zum Hauptinhalt

Von Erik Wenk: Aufklärung mit Bier

22-jährige Potsdamerin ist Botschafterin für eine bundesweite Brauerei-Initiative gegen Alkohol am Steuer

Mit Alkohol im Blut ist Henriette Hafermann noch nie gefahren. Entsprechend überrascht war sie, als sie vor einem Monat den Test machte: „Danach war ich sehr ernüchtert.“ Die Probefahrt passierte freilich unter Aufsicht. Denn die 22-jährige Potsdamerin ist nicht irgendeine Fahrerin. Sie ist offizielle Botschafterin der Verkehrssicherheitskampagne „Geklärt wer fährt“, die – ausgerechnet – von Deutschlands zweitgrößter Bierbrauerei „InBev Deutschland“, die etwa Becks und Hasseröder herstellt, bezahlt und organisiert wird.

Anfang Dezember hatte der Alkoholhersteller 20 junge Erwachsene, die sich dafür beworben hatten, nach Hannover eingeladen – für einen speziellen Test. „Wir haben beim Adac ein Verkehrs-Sicherheitstraining und Reaktionstests gemacht, indem erst wir nüchtern einen Parcours gefahren sind. Dann haben wir uns – unter Aufsicht – 0,5 Promille angetrunken“, sagt Henriette Hafermann. Danach musste sie den Parcours mit einem Beifahrer noch einmal absolvieren „Da wurden schon sehr viel mehr Hütchen umgefahren“, sagt die junge Frau, die Betriebswirtschaftslehre studiert. Die Idee hinter dem Test: Wer selbst schon mal unter Alkoholeinfluss gefahren ist, weiß, wovon er redet, und erreicht Gleichaltrige besser. Vor der kontrollierten Alkoholfahrt gab es Seminare, welche die Teilnehmer auf ihre Botschafter-Tätigkeit vorbereiteten.

Die Relevanz der Aufklärung liegt auf der Hand: 43 821 Mal krachte es 2009 auf Deutschlands Straßen – wegen alkoholisierter Fahrer. Die Bilanz: 440 Tote. Damit ist jeder neunte Verkehrstote in Deutschland ein Opfer von Alkoholfahrten. Rund 25 Prozent der Unfallverursacher – und damit Spitzenreiter – sind Jugendliche zwischen 18 und 25 Jahren.

Solche Zahlen gefielen auch „InBev Deutschland“ nicht: „Klar freuen wir uns, dass euch unsere Biere schmecken“ heißt es in einer „Geklärt wer fährt“-Broschüre, aber Unfälle sollen deswegen nicht gebaut werden. Seit 2008 touren Mitarbeiter der Initiative daher durch große deutsche Clubs und Discos, sprechen mit jungen Fahranfängern über das Problem und versuchen sie davon zu überzeugen, dass einer immer nüchtern bleiben sollte, um seine Freunde später sicher nach Hause zu fahren. Ein ähnliches Projekt gibt es im Land Brandenburg mit der „Lieber sicher, lieber leben“-Kampagne schon seit 1997.

In Clubs oder Discos geht Henriette Hafermann als Botschafterin für die Kampagne allerdings nicht. „Ich spreche vor allem mit Freunden und plane auch noch öffentliche Seminare über das Thema an der Uni. Da kann man sich dann zum Beispiel solche Rausch-Brillen aufsetzen, durch die man sehen kann, wie es ist, wenn man betrunken ist. Wir bekommen da sehr viel Material zur Verfügung.“ Warum sie sich nun aber ausgerechnet für dieses Thema so engagiert? Einen konkreten Anlass kann die junge Frau nicht benennen, außer das sie es „einfach blöd“ findet, wenn Jugendliche trinken und fahren: „Ich habe da Freunden auch schon die Autoschlüssel weggenommen.“ Ihr Engagement könnte sich aber auch in anderer Hinsicht für sie lohnen – die „InBev“ stellt in Aussicht, dass die aktivsten Botschafter rückwirkend ihre Führerscheinkosten bezahlt bekommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false