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Beigeordnete für Bauen und Soziales in Potsdam gesucht: Eine knifflige Wahl

Sechs Bewerber konkurrieren um zwei Beigeordnetenposten in Potsdam. Bei fast allen gibt es Licht und Schatten. Ein Überblick.

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Potsdam - Zwei vakante Beigeordnetenposten, sechs Bewerber, davon fünf Männer und nur eine Frau: Die Neubesetzung der Chefsessel im Bau- und im Sozialdezernat dürfte für Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) eine knifflige Angelegenheit werden. Wer sind die sechs, die Potsdams Stadtentwicklung und die Sozialpolitik bestimmen wollen? Die PNN geben einen Überblick.

Imogen Buchholz

Die einzige Frau, die es in den Kreis der Finalisten geschafft hat, leitet derzeit das Dezernat für Soziales, Jugend und Gesundheit im Hamburger Stadtbezirk Altona. Mit diesen Erfahrungen im Rücken will sie in Potsdam Nachfolgerin von Elona Müller-Preinesberger werden, die ihr Amt aus privaten Gründen im August aufgibt. Wie Müller-Preinesberger ist auch Buchholz parteilos. Anfragen zu ihrem beruflichen Werdegang wurden von der Pressestelle von Hamburg-Altona am Dienstag nicht beantwortet. In den letzten beiden Jahren hat sie sich dort vor allem um die Bewältigung des Zustroms von Flüchtlingen gekümmert. Oppositionskreise bescheinigen ihr eine gute Arbeit in diesem Bereich. Bundesweit in die Schlagzeilen geriet in Altona allerdings das Jugendamt, das in Buchholz’ Zuständigkeitsbereich fällt. Die Behörde war in die Kritik geraten, nachdem im Dezember 2015 ein einjähriger Junge an einem mutmaßlichen Schütteltrauma gestorben war. Gegen die Eltern wird ermittelt. Eine Jugendhilfeinspektion hatte dem betreuenden Jugendamt danach Versäumnisse vorgeworfen, die die Behörde ihrerseits zurückgewiesen hatte. Ein weiterer Fall betrifft ein damals neun Monate altes Baby, das ebenfalls schwer misshandelt wurde. Das Altonaer Jugendamt stehe in keinem guten Ruf, sagen auch Journalisten aus Hamburg. Dies müsse aber nicht unbedingt Buchholz angelastet werden, letztlich trage die politische Verantwortung die Bezirksbürgermeisterin, hieß es. Schwerer wiegen dürfte ein anderer Vorwurf: Mehrere Angestellte sollen wegen Buchholz das Ressort gewechselt haben, ein CDU-Politiker sprach gegenüber den PNN von Mobbing. „Personalführung“, sagte der Mann, „scheint nicht ihre Stärke zu sein.“

Robert Pfeiffer

Relativ wenig ist offenbar über den 35 Jahre jungen Robert Pfeiffer, derzeit kommissarischer Leiter des Amtes für Jugend und Soziales in Rostock, bekannt. Auch in der Hansestadt sei er bisher nicht sonderlich aufgefallen, sagten Lokaljournalisten vor Ort. Sie charakterisierten ihn als zurückhaltenden Mann mit FDP-Parteibuch. Fachlich versiert soll er sein und ursprünglich aus Berlin stammen.

Mike Schubert

Der aus Potsdamer Sicht prominenteste der drei Kandidaten ist der hiesige SPD-Unterbezirkschef und Vorsitzende der Fraktion der Sozialdemokraten im Stadtparlament, Mike Schubert. Der 43-Jährige gilt, obwohl noch vergleichsweise jung an Jahren, bereits als alter Hase in der Kommunalpolitik. Seit 20 Jahren ist er dort bereits aktiv und er hat sich in dieser Zeit durchaus nicht nur Freunde gemacht, auch innerparteilich. Für Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) jedoch war er stets ein Rückhalt, der ihm – in den meisten Fällen – verlässlich die nötigen Mehrheiten beschaffte. Schubert gilt auch als maßgeblicher Architekt der Rathauskooperation, zu der CDU/ANW und Grüne gehören und die in der Stadtverordnetenversammlung die Mehrheit hat. Schubert arbeitet seit 2009 im Brandenburger Innenministerium als Referatsleiter für Brand- und Katastrophenschutz und Militärangelegenheiten. Im sehr anspruchsvollen Eignungstest, dem die renommierte Personalberatungsfirma Kienbaum die Kandidaten unterzogen hat, soll Schubert nach PNN-Informationen nur Dritter geworden sein. Die Stimmen der Linken dürfte Schubert kaum bekommen, auch im Bürgerbündnis um den Unternehmer Wolfhard Kirsch hat Schubert wenig Freunde. Die Rathauskooperation müsste sehr fest zusammenstehen, um ihn zum Beigeordneten zu wählen.

