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Im September begann die Sanierung des Kleinen Schlosses in Babelsberg.

© Ottmar Winter

Auf der Suche nach dem Original: Kleines Schloss in Babelsberg wird bis 2024 saniert

Bald sollen auf dem Dach der einstigen „Prinzenburg“ wieder Türmchen thronen. Ins Erdgeschoss soll ein Restaurant ziehen.

Das Interieur des mondänen Kleinen Schlosses im Schlosspark Babelsberg ist derzeit eine Baustelle. Große Teile des Bodens sind aufgerissen, Spinnenweben hängen von den Decken und Arbeitsgeräte liegen auf dem Boden. Doch die Fliesen an den Wänden und das Lüftungsrohr oben an der Decke deuten darauf hin, was hier entstehen soll.

„Wir stehen hier im wahrsten Sinne des Wortes in der kalten Küche“, sagt Steffen Domalski. Der Projektleiter in der Abteilung Architektur bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg (SPSG) führte am gestrigen Dienstag Journalistinnen und Journalisten durch das noch unfertige Innere des Kleinen Schlosses im Park Babelsberg.

Sanierung soll 2024 abgeschlossen sein

Im September hat die Sanierung in dem historischen Gebäude begonnen, das seit über zwei Jahren leer steht. Die Erneuerung wird die Fassaden umfassen, alle Etagen der Innenräume und nicht zuletzt das Dach: Wenn die Sanierung abgeschlossen ist, sollen dort auch wieder die vier Ziertürmchen thronen, die 2007 abgetragen worden sind.

Die Baukosten werden sich voraussichtlich auf 2,98 Millionen Euro belaufen, teilte die SPSG mit. Bis Mitte 2024 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Dann soll ins Erdgeschoss des Schlosses ein Restaurant einziehen. Die zwei Wohnungen im Obergeschoss sollen von Mitarbeitenden der Stiftung bezogen werden.

Hier entsteht die künftige Küche im Kleinen Schloss.
Hier entsteht die künftige Küche im Kleinen Schloss.

© Ottmar Winter

Doch bis es soweit ist, gebe es noch einiges zu tun, sagt Domalski. Zum Beispiel soll es von den Seiten des Gebäudes eine Rampe geben, damit auch Menschen, die auf einen Rollstuhl angewiesen sind, barrierefrei das geplante Restaurant erreichen können. Rund 200 Quadratmeter seien für die Gastronomie eingeplant, sagt Domalski. Hinzu komme noch ein Außenbereich mit direktem Blick auf den See. Die Wohnungen im Obergeschoss umfassen je 90 und 60 Quadratmeter und locken beide mit Panoramablick.

Auch auf dem Dach des kleinen Schlosses soll sich einiges ändern. Dorthin führt eine kleine, schmale Wendeltreppe. „Das war früher ein Dienstbotengang“, erklärt Domalski. Die Teerpappen, die aktuell das Dach bedecken, sollen durch Zinkblech ersetzt werden, um dem historischen Schlösschen näherzukommen. „Wir schauen: Was vom aktuellen Stand ist denkmalschutzrelevant? Da geht es um Formen, Farben und Materialien“, erklärt er.

Bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg für die Sanierung des Kleinen Schlosses zuständig: Steffen Domalski.
Bei der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg für die Sanierung des Kleinen Schlosses zuständig: Steffen Domalski.

© Ottmar Winter

Wobei das mit der Authentizität so eine Sache ist beim Kleinen Schloss: „An diesem Gebäude ist seit seiner Entstehung ständig gearbeitet worden. Es gibt nicht den einen Originalzustand“, sagt Domalski. Wichtig sei ihm: „Wir werden jetzt nicht künstlich eine Schloss-Chimäre inszenieren“, sagt er. „Denn streng genommen war das ja nie ein Schloss, das Repräsentationszwecken diente, sondern hier haben Menschen gewohnt.“

Vom Stall zur „Prinzenburg“

Um 1800 hat ein örtlicher Weber den Grundbau des späteren Kleinen Schlosses errichtet. Wenig mondän waren hier Wohn- und Stallräume untergebracht. Bis 1841/42 kamen die beiden Seitenflügel hinzu. Aus dieser Zeit stammen laut SPSG auch die Dachtürmchen, die im Zuge der Sanierung wiederaufgebaut werden sollen. Bis zum Ende der 1840er Jahre lebte in der „Prinzenburg“, wie das Schlosss zu dieser Zeit genannt worden ist, der preußische Prinz Friedrich Wilhelm, der spätere Kaiser Friedrich III..

Bei einer Sanierung muss man historische, künstlerische und architektonische Aspekte beachten.

Haiko Türk, Denkmalschützer

Nach 1888 diente es als „Damenhaus“ der Gräfin Luise von Oriola. Ab 1934 lebte hier im Obergeschoss der Komponist Hans Chemin-Petit. Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Beseitigung von Kriegsschäden ist das Kleine Schloss 1958 zur Parkgaststätte „Strandterrassen“ umgebaut worden. 1981 wurden die Ziertürmchen restauriert.

Das Innere des Kleinen Schlosses wird derzeit umfassend saniert.
Das Innere des Kleinen Schlosses wird derzeit umfassend saniert.

© Ottmar Winter

Sanierung als Zeitreise

Worauf es bei der Sanierung denkmalgeschützter Bauten ankommt, weiß Haiko Türk, Mitarbeiter im Landesamt für Denkmalpflege Brandenburg: „Der Startpunkt einer Sanierung ist immer der aktuelle Zustand“, erklärt er. Von dort aus versuche man, die einzelnen Zeitschichten zu identifizieren: „Welche Elemente sind prägend für das Gebäude? Was ist nur eine unbedeutende Reparatur? Lässt sich eine zusammenhängende, besonders prägende Phase der Baugeschichte finden? Diese Fragen muss man sich in diesem Zusammenhang stellen“, sagt Türk.

Die Sanierung des Schlosses soll 2024 abgeschlossen werden.
Die Sanierung des Schlosses soll 2024 abgeschlossen werden.

© Ottmar Winter

Dabei seien historische, künstlerische und architektonische Aspekte zu beachten. „Wesentlich für das kleine Schloss ist der Zustand vom Anfang des 20. Jahrhunderts, also nach der Kaiserzeit und vor dem Zweiten Weltkrieg“, sagt Türk.

Von den Ziertürmchen, die zumindest optisch den Höhepunkt der Sanierung bilden werden, gibt es sogar noch originale Bauteile aus dem 19. Jahrhundert, verrät Türk. Frank Kallesee, Sprecher der SPSG, sagt, wenn dies statisch und baurechtlich möglich sei, wolle man diese Teile auch wieder bei der Sanierung verwenden. „Es geht uns immer darum, möglichst nah am Original zu bleiben, auch was die Materialien angeht“, sagt er.

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