zum Hauptinhalt

Landeshauptstadt: Brüten für die Wachstumsmärkte

In der Reichsbahnvilla in Babelsberg entsteht ein weltweit einzigartiges Gründerzentrum

In der Reichsbahnvilla in Babelsberg entsteht ein weltweit einzigartiges Gründerzentrum Von Jan Kixmüller Babelsberg – In Israel sind Venture-Capital-Fonds zur Förderung von Firmen nichts besonderes. Daher hat Eran Davidson, Fachmann für Inkubator-Projekte aus Tel-Aviv, nicht lange gezögert, als ihm Hasso Plattner angeboten hat, einen solchen „Brutkasten“ in Potsdam zu etablieren. In Deutschland ist die Idee zur Förderung von Start-Ups mit Risikokapital durch andere Unternehmen neu. Für Davidson eine echte Herausforderung: „Hier sind wir die ersten.“ Weltweit ist der Potsdamer 50-Millionen-Euro-Brutkasten in der ehemaligen Reichsbahnvilla auch eine Neuheit, denn sein Kapital wird ausschließlich aus privaten Quellen – Plattner selbst gibt 25 Millionen Euro – aufgelegt. Was viel Bürokratie erspart, so Davidson, der mit ähnlichen Projekten auf Grundlage öffentlicher Gelder auch schlechte Erfahrungen gesammelt hat. So kommt Potsdam wie schon bei der Gründung des öffentlich-privat finanzierten Hasso-Plattner-Instituts (HPI) einmal mehr eine Vorreiter-Rolle zu, und wieder ist es SAP-Gründer Hasso Plattner, der mit seinem Privatvermögen den Anstoß dafür gibt. Wenn Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) daraus gleich einen Dreiklang von HPI, Inkubator und dem ebenfalls von Plattner geplanten Campus am Potsdamer Jungfernsee macht, muss ihn der Mäzen allerdings bremsen. Wenn die Gründer nach etwa zwei Jahren ihren „Brutkasten“ verlassen, müssten sie sich nicht zwangsläufig am Jungfernsee ansiedeln. Dort gäbe es zudem Verzögerungen, da der Bebauungsplan des Areals im Norden der Stadt noch einmal auf den Kopf gestellt werde. Der Inkubator in Griebnitzsee hingegen ist so gut wie gestartet. Die ersten Gründerideen werden geprüft, sie müssen eine maßgeschneiderte „road-map“ für die künftige Entwicklung aufstellen und verfolgen. Enthusiasmus und „Spirit“ zähle bei der Auswahl, im Vordergrund stehe die Persönlichkeit. „Wir sind für alle offen, auch für Leute ohne Hochschulabschluss“, so Davidson. Was zähle, sei die Idee, vor allem aber auch, „dass die Gründer ihr Ego zuhause lassen“. Geboten werden im Inkubator unter anderem Hilfestellungen von erfahrenen Coachs, Unterstützung in Produktdesign, Marketing, eine hervorragende technische Infrastruktur, Büroservice und die Vermittlung von Firmenpartnern. Die Firmenideen sollten aus dem Bereich Informationstechnologie und Telekommunikation kommen, beides dynamische Wachstumsmärkte. Der große Zukunftsmarkt liegt nach Ansicht des IT-Experten Plattner in der Umstellung der Heimelektronik auf digitale Systeme. Hier dürfe Deutschland nicht erneut den Anschluss verpassen, wie zuvor schon bei der Computer- und Unterhaltungselektronik. Der „Brutkasten“ am Griebnitzsee soll eine Initialzündung dafür sein, und gerne auch Nachahmer finden. www.hp-ventures.com

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false