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Die Zukunft des Sportplatzes des ESV Lok-Potsdam in der Berliner Straße ist offen.

© Andreas Klaer

ESV Lok Potsdam läuft die Zeit davon: Bundesverkehrsminister Wissing soll beim Kampf um Erhalt des Sportplatzes helfen

Das Bundeseisenbahnvermögen will das Gelände des Vereinssportplatzes an der Berliner Straße verkaufen. Vereinschef Jürgen Happich glaubt nicht daran, dass die Behörde freiwillig einlenkt.

Der ESV Lok Potsdam hofft im Kampf um den Erhalt seines Sportplatzes auf Unterstützung von Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Denn der FDP-Politiker ist zuständig für das dem Ministerium unterstellte Bundeseisenbahnvermögen (BEV). Die Behörde, der das Gelände des Vereinssportplatzes an der Berliner Straße gehört, will diesen im Höchstgebotverfahren verkaufen. Eine Petition, die bis Montagmittag rund 8500 Unterschriften vorweisen konnte, soll dies nun verhindern.

Jürgen Happich, Vereinsvorsitzender seit 1986, selbst ehemaliger Bahner und 16 Jahre lang Vorsitzender des Eisenbahnsportverbandes, hat die Hoffnung auf ein freiwilliges Einlenken des Bundeseisenbahnvermögens aufgegeben. Die Behörde, die eigentlich gemäß Beschlüssen längst aufgelöst sein müsse, wolle Profit aus der Immobilie an der Havel ziehen.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).

© dpa/Sebastian Gollnow

Zwar wäre eine Wohnbebauung laut Bebauungsplan nicht möglich. Happich befürchtet aber, dass ein Spekulant mit viel Geduld auf ein Ende des Vereins und eine Möglichkeit zum Hausbau in ferner Zukunft spekuliert. Das möglicherweise zum Höchstpreis erstandene Grundstück könne dann zu einem vielfachen Preis weiterverkauft werden, mutmaßt der Lok-Vorsitzende.

3,2
Millionen Euro hat der ESV Lok Potsdam auf dem Vereinsgelände investiert.

Der Verein braucht deshalb Wissing. Die Landeshauptstadt hatte sich selbst als Käuferin für das 30.000 Quadratmeter große Vereinsgelände angeboten. Der Verein könnte dann dauerhaft Pächter bleiben. Seit 1951 nutzt die ehemalige Betriebssportgemeinschaft des Reichsbahnausbesserungswerks das Areal in traumhafter Wasserlage. Der Verein hat Bootsstege und ein neues Vereinsheim gebaut.

„Wir haben viel investiert“, sagt Happich. Bei einer Bewertung des Grundstücks mit knapp 5,7 Millionen Euro sei das Vereinsvermögen einfach mit eingerechnet worden. „Wir haben hier seit dem Jahr 2000 schon 3,2 Millionen Euro investiert“, sagt der Vorsitzende des Vereins mit 1300 Mitgliedern in 14 Abteilungen.

Lok-Vereinschef Jürgen Happich. Der Sportplatz des ESV Lok Potsdam in der Berliner Straße soll verkauft werden.
Lok-Vereinschef Jürgen Happich. Der Sportplatz des ESV Lok Potsdam in der Berliner Straße soll verkauft werden.

© Andreas Klaer

Bisherige Versuche, das Vereinsgelände aus dem Bundeseisenbahnvermögen herauszulösen, scheiterten. Ein 25-jähriger Erbbaupachtvertrag läuft Ende 2025 aus. Bis dahin fechtet der Verein mit der Bundesbehörde einen juristischen Streit aus. Das BEV klagt gegen den Verein. Der soll für 2019 und 2020 eine Jahrespacht zahlen. Die Klage für das Jahr 2021 soll folgen. Es geht um fast 250.000 Euro für zwei Jahre, inklusive Zinsen.

Verein wegen Pacht verklagt

Denn der Verein soll seit 2019 eine Pacht in voller Höhe überweisen. Doch statt 100 Prozent dürfte die Behörde eigentlich nur fünf Prozent verlangen. Und das auch erst ab 2021, erklärt Happich. Nur wenn weniger als 15 Prozent der Vereinsmitglieder keine Eisenbahner sind, wäre die volle Pacht zu entrichten. Die Beträge unter 50 Prozent Eisenbahnern im Verein sind gestaffelt. Das Bundeseisenbahnvermögen habe willkürlich festgelegt, dass beim ESV Lok Potsdam gar keine, also 0 Prozent Bahner im Verein sind.

Die Prüfkriterien seien geändert worden, so Happich. Demnach hätte der Jahresbeitrag jedes Mitglieds einzeln auf dem Vereinskonto auftauchen müssen. „Das geht nicht. Wir haben bei 1300 Mitgliedern in der Regel abteilungsweise Einzahlungen. Die meisten zahlen bar“, so Happich. Der Jahresmitgliedsbeitrag liegt bei 156 Euro, passive Mitglieder zahlen 25 Euro, Eisenbahner nur zwölf Euro.

Die Entscheidung des Landgerichts zur Klage des BEV auf Pachtzahlung wurde vertagt. Weil ein Richter der Kammer ausfiel, müsse das Verfahren neu starten, erklärt Happich. Das Landgericht nennt den 24. November als neuen Termin. „Uns läuft die Zeit davon“, sagt der Vereinschef.

Der ESV erhält viel Unterstützung: von der Stadtverwaltung, aus der Stadtpolitik, von Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) und Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD): Doch die Behörde bleibe stur, sagt der Vereinschef. Der 71-Jährige sieht sich in der Pflicht für seinen Lok Potsdam. „Ich muss das Problem noch lösen. Dann übergeben wir“, sagt Happich, der dem Vorstand seit 1977 angehört. Doch das nächste Etappenziel lautet: 10.000 Stimmen für die Petition bis zur Übergabe an den Bundesverkehrsminister.

Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels war fälschlicherweise von einer Klage des Vereins gegen das BEV auf Rückzahlung der Pacht die Rede. Der Vereinsvorsitzende Jürgen Happich stellt aber klar, dass der Verein die verlangte Pacht nicht gezahlt habe. Das Bundeseisenbahnvermögen klage deshalb auf Zahlung für die Jahre 2019 und 2020. Wir haben den Artikel entsprechend geändert.

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