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Landeshauptstadt: Dürrezeit für Entente Florale

Wie Stadtgärtner versuchen, Schaden von Potsdams Bewerbung für den Blumenwettstreit abzuwenden

Wie Stadtgärtner versuchen, Schaden von Potsdams Bewerbung für den Blumenwettstreit abzuwenden Von Henri Kramer Für die städtische Mitarbeiter im Bereich Grünflächen ist das Wochenende am Badesee in dieser Zeit in Gefahr: Sondereinsätze für Blumen sind in diesen Sommerwochen die Regel, wie Grünflächenchefin und Bewässerungskoordinatorin Antje Solmsdorf erzählt. „Wenn wir zwei Tage gar nicht wässern, können wir uns gleich die gesamte Arbeit sparen, weil dann sowieso alles verdorrt ist.“ Gerade das soll aber vermieden werden, wegen Potsdams Teilnahme am Entente Florale-Ausscheid um Europas blühendste Blumenstadt. Vom 4. bis zum 6. August kommt dazu eine Jury-Kommission zu Besuch. „Dass wir jetzt ordentlich wässern ist ein ganz wichtiger Beitrag für den Wettbewerb“, sagt Solmsdorf. Einer der Brennpunkte ist die Freundschaftsinsel. Ihr Gärtner Jörg Näthe sagt: „Eine blumige Oase, die im Sommer für Abkühlung sorgt, muss umsorgt werden.“ Dabei hilft auf der Insel das Bewässerungssystem, das zuletzt zur Buga 2002 erneuert wurde. Ein Praktikant und ein Zivildienstleistender bedienen dort ab früh um sieben die Pumpe, verlegen Schläuche und schließen die Rasensprenkler an. Das Wasser, das aus ihnen auf die Wiese spritzt, kommt aus der Havel. „Es ist zwar nicht ideal, auch tagsüber bei starkem Sonneneinfall zu gießen, aber mehr lassen die Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst nicht zu – es war schwer genug, die Wochenendschichten zu organisieren“, sagt Näthe. An Samstag und bei Bedarf auch Sonntag sind die Mitarbeiter des Bereichs Grünflächen ab früh um sechs Uhr unterwegs. Dann fahren wie an normalen Wochentagen ein bis vier Wasserwagen durch die Stadt. In jeden der kleineren LKW passen 2000 Liter, wie Bereichsleiterin Solmsdorf sagt. „Wir verwenden ein Gemisch aus Havel- und Trinkwasser, pro Saison kostet so ein Wagen 2000 bis 3000 Euro“, sagt sie. Einer der Wassermobile wird von der Potsdamer Wohnungsgenossenschaft 1956 gesponsort – dafür prangt ihr Logo darauf. Gegossen wird jedoch nicht alles, was wächst – die meisten Rasenflächen und Bäume müssen ohne Hilfe von den Stadtgärtnern gegen die Hitze bestehen. Besonders Augenmerk wird laut Solmsdorf auf die frisch gepflanzten Sommerblumen gelegt, ebenso auf die von vielen Sponsoren angelegten Blumenbeete für die Entente Florale. Die zusätzlichen Blütenflächen für den Wettbewerb, um Potsdam als europäische Blumenstadt bekannt zu machen, ist für Inselgärtner Näthe einer der Gründe, warum die „Arbeitsspitze“ zur Zeit so groß ist. „Dazu kommt natürlich die Urlaubszeit und das ständig warme und trockene Wetter.“ Auch durch den kurzen Regen am vergangenen Samstag sei der „Notstand“ nur etwa 24 Stunden „entkrampft“ gewesen. Deshalb hofft Näthe auch darauf, dass die Potsdamer sich nicht nur auf die Verwaltung verlassen, sondern auch selbst einmal gießen. „Blühende Blumen schaffen eben auch ein Gefühl, wie es Plastiknatur nicht vermitteln kann“, ermuntert er. Den privaten Gärtnern rät Näthe, zur Zeit ein bewusstes Gleichgewicht des Gießens zu schaffen, wie er es auch auf der Freundschaftsinsel versucht. „Es ist ein Schneckenjahr“, sagt er. „Wenn also abends gegossen wird, dann kommen Schnecken hoch und fressen die Pflanzen, die sie mögen.“ Allerdings würde bei frühen Gießen mehr Wasser ungenutzt verdunsten, zum Teil könnten junge und noch „nicht abgehärtete“ Pflanzen durch die Sonnenstrahlen zur Mittagszeit sogar verbrennen, weil die Tropfen wie eine Linse wirken. „Das ist mir allerdings noch nicht passiert.“ Nur an einem Ort in Potsdam klappt das Gießen ganz ohne menschliche Hilfe. Unter den Rasenflächen vom Platz der Einheit verläuft ein automatisches Bewässerungssystem, das sich aus dem Grundwasser speist. Nachts fahren sich dann die Rasenbenetzer mittels Zeitschaltung aus. Trotzdem sind Teile der Wiese bereits verdorrt und damit gelb, während. andere Flächen noch saftig grün aussehen. „Ich kann nur vermuten, dass ein Teil der Anlagen kaputt ist“, sagt Näthe, der auch für einen Teil der Innenstadtnatur verantwortlich ist. „Oft ist es schon vorgekommen, dass die Sprenkler vonbestimmten Jugendlichen einfach kaputt gemacht worden sind.“ Auch auf seiner Insel kämpft Näthe mit ungebetenen Gästen, wenn es warm ist. „In lauen Sommernächten bleibt viel mehr Müll liegen, was uns jede Menge Arbeit beschert.“ Allerdings sagen Näthe und Solmsdorf auch, dass sie gegen eine Sache wirklich machtlos sind: das kontinentale Klima von Potsdam. „Wenn noch Wind weht, ist das wie in der Wüste – gelbe Wiesen gehören da einfach zum Bild der Mark“, so Solmsdorf. Und Näthe fordert: „Wenn Potsdam im August zum Jurybesuch aufblühen soll, müssen alle unbedingt weiter am Ball bleiben.“

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