zum Hauptinhalt

Homepage: Aus Leidenschaft für das Denken Sabine L. Müller erhielt den Bachorski-Preis 2005

Eine aufregende Zeit, sagt sie. Gerade erst ist der Workshop Filmtheorie vorbei, dann eine Geburt im nahen Bekanntenkreis, ihre Magister-Arbeit hatte sie im März abgegeben, über die Metapher „conceit“ in Peter Greenaways Film „Der Kontrakt des Zeichners“.

Eine aufregende Zeit, sagt sie. Gerade erst ist der Workshop Filmtheorie vorbei, dann eine Geburt im nahen Bekanntenkreis, ihre Magister-Arbeit hatte sie im März abgegeben, über die Metapher „conceit“ in Peter Greenaways Film „Der Kontrakt des Zeichners“. Dann irgendwann hatte sie ihr Prüfer Prof. Peter Drexler im Gang angesprochen, er wollte sie für den Bachorski-Preis der Universität Potsdam vorschlagen. Und nun, in einer Stunde, bekommt die 27-jährige Sabine L. Müller den mit 500 Euro dotierten Preis zum Fakultätsfest der Philosophischen Fakultät verliehen. Eigentlich dachte die Anglistin, sie hätte sich mit ihrer Arbeit zu Greenaway zu weit aus dem Fenster gelehnt. Das Wort „conceit“ lässt sich nicht übersetzen, eine überspannte Metapher wie gesagt, so etwas wie der „Floh als der Tempel der Liebe“, weil er dem einen sein Blut nimmt und es dann mit dem des anderen zusammenbringt. Ein Film voll Methaphern, Frauen mit Birnenbäumen etwa. Und dann der Zeichner, der sich zur Verschwörung aufmacht, der er dann selbst zu Opfer fällt. Ein außergewöhnlicher, sehr anspruchsvoller Film, die junge Frau sah ihn mit 16 zum ersten mal, heimlich im Nachtprogramm. Danach hat sie ihn noch viele Male gesehen, die Thematik tauchte im Laufe ihres sechsjährigen Studiums an der Potsdamer Uni und in den USA immer wieder auf. Fazit ihrer Arbeit: Der Film ist eine Kritik an den Erkenntnismethoden, an dem ewigen Glauben an die Erkenntnis. Damit hat sie sich augenscheinlich nicht zu weit aus dem Fenster gelehnt: Sie bekam eine 1,0. Und nun der Hans-Jürgen Bachorski-Preis. Er wird zum vierten Mal verliehen, zum Gedenken an den im Jahre 2001 verstorbenen Professor des Instituts für Germanistik. Die Auszeichnung wird für herausragende studentische Abschlussarbeiten vergeben, die in exemplarischer Weise das Lehr- und Forschungsangebot der Fakultät repräsentieren. In ihrem Vortrag „Only where love and need are one!“ sprach Sabine L. Müller gestern dann über die Leidenschaft für ihr Fach. Der Titel lehnt sich an ein Gedicht von Robert Frost an: Nur wo Beruf und Leidenschaft zusammen gehen, entstehe ein großes Werk. Etwa bei Greenaway, oder bei der Magister-Arbeit über seinen Film. Ohne Leidenschaft hätte sie das Anglistik-Studium in Potsdam nicht geschafft, sagt die Studentin: „Kennen sie Golm im Winter?“ Den Preis sieht sie als Aufforderung: „Als Bestätigung, dass mir jemand zutraut, dass ich kämpfen kann.“ Das Studium war für sie ein Privileg, ihre Geschwister durften als Kinder eines evangelischen Pastors in der DDR nicht studieren, ihr kam die Wende zu Gute. Nun wünscht sie sich, an der Uni zu bleiben, ein Angebot zur Promotion habe sie bereits. In die Wirtschaft zu gehen, kommt für sie nicht in Frage: „Ich liebe den Freiraum des Denkens.“ Jan Kixmüller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false