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Mais oui! Voltaire-Fünftklässler lernen bald auf Französisch.

© Kitty Kleist-Heinrich

Voltaire-Schule in Potsdam: Abitur auf Französisch

Die Voltaire-Schule bietet ab 2016 ein deutsch-französisches Doppelabitur an – ein Novum in Potsdam

Zwei Länder, ein Abschluss: Die Voltaire-Gesamtschule will ab 2016 ein deutsch-französisches Abitur anbieten. Für das sogenannte AbiBac – „Bac“ steht verkürzt für das französische „Baccalauréat“, den dortigen Abiturabschluss – sollen die Schüler nicht nur intensiven Sprachunterricht, sondern auch Fachunterricht auf Französisch erhalten. Starten will die Gesamtschule mit französischem Unterricht in den Fächern Geschichte und Politische Bildung, perspektivisch sei auch ein Unterricht in Geografie denkbar, sagte Lena Boesing, die zuständige Französisch-Fachbereichsleiterin, den PNN. Der Vorteil für die Abiturienten: Mit dem Doppelabschluss können sie sich ohne weitere Anerkennungsvorgänge an allen deutschen und französischen Hochschulen zum Studium bewerben.

Es handele sich brandenburgweit erst um die zweite Schule, die ein solches Angebot mache – am Heinitz-Gymnasium in Rüdersdorf südöstlich von Berlin hatten in diesem Sommer die ersten Schüler den deutsch-französischen Doppelabschluss gemacht. In anderen Bundesländern, auch in Ostdeutschland, sei ein solches Doppelabitur aber schon länger üblich. Am 1994 gestarteten AbiBac-Programm nehmen derzeit mehr als 160 Gymnasien in Frankreich und Deutschland teil.

Die Nachfrage gebe es auch in Potsdam, sagte Voltaire-Schulleiterin Karen Pölk den PNN. So meldeten sich bei der Schule pro Woche zwei bis drei Eltern, die neu nach Potsdam gezogen seien und für ihre Kinder eine Schule mit Französisch als erster Fremdsprache suchten. Damit treffen sie aber einen wunden Punkt, sagt Pölk: Bislang gebe es in Potsdam keine Grundschule, die Französisch als erste Fremdsprache anbiete. Das sei gerade in einer Stadt, wo der Austausch mit Frankreich Tradition hat – Stichwort Hugenotten oder Voltaire –, schade.

Das Konzept für das AbiBac an der Voltaire-Schule entwickelte Fachbereichsleiterin Lena Boesing, die sich schon während ihres Studiums auf das Thema bilinguale Ausbildung spezialisierte. Vom Landesschulamt gebe es bereits die mündliche Zusage, mit dem nötigen OK von der Kultusministerkonferenz und der französischen Seite rechnet die Schule fest.

Angeboten werden soll das AbiBac zunächst nur für die sogenannte Leistungs- und Begabtenklasse – es ist eine von fünf solcher Klassen in Potsdam. In die Klasse können Schüler nach der vierten Klasse wechseln, wenn ihre Grundschule dafür eine Empfehlung ausstellt und zusätzlich eine Eingangsprüfung gemeistert wird. Sie bekommen dann mit der AbiBac-Orientierung ab der fünften Klasse intensiven Französisch-Unterricht, ab der siebenten Klasse kommt Fachunterricht auf Französisch hinzu. Ein späterer Wechsel zum regulären Abi bleibt möglich.

Voraussetzung für den Doppelabschluss sind ab der elften Klasse die Belegung der Leistungskurse Französisch und Geschichte auf Französisch. Empfohlen wird auch die Teilnahme an einem Schüleraustausch – für das AbiBac-Programm werde die Voltaire-Schule eine neue Partnerschule zugewiesen bekommen. Mit einer Schule in der französischsprachigen Schweiz und einer zweiten in Saint Germain en Laye unweit von Paris kooperiert die Schule bereits jetzt. Für den AbiBac-Abschluss müssen die Schüler neben der schriftlichen Französisch-Prüfung auch eine mündliche ablegen.

Bilingualen Unterricht – also Fachunterricht in anderen Sprachen als Deutsch – gibt es bereits an mehreren Potsdamer Schulen. Am Helmholtz-Gymnasium etwa können Schüler bilingual auf Französisch lernen. Dort kann auch die Prüfung für das Delf-Sprachzertifikat abgelegt werden. Das Einstein-Gymnasium bietet bilingualen Unterricht in Englisch und Spanisch an. Die Internationale Schule in der Waldstadt und das Neue Gymnasium Potsdam in Babelsberg – beides private Schulen – haben einen Englisch-Schwerpunkt mit bilingualem Unterricht.

Voltaire-Schulleiterin Karen Pölk verspricht sich vom AbiBac eine Schärfung des Schulprofils. Die Voltaire-Schule hat für 2016 eine weitere Neuheit für kreative oder musisch begabte Schüler geplant: Dann soll die erste sogenannte Werkstatt-Klasse im Jahrgang 7 starten. Das neue Fach „Werkstatt Ästhetische Horizonte“ wende sich an Kinder, die eine kreative Ader – etwa als Musiker, Tänzer, Schauspieler, Autor oder Videomacher – haben. In dem Fach, das von Deutsch-, Musik- und Kunstlehrern gemeinsam geplant und unterrichtet wird, sollen die Schüler mit ihren kreativen Anlagen experimentieren können. Neben einem festen Modul mit Unterrichtsinhalten aus den Fächern Deutsch, Musik und Kunst sollen sie dafür projektbezogen arbeiten – denkbar sei etwa die Entwicklung eines Musicals, erklärte Pölk.

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