zum Hauptinhalt

© Sebastian Gabsch/PNN

Die kleine Dicke: Von Äußerlichkeiten und inneren Rätseln

Haben Sie auch mit der neuen Zeitung gefremdelt? Dann sind Sie nicht allein. Aber keine Sorge: Das gibt sich.

Eine Kolumne von Steffi Pyanoe

Wie kommen Sie mit unserer neuen Zeitung zurecht? Eine Woche ist sie jetzt alt. Bei einem Baby zählt man anfangs Stunden, dann Tage, Wochen, Monate. Nach einer Woche hat man in der Regel schon gut zueinander gefunden und weiß halbwegs, wie das Kind tickt. Kleine geburtliche Blessuren sind auf dem Weg der Besserung und das Kindchen lächelt einen schon an, wenn es satt ist.

Ich habe am ersten Tag durchaus mit der neuen Neuen gefremdelt, und in einem Sentimentalitätsanfall die letzte alte aus dem Altpapier zurückgeholt. Darf die neue mit der Klammerung eigentlich ins Altpapier? Jedenfalls flattert sie nicht so schnell auseinander, aber wenn man was zum Einwickeln für halbmeterlange Lauchstangen braucht, wird’s ein Gefummel. Meterware zum Auslegen auf dem Fußboden, beim Malern oder Basteln, gibt die auch nicht mehr her.

Aber das sind Äußerlichkeiten. (Man möchte immer eine große Lange, und dann bekommt man eine kleine Dicke, schrieb Tucholsky.) Der Inhalt ist viel wichtiger. Ich habe beim Zeitunglesen bisher übrigens immer hinten angefangen. Weil da die Auflösung vom Kreuzworträtsel des Vortags steht. Und erst wenn die neue PNN da war, habe ich mir das Rätsel vom Vortag vorgeknöpft. Denn den Frust ungelöster Fragen halte ich nicht aus. Dann lieber warten. Ist wie im Leben, oder wie in der Politik: Wenn’s wo klemmt, erstmal Tee trinken und einen Tag später löst sich alles von selbst.

Kreuzwortraetsel
Für Rätselfüchse.

© ddp

Nur vergangene Woche nicht, denn es fehlt die Auflösung vom letzten Kreuzworträtsel. Weil die PNN plötzlich nur noch Sudokus hatte. Ich halte Sudokus sowieso für Zeitverschwendung ohne Mehrwert und habe nie verstanden, was so schön daran ist, blind und strategiebefreit Zahlen zu ordnen, wegzuradieren und umzuschreiben, ohne dass die Gedanken spazieren gehen können zu entlegenen Gebirgen, Gewürzen und Komponisten, ohne einzutauchen in die herrliche Welt der Synonyme, Gegenteile, historischer Maßeinheiten, Körperteile und Tiere.

Ich halte Sudokus sowieso für Zeitverschwendung ohne Mehrwert.

Steffi Pyanoe, PNN-Kolumnistin

Weibliches Haustier mit drei Buchstaben? Sau oder Kuh, war aber nicht rauszukriegen, weil ich dazu einen Gott der Polynesier brauchte und die griechische Schicksalsgöttin, von der hatte ich aber nur ein A vom Gebirgszug in Südosteuropa und das E vom Heldengedicht. Was ich wusste, war der deutsche Fußballspieler, ein Toni, dessen S am Ende des Nachnamens den geistigen Gehalt mit vier Buchstaben stiftete. Das ergab Sinn.

Aber dann lag da das halbfertige Kästchen. Würde ich je die Auflösung erfahren? Kurz vorm Verzweifeln kam die Samstagsausgabe, mit Rätsel auf der Seite 29, von der es irgendwie mehrere gibt, aber das lerne ich schon noch. Mit Geduld. Es war übrigens die Kuh.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false