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Seit 70 Jahren verheiratet: Henny und Alfred Sachse feierten Jubiläum.

© M. Thomas

Landeshauptstadt: Ein Herz und eine Seele und eine große Familie

Henny und Alfred Sachse aus Babelsberg feierten am Sonntag Gnadenhochzeit

„Jung gefreit hat nie gereut“, zitierte Kulturdezernentin Iris Jana Magdowski (CDU) aus dem deutschen Sprichwörterschatz am Sonntag bei der Gratulation. Die Hochzeit der Eheleute Alfred und Henny Sachse liegt allerdings lange zurück. Am 31. Juli 1941, nach lange ersehntem Heimaturlaub, der wieder und wieder verschoben worden war, heiratete das junge Paar in Hennys Heimatort im Harz. In der Familie mit den drei Schwestern war der junge Mann gleich herzlich willkommen gewesen, erinnert sich heute die zweite Tochter Annelie.

Der Alt Nowaweser Tischlergeselle Alfred Sachse lernt seine Henny kennen, als sie 1940 in dessen Handwerksfamilie in Stellung kommt. Gleich darauf wird er in den Krieg eingezogen, den er mit unwahrscheinlich viel Glück überlebt. „Auf der Krim ist ihm durch eine Handgranate das Gesicht weggeflogen“, sagt Sohn Karl-Peter ein wenig lakonisch, und von weiteren Schussverletzungen trage er bis heute das eine oder andere Stück Metall im Körper. Die Amerikaner bringen ihn nach Kriegsende mit einem Lazarettschiff von Frankreich nach Alabama, da hat er schon zwei kleine Töchter, die zu Hause auf ihn warten. Ende 1945 endlich wieder daheim, kann er seinen Beruf nicht mehr ausüben und schult um, gemeinsam mit seiner Ehefrau, auf eine Tätigkeit im Hotel- und Gaststättenwesen. „Sie waren dadurch immer zusammen, bis auf die ersten Kriegsjahre und einige Wochen, als Vater im Krankenhaus war“, sagt die Tochter, eigentlich eine große Leistung. Das findet auch Magdowski, die als am längsten Verheiratete unter den Beigeordneten zur Feier der Gnadenhochzeit der Sachses die Glückwünsche des Oberbürgermeisters überbringt. In letzter Zeit wird viel gefeiert bei Familie Sachse. Hennys 90. Geburtstag liegt noch nicht lange zurück, bald wird Alfred 92 und vor vier Wochen wurde ihr 14. Urenkelkind geboren. Gern haben sie ihre große Familie mit vier Kindern und zwölf Enkeln um sich, da unterscheide sich sein Vater auch von seinem Namensvetter „Ekel Alfred“, aber die Serie mit Alfred Tetzlaff gehöre zu seinen Lieblingssendungen, weiß Sohn Karl-Peter. Der kümmert sich auch um praktische Dinge, wohnt mit den Eltern in einem Haus. Ein Treppenlift wurde eingebaut und täglich kommt eine Schwester. „In ein Pflegeheim kommen unsere Eltern nicht“, sagt Karl-Peter Sachse. Fußball schauen ist sein großes Hobby. Der Sport war immer schon seine Leidenschaft, von seinem ersten Gesellenlohn kaufte er sich sofort eine Karte fürs Babelsberger Stadion. „Das hat damals etwa 80 Pfennig gekostet“, weiß er noch. Seine Frau liest gern, solang die Augen noch mitmachen, oder spielt mit den Urenkeln, wenn sie auf Besuch kommen. Wenn die Kinder von ihren Eltern sprechen, schwingt Stolz mit. „Ach ja, ein guter Genosse war der Vater auch“, sagt Tochter Annelie. „Ich habe mein Leben lang sozial gedacht und gehandelt“, spricht Alfred mit langsamen, bedachten Worten. Einem Vorgesetzten habe er deshalb sogar zur Republikflucht über die damals noch offene grüne Grenze verholfen. Steffi Pyanoe

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