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Landeshauptstadt: Bis zu 100 neue Fälle von Drogenmissbrauch im Jahr Verein Chill Out feierte 6. Jahr des Bestehens und kämpft für sich

Von Kay Grimmer Sein Geburtstagswunsch war ein einleuchtender: „Safer Sechs – die Sicherheit, weitere sechs sichere Jahre für die Beratung und Prävention in der akzeptierenden Drogenarbeit“, formulierte der Chef der Suchtberatungsstelle, Frank Prinz-Schubert seine Zukunftserwartungen. Am vergangenen Sonnabend feierte man unter gleichem Motto den sechsten Geburtstag des Vereins, dessen Zukunftsaussichten jedoch derzeit so düster wie nie sind.

Von Kay Grimmer Sein Geburtstagswunsch war ein einleuchtender: „Safer Sechs – die Sicherheit, weitere sechs sichere Jahre für die Beratung und Prävention in der akzeptierenden Drogenarbeit“, formulierte der Chef der Suchtberatungsstelle, Frank Prinz-Schubert seine Zukunftserwartungen. Am vergangenen Sonnabend feierte man unter gleichem Motto den sechsten Geburtstag des Vereins, dessen Zukunftsaussichten jedoch derzeit so düster wie nie sind. Wenn es nach den Planungen der Stadt geht, werden Drogenberatung und Präventionsarbeit erheblich gekürzt und neu ausgeschrieben (PNN berichteten). Sorgenvolle Blicke in die Zukunft bei Frank Prinz-Schubert. 1997 fand er sich mit drei weiteren Sozialarbeitern zusammen, „weil es an der Zeit war, sich dem Drogenproblem zu stellen“. Mitte der 90er Jahre hatte sich der Konsum legaler und illegaler Substanzen in den Neuen Bundesländern den westlichen Werten weitestgehend angepasst, „doch der Stadt war die Problematik nicht wichtig“. Mit Informationen und ersten Hilfsangeboten auf meist ehrenamtlicher Ebene begannen Prinz-Schubert und seine Helfer mit der akzeptierenden Drogenarbeit – „von der Stadt in der ersten Zeit eher misstrauisch beäugt“. Erst 1999 gab es eine regelmäßige Förderung seitens der Stadt. „Wir sind mit den Anforderungen an uns auch gewachsen, durch den Kontakt mit Schulen, die Hilfe bei Betroffenen haben wir viel gelernt in den sechs Jahren“, fasst der Chef zusammen. Nach mehrmaligen Umzügen fand sich schließlich ausreichend Raum für eine umfassende Beratungs- und Präventionsarbeit. Drei finanzierte Stellen, die sich vier Mitarbeiter teilen, wurden geschaffen. Die vor dem Aus stehen! Der Grund: Im aktuellen Entwurf des Jugendförderplans für 2004 existierte zwar noch der Passus, sich auf die Erfahrungen des Vereins Chill-Out in der Drogenarbeit zu stützen, doch Sozialbeigeordnete Elona Müller erklärte, dass neueste Planungen eine komplette Neuausschreibung des gesamten Präventions- und Beratungsbereichs bei gleichzeitiger Mittelkürzung vorsehen. Zwar entschied sich der Jugendhilfeausschuss mehrheitlich gegen die Neuausschreibung, doch noch ist der Entwurf nicht abgesegnet. Prinz Schubert kritisiert die momentane Entwicklung: „Von den derzeit 7,5 Stellen für die Drogenarbeit in Potsdam werden, wenn den städtischen Vorstellungen zugestimmt wird, nur 3,5 Plätze übrig bleiben. Das ist doch eine Entwicklung gegen den Bedarf“, schüttelt er verständnislos den Kopf. Immerhin steigen, laut seinen Angaben, die Beratungsgespräche jährlich an, mit bis zu 100 zusätzlichen Fällen rechnet man für das laufende Jahr. Außerdem gehe auch in Potsdam der Trend verstärkt zur Konsumierung harter Drogen. „Und die Stadt ist darauf schon jetzt nicht vorbereitet, und bei den geplanten Kürzungen kann sie noch weniger darauf reagieren.“ An der Ausschreibung habe sich der Verein jedoch beteiligt – „wir wollen uns nicht aus der Verantwortung stehlen“ – aber lieber wäre Prinz-Schubert eine Fortsetzung ihrer Arbeit. „Die kostet zwar Geld, aber ohne unsere Tätigkeit werden die Folgekosten erheblich höher“, prophezeit Prinz-Schubert. Zwar werde der Verein weiter existieren, doch die Arbeit könne nur noch auf ehrenamtlicher Eben fortgesetzt werden. „Der Verein ist wie ein zweites Kind für mich“, sagt er. Wohl auch deshalb kämpft er weiter für den Erhalt des gesamten Angebots, selbst an einem Feiertag, wie dem sechsten Geburtstag.

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