfen.“

In der Tat habe sich eine Sozialarbeiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienst des Bezirks bereits kurz nach der Geburt des Jungen an die Mutter gewandt, sagte Gesundheitsstadtrat Martin Matz (SPD). Daniela F. war dem Jugendamt bekannt: Im Alter von 16 Jahren sei sie das erste Mal schwanger gewesen. Dieses Kind lebe heute bei einer Pflegefamilie. Nach der zweiten Geburt habe eine Sozialarbeiterin am 13. Dezember, wenige Tage nach der Entbindung, vor der Tür gestanden. „Niemand war zu Hause“, sagte Matz. Zwei weitere Termine am 20. Dezember und am 8. Januar schlugen fehl. Doch am 17. Januar habe es geklappt: „Die Sozialarbeiterin hat mit beiden Eltern ein Beratungsgespräch geführt“, sagte Matz. Die kleine Wohnung sei ordentlich und kindgerecht ausgestattet gewesen. Die Eltern hätten in dem Gespräch auch Fragen gestellt: So beispielsweise, was man tun könne, wenn ein Kind viel schreit. Matz sagte, die Helferin habe den Eindruck gehabt, die Eltern seien sogar sehr interessiert an der Unterstützung. Anzeichen für Misshandlungen habe es nicht gegeben. Allerdings habe die Sozialarbeiterin das Kind nur bekleidet gesehen. „Sonst wären ihr ja mögliche Verletzungen aufgefallen“, sagte Matz. Nun sei sie selbst zutiefst geschockt über den Tod des Kindes. „Wir haben uns gefragt, ob wir hätten andere Schlüsse ziehen müssen. Aber es ist nun mal so, dass es keine absolute Sicherheit gibt“, sagte Matz. Tanja Buntrock

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