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Leerstand und Verfall. Seit Jahren gibt es Streit um das Terrassenhaus Nutheschlange am Humboldtring.

© Andreas Klaer

Abriss verzögert sich weiter: Streit um Potsdamer Nutheschlange geht in die nächste Runde

Das Terrassenhaus der Nutheschlange am Humboldtring bleibt wohl länger stehen als gedacht. Der Rechtsstreit um den Abriss geht weiter.

Das Terrassenhaus der Nutheschlange wird vorerst noch nicht abgerissen. Wie der Eigentümer, die kommunale Immobilienholding Pro Potsdam auf PNN-Anfrage mitteilte, dauere der Rechtsstreit um das Gebäude noch an. „Wir bitten um Verständnis, dass wir uns zu einem laufenden Gerichtsverfahren nicht äußern können“, so eine Sprecherin. Der Streit um das leerstehende Terrassenhaus dauert schon einige Jahre an.

Der vom Berliner Architektenehepaar Doris und Hinrich Baller entworfene Wohnkomplex am Humboldtring mit 38 Wohnungen ist vom Abriss bedroht, weil er wegen Mängeln nicht mehr bewohnbar ist. Die Pro Potsdam will das in den 90er Jahren konzipierte Haus abreißen, weil die Sanierung 14,7 Millionen Euro kosten würde und unwirtschaftlich sei. An seiner Stelle soll ein Neubau mit 90 Wohnungen entstehen. Mithilfe von Fördermitteln sollen 75 Prozent davon Sozialwohnungen sein.

Im Juni 2022 hatte das Landgericht Potsdam zugunsten der Pro Potsdam entschieden. Dem Architektenehepaar Doris und Hinrich Baller stünden keine Ansprüche aus dem Urheberrecht zu, den Abriss zu verhindern. Es überwiege das Interesse der Pro Potsdam, Sozialwohnungen zu errichten. Zuvor war ein vom Gericht angeregter Vergleich nicht zustande gekommen. Gegen die Entscheidung konnten jedoch Rechtsmittel eingelegt werden, was nun geschehen ist. Ein Termin für eine erneute Entscheidung ist noch nicht bekannt.

Bei der Pro Potsdam ist man angesichts dessen erstmal vorsichtig. „Eine Konkretisierung unserer baulichen Pläne werden wir ebenfalls erst nach dem Abschluss des Verfahrens ausarbeiten und dann zum gegebenen Zeitpunkt kommunizieren“, hieß es auf PNN-Anfrage.

Protest gegen den Abriss gibt es auch von einer Anwohnerinitiative und vom Bund deutscher Architekten. Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte den jahrelangen Konflikt 2019 mit dem Vorschlag eines Erbbaupacht-Modells für das Haus lösen wollen. Eine solche Lösung zur Sanierung des Hauses hatte das Ehepaar Baller befürwortet, war aber mit den von der Pro Potsdam geforderten Bedingungen nicht einverstanden.

Wie berichtet hält die Pro Potsdam eine Sanierung für unwirtschaftlich, weil die Baumängel erheblich seien. So habe kein Statiker die Standfestigkeit des Außenmauerwerks nachweisen können, hatten Unternehmensvertreter 2019 bei einem Rundgang mit Journalisten erklärt. Die Außenwände bestünden nur aus einer Schicht Ziegelmauerwerk, dahinter folge eine Dämmung und eine Trockenbauwand. Da das Außenmauerwerk zudem porös sei, dringe Feuchtigkeit ins Innere ein.

Probleme hatte es von Anfang an gegeben. 1997 wurde mit dem Bau begonnen, erst sieben Jahre später wurde das Ensemble vollständig fertiggestellt. Nur wenige Jahre später waren die ersten Sanierungsarbeiten fällig.

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