Jürgen Rausch

Der Baudirektor der hessischen Stadt Marburg ist einer der drei verbliebenen Kandidaten für die Nachfolge des im November abgewählten Matthias Klipp (Grüne), der wegen der Affäre um sein zu groß gebautes Privathaus gehen musste. Rausch leitet in der 73 000-Einwohner-Stadt den Fachbereich für Bauen, Planen und Umwelt und untersteht damit dem dortigen Baudezernenten, ebenfalls ein Grüner. Rausch ist zwar Sozialdemokrat, genießt allerdings nach Aussagen von Lokaljournalisten auch bei den Marburger Grünen Ansehen. Im vergangenen Jahr war Rausch sogar als gemeinsamer Kandidat von SPD und Grünen für die Oberbürgermeisterwahl im Gespräch. Dazu kam es zwar nicht, doch werde Rauschs Arbeit sowohl innerhalb als auch außerhalb der Verwaltung geschätzt, sagen Insider. Er macht den Job auch schon lange: Seit den 90er-Jahren ist Rausch Baudirektor in Marburg. Eins der letzten Großprojekte unter seiner Ägide, der Umbau der Marburger Stadthalle, erhielt gar einen Architekturpreis. Allerdings war das Vorhaben am Ende mit rund 30 Millionen fast doppelt so teuer wie geplant.

Ulf Millauer

Der 51-jährige Millauer mit dem grünen Parteibuch ist in Potsdam kein Unbekannter. Von 1991 bis 2000 war er beim Babelsberger Sanierungsträger Stadtkontor unter anderem für Denkmalprojekte im dortigen Sanierungsgebiet verantwortlich. Auch mit der Potsdamer Innenstadt hat er sich schon beschäftigt und vorbereitende Untersuchungen für die Entwicklung der Potsdamer Mitte betreut. Nach Stationen in Berlin, Kiel und Hamburg wurde Millauer 2012 zum Chef der Münchner Gesellschaft für Stadterneuerung (MGS) berufen, die Tochter einer städtischen Wohnungsgesellschaft. Die MGS ist als Sanierungsträger zuständig für die Sanierung von Häusern in Problemvierteln sowie den Bau von Sozialwohnungen und Künstlerateliers. Im Münchner Rathaus wird die Arbeit der MGS indes offenbar durchaus kritisch gesehen, weil sich Vorhaben in die Länge ziehen und nicht selten verteuern. Wie aus einer Antwort der Verwaltung auf eine Anfrage der SPD-Fraktion hervorgeht, sind alle 13 Sanierungsprojekte, die die MGS in den vergangenen fünf Jahren betreut hat, später fertig geworden als geplant, sieben davon haben sich gar um mehr als ein Jahr verzögert. Bei neun dieser Vorhaben entstanden laut Verwaltung Mehrkosten von insgesamt 15 Millionen Euro.

Norbert John

Der parteilose Norbert John, geboren 1955, hat im Potsdamer Rathaus bereits eine Karriere hinter sich: 1995 wurde er Chef des Hochbauamts der Stadt, später Fachbereichsleiter für Gebäude und Liegenschaften. Vor eineinhalb Jahren wurde John auch mit den beiden damals aus Sicherheitsgründen gesperrten Sporthallen am Luftschiffhafen und deren umstrittener Dachsanierung in Verbindung gebracht. Doch eine Verantwortung stritt John ab: Von Baupfusch könne keine Rede sein, sagte er damals in einem Interview. Auch die Abnahmeprotokolle für die Sanierung der Hallen waren nicht von John unterzeichnet worden – sondern von anderen leitenden Verwaltungsmitarbeitern. Damit galt John als entlastet, der zur Zeit der Sanierung ohnehin auch mit der Gründung des Eigenbetriebs des Kommunalen Immobilienservice (Kis) befasst war. Die Sanierung der Hallen kostete insgesamt rund fünf Millionen Euro, auch eine Schadensersatzklage der Stadt gegen den damaligen Generalplaner scheiterte in erster Instanz. Seit 2006 ist John technischer Geschäftsführer beim Brandenburgischen Landesbetrieb für Liegenschaften und Bauen (BLB), bei Kollegen gilt er vor allem als fachlich versiert und ausgleichend. Zudem kenne er die Stadt und die handelnden Personen, hieß es.

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