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Polizei am Tor. Beamte beim Einsatz an Neuruppiner Oberschule.

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Brandenburg: Unterricht unter Polizeischutz

Angedrohter Amoklauf an Neuruppiner Schule endet mit Ermittlung wegen Störung des öffentlichen Friedens

Neuruppin – Um sechs Uhr früh durchsuchen Sicherheitskräfte mit vier Sprengstoffspürhunden die Alexander-Puschkin-Oberschule in Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). Nach einer Amokdrohung ist am Donnerstag nicht an normalen Schulbetrieb zu denken. 67 Polizisten sichern das Gebäude ab, für den Ernstfall wartet im Hintergrund das Spezialeinsatzkommando (SEK).

Sebastian Schulz (16) aus der 10. Klasse ist einer der wenigen Schüler, die pünktlich bis 7.45 Uhr bei eisiger Kälte erscheinen. „Wir haben schon am Dienstag von Gerüchten gehört, dass ein Mitschüler was ins Internet gestellt hat“, sagt er. Viel reden will er nicht, zeigt sich betroffen. Mit Sebastian wagen sich gerade 16 Schüler in den Backsteinbau, 300 sind hier angemeldet. Aber Schulleiter Jörg Sokolowski (48) hat es den Eltern freigestellt, ihre Kinder daheim zu lassen. Von 25 Lehrern kommen nur 17.

Ausgelöst hat das alles ein 16-Jähriger aus der 10. Klasse. In einem Internetforum von 99 Puschkin-Schülern hatte er geschrieben, am „Donnerstag wird die Schule geil“, auch das Wort „Amoklauf“ fiel. Am Dienstag alarmierten Schulleiter Sokolowski und ein Vater die Behörden, am Mittwoch wurden die Eltern informiert. „Es war ein vager Hinweis eines Schülers nach Hörensagen“, sagt Polizeisprecherin Dörte Röhrs.

In der Schule reden die Lehrer mit den wenigen Schülern über den Vorfall, die Stimmung ist gedämpft, „zumal wir nicht wissen, wo der Ursprung des Gerüchtes ist“, sagt Sokolowski. „Wir haben das mit den Kollegen ausgewertet. Morgen werden wir das in den Klassen aufarbeiten. Wir versuchen so schnell wie möglich zum Alltagsgeschäft zurückzukehren.“ Die Drohung nehme er sehr ernst, aber „hier hat es nicht den Anschein, als ob es sehr ernsthaft gemeint war“.

Der 16-Jährige Verfasser hatte ausgesagt, nicht Urheber der Drohung zu sein, sondern diese nur wiedergegeben zu haben. Seit gestern steht er unter Verdacht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Störung des öffentlichen Friedens. Ein Ermittler spricht von einer „verworrenen Geschichte“. Es gebe bei dem Schüler „keine Anhaltspunkte von Ernsthaftigkeit“, sagt der Neuruppiner Oberstaatsanwalt Jürgen Schiermeyer.

Zumindest hat der eigens erstellte Notfallplan gegriffen. Seit dem Amoklauf von Winnenden (Baden-Württemberg) im März 2009 registrierte das Landeskriminalamt 57 Drohungen – von konkreten Ansagen bis zur Prahlerei. Im August legte das Bildungsministerium einen Handlungs-Katalog vor, mit denen die Schulen Notfallpläne erarbeiten sollten.

Für die Polizei in Ostprignitz-Ruppin ist es der erste Einsatz dieser Art. Um zehn Uhr ist der Spuk vorbei, die Polizisten rücken ab. „Aber wir sind gut vorbereitet“, sagt Sprecherin Röhrs. „In der Prignitz haben wir ein altes Schulgebäude, dort üben die Kollegen mit Farbmunition.“ Alexander Fröhlich

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