zum Hauptinhalt

Von Kay Grimmer: „Diäten sind Quatsch“

Die Potsdamerin Jeanette über ihre Zeit bei der Abnehm-Show „The Biggest Loser“

Drewitz – Die Haare sind kürzer. Das fällt als erstes auf, als eine fröhliche Jeanette ihre Wohnungstür in Drewitz öffnet. Der zweite Blick erhascht eine erschlankte Figur. Jeanette hat durch das Fernsehen abgenommen. Die Potsdamerin nahm an der Show „The Biggest Loser“ teil, die bereits 2007 aufgezeichnet und derzeit ausgestrahlt wird (heute, 20.15 Uhr, Pro Sieben). Eine Sendung, bei der Kandidaten um die Höhe der verlorenen Pfunde wetteifern. „Mit meinen überschüssigen Kilos war ich schon lange unzufrieden“, erzählt die heute 31-Jährige. Nach der Geburt ihres dritten Kindes blieb das Übergewicht und wuchs nach der vierten Schwangerschaft noch an. 96 Kilo verteilten sich auf den ein Meter und siebenundsechzig Zentimeter Jeanette. „Es war irgendwann schlimm. Selbst meine Familie hat mein Übergewicht belastet“, erinnert sich Jeanette. Sie probierte alles: von der Kartoffel-Diät bis zu Schlankheitstropfen. „Da entdeckte ich die Anzeige in der Zeitung ,Wir suchen XXL-Leute’.“ Sofort schickte sie eine Mail. „Ich hatte ja kein Problem, zuzugeben, dass ich dick war. Ich hatte ein Problem damit, dass ich überhaupt dick war.“

Die offene, fröhliche Art von Jeanette – mit der sie noch heute punktet – begeisterte nicht nur das Casting-Team. Nach einem Gesundheitscheck ging es kurz darauf zum Treffen mit den 13 Leidensgenossen, gemeinsam reiste man für zehn Wochen nach Ungarn in die Nähe von Budapest, um in zwei konkurrierenden Teams unter Anleitung und Beobachtung abzunehmen.

„Mein Mann und meine vier Kinder waren in meinem Hinterkopf immer dabei.“ Vor allem Jeanettes älteste Tochter, die 15-jährige herzkranke Nicole, war Motivation, so weit wie möglich zu kommen, bekannte sie in der vergangenen Woche in der Sendung. „In Amerika gibt es einen Herzspezialisten aus Leipzig, der eine mögliche Operation anbietet. Dafür würde ich die Siegprämie sofort einsetzen“, sagte sie vor der Kamera. Ob sie jedoch gewonnen hat, bleibt indes noch offen.

Schlimm während der Campzeit seien die Wettkämpfe gewesen, gesteht sie heute, anderthalb Jahre danach. „Wir wussten nie, welche Übung uns erwartet.“ Andererseits sei es für sie überraschend gewesen, wie sehr man eigene Grenzen überschreiten konnte. Doch die Zeit im Team bleibt Jeanette in bester Erinnerung. Zu allen gibt es auch heute noch Kontakt. „Unser Team hatte echtes Herz. Wir haben uns gegenseitig motiviert. Es war wie eine Familie“, sagt Jeanette auch anderthalb Jahre nach der Aufzeichnung.

Heute muss sie zuhause allein trainieren – und das ist schwer, gibt Jeanette zu. „Mein Team fehlt da am meisten.“ Morgens und abends steht sie auf dem Stepper. 2000 Schritte absolviert sie, zu ihrer Lieblingsmusik von Depeche Mode. „Es ist schwer, dass allein durchzuziehen“, gesteht sie. Doch ein Fitnessstudio sei keine Alternative: „Das ist ja wie Modeschaulaufen, selbst inFrauenstudios geht es mehr um Klamotten als ums Training“, schimpft sie. Neben dem regelmäßigen Sport profitiere sie vor allem von den Ernährungstipps der Show-Betreuer. Eines weiß sie: „Diäten sind totaler Quatsch.“ Noch heute befolgt sie andere Ratschläge wie die Drei-Teller-Regel: „Die besagt eine Tellerhälfte ist mit Gemüse gefüllt und die andere Hälfte bleibt unterteilt für Kohlehydrate und Fleisch.“ Mit diesen Tipps wiegt die 31-Jährige heute 81 Kilo – fünfzehn Kilo weniger als zu Showbeginn. Noch nicht genug Gewichtsverlust, wie sie findet. 60 Kilogramm sind das Ziel – „soviel habe ich früher gewogen, vor meinen Schwangerschaften.“

Vorwürfen, dass die Show menschenverachtend sei und Magersucht fördere, hält sie entgegen: „Das ist totaler Quatsch. Ich habe so viel gelernt, wie ich mich gesund ernähre, welcher Sport gut ist. Menschenverachtend sind Sendungen wie die Dschungelshow, bei der Kandidaten, um Essen zu bekommen, widerliche Sachen wie Känguru-Penis verzehren müssen.“

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false