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Von Henri Kramer: Fall Magnus: Zeugen haben ausgesagt Ermittlungen immer noch nicht abgeschlossen

Die juristische Aufarbeitung zum tödlichen Unfall des kleinen Magnus B. in einer Babelsberger Kita könnten gänzlich beendet werden, obwohl es neue Aussagen von Zeugen gibt.

Die juristische Aufarbeitung zum tödlichen Unfall des kleinen Magnus B. in einer Babelsberger Kita könnten gänzlich beendet werden, obwohl es neue Aussagen von Zeugen gibt. Dies fürchtet der Anwalt der Familie des toten Kleinkindes – und erhebt Vorwürfe gegen die Art und Weise, wie die zuständigen Mitarbeiter in der Potsdamer Staatsanwaltschaft ermittelt haben. „Die Vorgehensweise in diesem Fall ist sehr ungewöhnlich und mir in dieser Form noch nie begegnet“, sagte der Berliner Anwalt Andreas Wattenberg, der seit mehr als zehn Jahren im Strafrecht tätig ist. Besonders kritisierte er gegenüber den PNN, dass zum Beispiel erst jetzt der damals anwesende Rettungssanitäter von der Staatsanwaltschaft vernommen worden sei – mehr als zwei Jahre nach dem Unfall. Magnus war am 26. Juni 2006 leblos in einem Weide-Iglu auf dem Gelände der Kita „Regenbogenland“ gefunden worden, weil sich das 18 Monate alte Kind offenbar in den Zweigen des Iglus verfangen hatte und erstickt war.

In dem Fall gibt es zwei getrennte Verfahren mit dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung. Gegen die Chefin der Kita wird laut Wattenberg ermittelt, ob sie die Gefährlichkeit des nicht vom TÜV geprüften Iglus hätte erkennen müssen. Das Amtsgericht hatte die Eröffnung des Verfahrens allerdings abgelehnt, nach einer Beschwerde muss das Landgericht darüber nun abschließend entscheiden. Dagegen wird einer angestellten Mitarbeiterin der Kita vorgeworfen, dass sie Magnus zu lange aus den Augen gelassen habe. Hier hatte die Staatsanwaltschaft zwischenzeitlich die Ermittlungen eingestellt, aber ebenso nach Beschwerde wieder aufgenommen. Wattenberg vermutet, dass nun zunächst auf die Entscheidung des Landgerichts zur Kita-Leiterin gewartet würde: Falle diese negativ ausfalle, drohe aus seiner Sicht die erneute Einstellung des zweiten Verfahrens. Doch seien beide Vorgänge deutlich voneinander zu trennen, weil unterschiedliche Dinge untersucht würden, so der Anwalt weiter. „Die Aussagen des Rettungssanitäters bestätigt, dass mehr als zehn Minuten lang niemand auf Magnus geachtet hat“, sagte Wattenberg. Für diese lange Verletzung von Aufsichtspflichten durch die Kita-Angestellte würde ebenso die Aussagen einer Praktikantin und einer weiteren Hilfskraft deuten, die auch erst jetzt vernommen worden seien.

Die Potsdamer Staatsanwaltschaft versuchte am Donnerstag die Kritik an ihrer Arbeit zu relativieren. Sprecher Tom Köpping räumte jedoch ein, dass wegen des Inhalts der Beschwerde nach der Einstellung des Verfahrens neue Ermittlungsansätze aufgetaucht seien. „Denen gehen wir jetzt nach.“ Der Ausgang des Verfahrens sei offen. Da der Fall tragisch sei, werde er nun mit besonderer Sensibilität behandelt, um nicht den Vorwürfen ausgesetzt zu sein, nicht jede Spur geprüft zu haben: „Wir ermitteln jetzt alles aus.“

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