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Hans Joachim Meyer, Sachsens ehemaliger Kulturminister und Sprecher der Freunde der St. Hedwigs-Kathedrale, ist tot.

© dpa/Jörg Carstensen

„Ein kritischer Versöhner“: Letzter DDR-Bildungsminister Hans Joachim Meyer in Babelsberg beigesetzt

Prominente Würdigungen für einen gradlinigen Mahner: Zur Trauerfeier für den langjährigen Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken und früheren sächsischen Minister kamen Spitzen aus Politik und Kirche.

Hans Joachim Meyer, letzter Bildungsminister der DDR und langjähriger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), ist am Freitag in Potsdam beigesetzt worden. Er war am 29. März im Alter von 87 Jahren gestorben. Auch Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) nahm an der Trauerfeier teil. Meyer war nach der Wiedervereinigung erster sächsischer Minister für Wissenschaft und Kunst.

Beim Gottesdienst in der Sankt Antonius Kirche in Potsdam-Babelsberg würdigte ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp Meyers politische und religiöse Geradlinigkeit: „Er lebte und handelte aus einer engen Verbindung seiner politischen Überzeugungen und seines Glaubens heraus.“ Durch seine Geradlinigkeit und seinen in der Zeit der DDR erworbenen untrüglichen Sinn für die Achtung und den Respekt vor der Würde jedes Menschen habe er sich bei allen politischen, gesellschaftlichen und kirchlichen Kräften in Deutschland höchsten Respekt erworben.

Von 1997 bis 2009 stand der gebürtige Rostocker als erster Ostdeutscher dem Laien-Dachverband ZdK vor. Stetter-Karp betonte: „Er hat den Laienkatholizismus am Beginn des neuen Jahrtausends und an einem Wendepunkt deutscher Geschichte maßgeblich geprägt.“ In seiner Amtszeit setzte er sich für mehr Mitbestimmung von Laien in der katholischen Kirche ein und unterstützte die innerkirchlich umstrittene Gründung des Vereins Donum Vitae, mit dem prominente Katholiken 1999 die Schwangerenkonfliktberatung fortsetzten.

„Ein kritischer Versöhner“

Der Berliner Erzbischof Heiner Koch sagte: „Von ihm lernen heißt auch, uns zutiefst unserer gesellschaftlichen und politischen Verantwortung zu stellen. Diese seine Aufforderung bleibt für uns Katholiken auch heute ein mahnendes Zeichen angesichts unserer nicht selten gegebenen Tendenz, uns lieber auf binnenkirchliche Diskussionen zurückzuziehen.“

Stetter-Karp erinnerte zudem an sein Bemühen um ein neues Zusammenwachsen von Ost- und Westdeutschen: „Hans Joachim Meyer war ein kritischer Versöhner, gerade dort, wo die Wunden der über vierzig Jahren währenden deutsch-deutschen Teilung besonders zu spüren waren. Indem er alle kritisierte, wenn es ihm nötig schien, und gleichzeitig alle an der Vision eines neuen Miteinanders teilhaben ließ, war er tief glaubwürdig.“

Die Vorsitzende des Diözesanrats der Katholiken im Erzbistum Berlin, Karlies Abmeier, würdigte Meyer als „eindringlich und prägnant, gradlinig und unerschrocken“. Den Berliner Laien habe er vor allem drei Anliegen hinterlassen: „Selbstbewusst gerade ostdeutsche Erfahrungen und Errungenschaften in Kirche und Politik vorzutragen; das in der doppelten Diaspora praktizierte ökumenische Zusammenwirken weiterzuführen und vor allem uns als Christen auf der Grundlage unseres Menschenbildes und den Prinzipien der katholischen Soziallehre in der Öffentlichkeit in die Belange von Kirche und von Politik einzubringen.“

Meyer war von April bis Oktober 1990 letzter Minister für Bildung und Wissenschaft der einzigen frei gewählten Regierung der DDR unter Lothar de Maiziere (CDU) und von 1990 bis 2002 erster Sächsischer Minister für Wissenschaft und Kunst nach der deutschen Wiedervereinigung.

Der Vater von drei Kindern engagierte sich schon zu DDR-Zeiten in der katholischen Kirche. In den 1970er Jahren war der Professor für Sprachwissenschaft Mitglied der Dresdner Pastoralsynode. Nach der Wiedervereinigung gehörte Meyer zu den Gründern der Katholischen Akademie in Berlin. Zuletzt war er in den vergangenen Jahren als prominentester Gegner des Umbaus der Berliner Sankt-Hedwigs-Kathedrale in Erscheinung getreten. (KNA)

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