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Brandenburg: Zu wenig Lehrer: Berlin mobilisiert die letzten Reserven

Berlin - Berlins Schulen steuern auf einen eklatanten Lehrermangel zu. Damit nach den Ferien nicht zu viel Unterricht ausfällt, lässt Bögers Verwaltung zurzeit überall kleinste Personalüberhänge sammeln und verteilt sie um.

Berlin - Berlins Schulen steuern auf einen eklatanten Lehrermangel zu. Damit nach den Ferien nicht zu viel Unterricht ausfällt, lässt Bögers Verwaltung zurzeit überall kleinste Personalüberhänge sammeln und verteilt sie um. Selbst bereits genehmigte Schulversuche werden geopfert, um anderswo Lehrer-Lücken zu stopfen. Die Opposition ist besorgt, dass die Schulen bei der Deutschförderung für ausländische Kinder Abstriche machen könnten, um zumindest den regulären Unterricht abdecken zu können. Doch bald sei nicht einmal mehr der gesichert. „Im Herbst kann die Stundentafel nicht gehalten werden, wenn es keine Neueinstellungen gibt“, sagt CDU-Schulexperte Gerhard Schmid. Für Özcan Mutlu von den Bündnisgrünen steht fest, dass „SPD und PDS die Integration kaputt machen“, wenn das Lehrpersonal fehlt. Besonders dramatisch ist die Lage an den Grundschulen. In etlichen Bezirken fehlen noch immer Lehrer. Dutzende Grundschulen sollen das neue Schuljahr mit einer Personalausstattung „von unter 100 Prozent“ beginnen. Das heißt: Sie haben keine Vertretungsreserve und müssen größere Klassen als empfohlen einrichten, um mit den Lehrern auszukommen. Aber auch die Oberschulen müssen Federn lassen. „Wir liegen bei 98 Prozent. Es gibt keine Reserven mehr“, berichtet ein alarmierter Schulleiter aus Reinickendorf. Leistungs- und Grundkurse müssen zusammengelegt werden, weil für kleine Lerngruppen das Personal nicht reicht. Am Goethe-Gymnasium in Lichterfelde wird die einzige Philosophie-Lehrerin abgezogen: Da Philosophie kein Pflichtfach ist, muss sie gehen, denn die Schule muss Lehrer abgeben, damit sie rein rechnerisch nicht mehr über 100 Prozent Personalausstattung liegt. Rund 290 Lehrer müssen von den Ober- an die Grundschulen wechseln. Aber selbst das reicht nicht. In Tempelhof-Schöneberg fehlen noch 15 Grundschulehrer – und das, obwohl hier die Förderstunden für „Deutsch als Zweitsprache“ bereits halbiert wurden, um Stellen zu sparen. Vor allem Schulen im sozialen Brennpunkt befürchten, dass so Erreichtes verloren geht. So war die Spreewald-Grundschule hinter dem „Sozialpalast“ in Schöneberg jüngst sehr stolz auf ihr gutes Abschneiden bei den Vergleichsarbeiten. Dies habe man erreicht durch eine besonders intensive Förderung in den ersten beiden Klassen, sagt Schulleiter Erhard Laube. Doch wegen der Stellenstreichungen bei der Sprach- und auch bei der Behindertenförderung sei das Niveau kaum zu halten. „Jeder Lehrerausfall wird zu weiterem Unterrichtsausfall führen“, prognostiziert CDU-Mann Gerhard Schmid. Schon jetzt fallen rund drei Prozent der Stunden ersatzlos aus: rund 15000 pro Woche – bei vergleichsweise guter Personalausstattung. Susanne Vieth-Entus

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