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Links und rechts der Langen Brücke: Alles getan?

Links und rechts der Langen Brücke Sabine Schicketanz über den tragischen Tod eines Potsdamers, der viele Fragen aufwirft Ein Mann erfriert im Babelsberger Park. Nur einen Tag zuvor hat man seine Wohnung zwangsräumen lassen.

Links und rechts der Langen Brücke Sabine Schicketanz über den tragischen Tod eines Potsdamers, der viele Fragen aufwirft Ein Mann erfriert im Babelsberger Park. Nur einen Tag zuvor hat man seine Wohnung zwangsräumen lassen. Der Gerichtsvollzieher war da, hat womöglich die Möbel abtransportieren lassen, die Tür verschlossen. Der Mann stand auf der Straße. Doch anstatt sich Hilfe zu suchen, verbrachte er die Nacht im Park. Und überlebte sie nicht. Es ist ein tragischer Vorfall – und er wirft Fragen auf. Haben die zuständigen Behörden tatsächlich alles getan, um dem Mann zu helfen? Sicherlich, er hat offensichtlich die vielfachen Angebote und Aufforderungen, sich helfen zu lassen, ausgeschlagen. Indem er nicht auf sie reagierte. Doch können die Behörden, in diesem Fall das Potsdamer Sozialamt, dann tatsächlich davon ausgehen, dass der Mann sich selbst geholfen hat? Nein. Eher muss das Gegenteil gelten: Wer sich nicht meldet, hat vielleicht die Kontrolle über das eigene Leben schon verloren, ist kaum noch in der Lage, nach Hilfe zu fragen. Das ist noch viel schlimmer, als wenn jemand Unterstützung braucht. Deshalb ist die Nachfrage, ob die Mitarbeiter des Sozialamtes oder Vertreter des Obdachlosenheimes nicht genau im Moment der Zwangsräumung hätten vor Ort sein sollen, gerechtfertigt. Auch, wenn das bisher nicht gängige Praxis war. Mit Sicherheit lässt sich zwar nicht sagen, ob der 41-Jährige dann bereit gewesen wäre, vorübergehend Unterkunft im Obdachlosenheim zu nehmen. Doch vielleicht hätte er daran gehindert werden können, sein Leben aufzugeben. Deshalb sollte sorgfältig darüber nachgedacht werden, das System der Hilfe zu verändern, zu verbessern. Außer Frage steht allerdings andererseits, dass nicht nur die Behörden von Amts wegen dafür zuständig sind, sich zu kümmern – oder ihnen jetzt pauschal die Schuld gegeben werden darf. Zuständig dafür sind auch Familie, Freunde, Nachbarn. Hat niemand etwas mitbekommen? Hat niemand gemerkt, wie es um den Mann stand? Das ist schwer zu beantworten, ohne die Umstände zu kennen. Doch es ändert nichts daran, dass fest steht: So etwas darf nicht passieren.

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