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Links und rechts der Langen Brücke: Bezahlbar – oder nicht?

Sabine Schicketanz über die drohenden Kündigungen bei Studio Babelsberg – und die Spekulationen über die Gründe

Die Frage muss erlaubt sein: Ist es noch möglich, im großen Stile Filmhandwerker als fest Angestellte zu beschäftigen? Die Geschäftsführung von Studio Babelsberg, das seit Ende April 2005 ein börsennotiertes Unternehmen ist, beantwortet die Frage eindeutig mit Nein. Denn sie will 40 oder mehr ihrer Filmhandwerker entlassen. Noch in diesem Jahr, meint zumindest der Betriebsrat, werden die Kündigungen zugestellt. Die Bewertung dieses personellen Aderlasses fällt offenbar selbst den Betroffenen schwer: Die Chefs bemühten sich doch, aber was sollten sie denn tun, wenn die Hollywood-Produzenten nach Osteuropa abwandern, wo das Filmemachen billiger ist, fragen die einen. Eine Firma, die wie das Art Department Verluste mache, könne eben nicht einfach weitergeführt werden. Andere sehen die Lage ganz anders: Die Geschäftsführung nutze nur die Gunst der Stunde, sich des teuren Personals zu entledigen – und habe das von Anfang an vorgehabt. Nur war es bisher kaum möglich, denn die Richtlinien für die vor zehn Jahren ins Unternehmen geflossenen 3,7 Millionen Euro öffentlicher Fördergelder sehen vor, dass zehn Jahre lang mindestens 155 feste Arbeitsplätze erhalten werden. Andernfalls hätte ein Teil der Fördergelder zurückgezahlt werden müssen. Doch die Richtlinien-Frist läuft Mitte Januar aus. Dass die Geschäftsführer dies sofort nutzen wollen, sehen die skeptischen Mitarbeiter als Indiz dafür, dass womöglich nicht aus wirtschaftlichen Zwängen gekündigt werde. Ebenso, dass für einen möglichen Erhalt der Arbeitsplätze keine Hoffnung ins neue deutsche Steuermodell für die Filmwirtschaft gesetzt wird und auch nicht in einen neuen US-Großauftrag. Damit bleibt die Frage unbeantwortet: Sind festangestellte Filmhandwerker tatsächlich nicht mehr bezahlbar – oder will Studio Babelsberg sie nicht mehr bezahlen?

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