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Landeshauptstadt: Die Hexen-Macherin

Die 31-jährige Potsdamerin Susi Bär hat als Maskenbildnerin bei dem neuen Film „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“ mitgemacht

Es geht um fiese Hexen und ein schwerbewaffnetes Geschwisterpaar: Bei dem am gestrigen Donnerstag in den Kinos angelaufenen Märchen-Actionfilm „Hänsel & Gretel: Hexenjäger“ konnte sich Susi Bär austoben, wie sie sagt. Die gelernte Maskenbildnerin hat vor zwei Jahren mit dem Berliner „Twilight Creations“-Spezialeffekt-Studio dafür gesorgt, dass ein düsteres Kostüm - und Actionspektakel entstehen konnte.

Die Aufgabe der 32-Jährigen: Wochenlang stellte sie plastische Make-up-Elemente her. Diese sogenannten Prosthetics wurden den Schauspielern dann auf die Körper und in ihre Gesichter geklebt, um sie in möglichst gruselige Fratzen zu verwandeln. „Das hat einen Riesenspaß gemacht“, sagt Susi Bär.

Im Dezember 2010 bekam die Berliner Firma das Projekt auf den Tisch, zwei Monate später begann die Umsetzung, vier Monate sollte es dauern. „So eine Maske entsteht nicht in zwei Stunden“, sagt Susi Bär. Etliche Arbeitsschritte seien nötig: An Hand eines detaillierten Gips-Kopfmodells eines Schauspielers wird mit Modelliermasse die Maske geformt und später zeitaufwendig angeklebt. „Eine gute Fantasy-Maske erkennt man daran, dass zum Beispiel die Haut sehr echt aussieht.“

Im Film sind Hexen mit allen möglichen Visagen zu sehen: Gejagt von Hänsel und Gretel, die 15 Jahre nach den allen bekannten traumatischen Geschehnissen im Hexenhaus wohlauf und nun im Märchenwald berufsmäßig mit Armbrust und abgesägter Schrotflinte auf Hexenjagd sind. In das Design der Masken konnte das „Twilight Creations“-Team viel Kreativität stecken. Die Ideen des Regisseurs seien zunächst in groben digitalen Zeichnungen vorgelegt worden, um einen ersten Eindruck von den jeweiligen Charakteren zu bekommen, sagt „Twilight Creations“-Chef Jörn Seifert. Mit einem Designer zusammen seien diese Entwürfe dann überarbeitet und mehr Details hinzugefügt worden. „Nicht jede Idee war so eins-zu-eins umzusetzen, wie sie auf dem Papier zu sehen war“, sagt Seifert, „dadurch konnten wir aber auch viel an den Hexen mitgestalten.“ So habe das Team die Augen und Zähne komplett designen können. „Dadurch, dass solche Projekte in Deutschland selten vorkommen, war die tägliche Arbeit mit Hexen ein besonders großes Vergnügen.“

Susi Bär, die in Potsdam-West lebt, arbeitet seit 2007 in ihrem Metier. Damals hatte sie eine Ausbildung an der Berliner Hasso-von-Hugo-Maskenbildnerschule beendet und sich selbstständig gemacht. „Das Spannende ist, dass man das Aussehen eines Menschen vollkommen verändern kann“, sagt Susi Bär. Auch privat sehe sie deswegen gern Fantasy-Verfilmungen wie jetzt „Hänsel und Gretel“. „Als Maskenbildnerin ist alles mein Ding, was unecht ist, aber echt aussieht.“

Noch eine Besonderheit hat ihre Arbeit: Sie muss diskret sein. Denn die Potsdamerin lernt viele Schauspieler persönlich kennen – und muss deswegen vor jedem Dreh Verschwiegenheitserklärungen abgeben. Auch über die Produktion von „Hänsel & Gretel“, die sie zu ihren bisher anspruchvollsten Arbeiten zählt, durfte sie lange nicht reden. Dass ihre Arbeit im Zeitalter zunehmender Digitalisierung irgendwann einmal nicht mehr gebraucht wird, darum sorgt sich Susi Bär nicht. „Maskenbildner und digitale Effekte vertragen sich ganz gut.“ Inzwischen sei eine Diskussion über die schwierigen Arbeitsumstände auch in der Digitalbranche entstanden – auch dort werde immer mehr verlangt für immer kleinere Budgets und in immer kürzeren Zeiträumen. „Wir Filmschaffende sitzen da alle im gleichen Boot“, glaubt die Potsdamerin. Und sie sagt noch einen Satz: „Unser Handwerk stirbt nicht aus.“

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