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Demonstranten von Fridays for Future sprechen sich dafür aus, beim Volksentscheid in Berlin für Klimaneutralität bis 2030 zu stimmen.

© imago/IPON

Warum macht jeder seins?: Berlin und Brandenburg brauchen gemeinsamen Klimaschutz

Ohne Brandenburg wird Berlin nicht klimaneutral werden können. Was der Klima-Volksentscheid in der Bundeshauptstadt mit der Mark zu tun hat.

Ein Kommentar von Thorsten Metzner

Die spinnen, die Berliner. Pardon! Doch auf diesen Nenner lässt sich bringen, was Brandenburgs Politik – egal in welchen Parteifarben – vom aktuellen Klima-Volksentscheid nebenan hält, Berlin bis 2030 klimaneutral zu machen. Beide Bundesländer hängen zusammen, die Wechselwirkungen sind groß, ob beim Verkehr oder in der Energieversorgung, wo ohne Lausitzer Braunkohlestrom in Berlin derzeit noch die Lichter ausgingen. Wie steht es eigentlich um den Klimaschutz in der Hauptstadtregion?

Jeder macht seins. Weder Energie- noch Klimapolitik sind bisher passgenau aufeinander abgestimmt. Brandenburg will Deutschlands Vorreiter für klimaneutrale Industrie werden und treibt den Ausbau neuer Solar- und Windparks voran – zur Eigenversorgung. In der Energiestrategie, die die Kenia-Regierung jüngst erneuert hat, ist nachhaltiger Strom für Berlin bislang nicht vorgesehen. Windräder und Solarpanele auf Flächen, die den Berliner Stadtgütern im Speckgürtel gehören, werden dafür nicht reichen. Und die Erwartung, typisch Berlin, dass Brandenburg eben seine Landschaft mit noch mehr Windrädern bestückt, werden schon die Ex-Berliner im Land – eine Million sind rausgezogen seit 1990 – platzen lassen. Notfalls per Volksentscheid.

Berlin sollte CO2-Zertifikate in Brandenburg kaufen

In Berlin ist man parteiübergreifend zwar fix mit der Forderung, dass Brandenburg gefälligst schon bis 2030 seine Braunkohlekraftwerke dichtmachen möge. Vergessen wird aber oft, dass die Tagebaue mit den abgepumpten Grubenwässern maßgeblich mit dafür sorgen, dass die Spree in der Hauptstadt nicht nur als Rinnsal ankommt. Die Operation Kohleausstieg in der Mark ist für Berlin, das sein Trinkwasser auch aus Uferfiltrat von Spreewasser bezieht, alles andere als trivial. Sonst kann man im Spreebett künftig schon mal den Berlin-Marathon laufen lassen.

Und trotzdem: Es gäbe zumindest einen Weg, wie die Metropole tatsächlich bis 2030 – im Rahmen der gegenwärtigen Instrumente in Europa – klimaneutral werden könnte. Und zwar, indem Berlin CO2-Zertifikate in Brandenburg kauft: Für Klima-Mischwälder, die angepflanzt werden. Für Klima-Moore, die wieder vernässt werden. Ob Waldumbau oder Moorprogramm – beides dauert ewig in der Mark, weil eine tragfähige Finanzierungsgrundlage fehlt. Die gäbe es mit Klima-Milliarden aus Berlin. Nebenbei könnte auch Brandenburg so deutlich früher klimaneutral werden, nicht erst 2045. Das wäre ein Win-Win-Deal für die Hauptstadtregion. Brandenburg sollte dem Klimavolksentscheid der Berliner vielleicht doch Erfolg wünschen.

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