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Landeshauptstadt: Ersatz für Zivis

Das Freiwillige Soziale Jahr ist auch in Potsdam als Überbrückung und Vorbereitung auf den Job beliebt

Das Freiwillige Soziale Jahr ist auch in Potsdam als Überbrückung und Vorbereitung auf den Job beliebt Von Henri Kramer Das letzte dreiviertel Jahr brachte Maria Wohlfahrt auf die Idee, später als Kindererzieherin arbeiten zu wollen. Die 20-jährige absolviert seit dem 1. September 2004 ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) in der Kindervilla am Griebnitzsee in der Karl-Marx-Straße. „Der Umgang mit Kindern hat mich selbstständiger werden lassen.“ Gestern war Maria Wohlfahrt eine von drei so genannten FSJlern, die der SPD-Bundestagsabgeordneten Andrea Wicklein (SPD) ihre Arbeit vorstellten. Eingeladen hatte der Landesverein Brandenburg der Internationalen Jugendgemeinschaftsdienste (ijgd). „Seit Februar läuft eine bundesweite Sympathiekampagne um für freiwillige Jugenddienste zu werben – dazu gehört auch der Besuch von Politikern“, erklärte ijgd-Referentin Cäcilie Reiser. Noch immer wäre das FSJ zu wenig in der öffentlichen Wahrnehmung verankert. Oft gäbe es noch nicht einmal offizielle Ermäßigungen für FSJ-Teilnehmer, so Reiser. Dabei hält sie die Arbeit der jungen Leute für wichtig: für die Jugendlichen zur Entwicklung ihrer Persönlichkeit, für die Arbeitgeber durch die neuen Ideen, die während des FSJ in die Häuser kommen. Das FSJ dauert maximal 18 Monate. Es wird ganztägig als überwiegend praktische Hilfstätigkeit in gemeinwohlorientierten Einrichtungen wie Kitas oder Krankenhäusern geleistet. Dafür erhalten die FSJler zwischen 16 und 27 Jahren ein Taschengeld, Unterkunft und Verpflegung sowie eine beitragsfreie Kranken-, Renten-, Unfall-, Arbeitslosen- und Pflegeversicherung. Außerdem haben die Eltern Anspruch auf Kindergeld. „Ich bekomme rund 350 Euro monatlich“, sagte Maria Wohlfahrt. Das Taschengeld zahlt die Kindervilla als ihr Arbeitgeber. Zusammen mit Kosten für Seminare bezahlt jede Einrichtung rund 600 Euro im Monat pro FSJ-Platz. „Nach einem Jahr sind FSJler fast unersetzbar“, lobte Kindervilla-Leiterin Karolin Rouvel die Arbeit. Auch bei der Johanniter-Unfall-Hilfe werden seit zwei Jahren FSJler eingesetzt. „Sie machen die Arbeit, die vorher Zivildienstleistende gemacht haben“, sagte Monika Schönijahn vom Vorstand des Johanniter-Regionalverbands Potsdam-Mittelmark-Fläming. Diese Beobachtung hat auch Cäcilie Reiser gemacht. Sie verweist auf steigende Bewerberzahlen. „In Brandenburg bieten wir 160 Plätze als Verein und haben 600 Bewerber“, sagte Reiser. Sie hoffe, dass durch die Ein-Euro-Jobs keine Konkurrenz entstehe. Längst würden sich auch viele sozial schwächere Jugendliche für ein FSJ bewerben. Andrea Wicklein zumindest zeigte sich gestern beeindruckt. Ob der parteiübergreifende Beschluss des Bundestags vom April zur Aufstockung der FSJ-Plätze noch vor möglichen Neuwahlen umgesetzt werden könne, hielt sie für unwahrscheinlich. „Die Finanzierung wird wohl erst im Herbst Thema sein.“

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