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Familienfreundliches Potsdam. Nach jahrelanger Zurückhaltung investiert Potsdam auch wieder mehr in Spielplätze – wie hier auf der Freundschaftsinsel.

© Johanna Bergmann

Familien in Potsdam: Die nächste Generation

Potsdam gilt als kinderfreundlich. Doch das Niveau zu halten, ist aufwendig und kostet viel Geld. Die PNN geben einen Überblick.

Potsdam - 2007 war es die Nachricht: Potsdam ist laut Prognos-„Familienatlas“ die familienfreundlichste Stadt Deutschlands. Auch bei der Nachfolgestudie 2012 erreichte Potsdam den Spitzenplatz bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie es in der Untersuchung des renommierten Wirtschaftsforschungsinstituts heißt. Aus Anlass des heutigen Weltkindertags analysieren die PNN, wie es heute um die Kinderfreundlichkeit in Potsdam steht.

Weniger Kinder in Hartz-IV-Familien

Zunächst eine ermutigende Nachricht: Der Anteil der in Potsdam lebenden Kinder, deren Familien Hartz IV beziehen müssen, ist in den vergangenen Jahren leicht gesunken. Nach Zahlen der Stadtverwaltung und der Arbeitsagentur lebten Anfang Januar dieses Jahres 4374 Kinder und Jugendliche zwischen null und 18 Jahren in sogenannten Bedarfsgemeinschaften – das sind 15,5 Prozent von insgesamt 28 108 Potsdamern in diesem Alter. Vor fünf Jahren, Anfang 2011, lebten 4027 Kinder in auf Hartz IV angewiesenen Familien – bei damals insgesamt 23 115 Kindern in Potsdam entspricht das einem Anteil von 17,4 Prozent.

Ein Sprecher von Prognos teilte zudem auf Anfrage am Dienstag mit, im gerade erst veröffentlichen „Zukunftsatlas“ des Instituts nehme Potsdam beim Anteil der Bedarfsgemeinschaften – zumindest im Vergleich zu anderen Kommunen in Ostdeutschland – einen überdurchschnittlich guten Wert ein. Insgesamt liege Potsdam im Deutschlandvergleich auf Platz 298 von 402.

Zuzug junger Familien

Zumindest der Ruf von Potsdam lockt junge Familien an. In der Kategorie Zuzug junger Erwachsener erreichte Potsdam beim aktuellen Zukunftsatlas Rang 51 in Deutschland – auch im Bundesvergleich „ein signifikant hoher Wert“, wie der Prognos-Sprecher sagte.

Engpässe bei der Kinderbetreuung

Das Wachstum der Stadt ist bekanntlich zuletzt deutlich rasanter ausgefallen als im Rathaus prognostiziert. Daher hat speziell das Jugendamt der Stadt mit Engpässen bei den Krippen-, Kita- und Hortplätzen zu kämpfen. Wie es zuletzt aus dem Jugendamt hieß, seien derzeit im Krippenbereich neun Familien mit dem Rechtsanspruch auf einen Platz unversorgt, der Kita-Tipp sei bei der Suche behilflich. 23 anderen Familien, die Anfang April noch bei der Stadt als Suchende registriert waren, sei inzwischen geholfen worden, hieß es weiter. Zugleich verhandeln Stadt und private Kita-Träger weiterhin über künftige Finanzierungsregeln bei Kita-Neubauten – im Fall eines Scheiterns droht, dass weniger Kitas als benötigt gebaut werden.

Ein weiterer Aspekt: Angesichts des schlechten Betreuungsschlüssels in den Kitas der Stadt haben innerhalb eines Monats mehr als 1500 Potsdamer eine Online-Petition unterschrieben. Darin wird die Stadt aufgefordert, Geld für Ausfallvertretungen von Erziehern zur Verfügung zu stellen. Bei 1800 Unterschriften wird die Petition den Stadtverordneten zur Stellungnahme übergeben.

Neue Schulen werden gebaut

Wegen des Wachstums der Stadt muss Potsdam auch sein erst 2014 beschlossenes Schulneubauprogramm von insgesamt 160 Millionen Euro um weitere 80 Millionen erweitern, wie am Wochenende Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) bestätigte. Um überhaupt den Bedarf zu decken, sind an vielen Stellen Unterrichtscontainer aufgestellt worden. Allerdings: Laut dem neuen Prognosatlas liegt die Schulabbrecherquote – also der Anteil der Jugendlichen ohne Abschluss – in Potsdam bei 4,8 Prozent. Das liegt unter dem Bundesdurchschnitt von 5,6 Prozent und unter dem Mittelwert für Ostdeutschland von 8,5 Prozent. Das ergibt Prognos-Rang 180 von 402.

Mehr Geld für Spielplätze

Jahrelang wurden Potsdams Spielplätze auf Verschleiß gefahren – jetzt wird wieder investiert. Im vergangenen Jahr hat das Rathaus mehr als 100 000 Euro für Spielplätze ausgegeben, für dieses Jahr wurde das Budget sogar noch einmal verdoppelt, auf 210 000 Euro, wie ein Stadtsprecher am Dienstag bestätigte. In den Jahren zuvor hatte der Fachbereich Grünflächen stets über zu wenig Geld geklagt.

Weniger Jugendkriminalität

Trotz der insgesamt steigenden Kinderzahlen ist in Potsdam der Anteil jugendlicher Tatverdächtiger bei Kriminalfällen in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. 2010 waren noch 21,6 Prozent der Tatverdächtigen Kinder oder Teenager unter 21 Jahren, 2015 waren es noch 18,8 Prozent. Allerdings ist die Jugendkriminalität in Deutschland nach Angaben des Bundesinnenministeriums ausweislich der sogenannten Polizeilichen Kriminalstatistik insgesamt rückläufig.

Ein neues Siegel für Kinderfreundlichkeit

Das Rathaus bemüht sich nach einem im vergangenen Jahr gefassten Beschluss der Stadtverordneten um das neue Siegel „Kinderfreundliche Kommune“ des Vereins „Kinderfreundliche Kommunen“, getragen vom Deutschen Kinderhilfswerk und Unicef Deutschland. Inzwischen gebe es dazu eine Reihe von Vorschlägen, die auf ihre Umsetzbarkeit geprüft würden, sagte eine Stadtsprecherin am Dienstag. Bis Ende des Jahres wolle die Verwaltung dazu einen Aktionsplan vorlegen.

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