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Der Angeklagte Marvin K. muss sich wegen Landfriedensbruchs verantworten.

© dpa

Brände von Neu Fahrland erneut vor Gericht: Feuer gesehen und ein Bier aufgemacht

Eigentlich war Norman N. schon zu einer Haftstrafe verurteilt worden. Der Ex-Feuermann soll mehrere Autos in Neu Fahrland angezündet haben. Nun wird der Prozess vor dem Landgericht Potsdam neu aufgerollt.

Potsdam - Ist Norman N.* der Feuerteufel von Neu Fahrland? Der Berliner, der am 21. September 2012 vier Autos in Brand gesteckt haben soll, war bereits vor einem Jahr vom Amtsgericht Potsdam zu zweieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden (PNN berichteten). Der Angeklagte ging in Revision, sein Fall wird nun vor dem Landgericht Potsdam erneut aufgerollt. Der Prozess-Auftakt erfolgte am Dienstag, das Urteil wird am 28. Mai erwartet.

Fingerabdrücke auf abgestellter Bierflasche

Die Faktenlage: An dem besagten September-Tag begab sich Norman N. nach eigener Aussage aus einer Kneipe, wo er mehrere Biere und Schnäpse getrunken hatte, mit dem Fahrrad nach Neu Fahrland, wo seine Freundin wohnte. In der Ringstraße habe er gegen 21.30 Uhr Feuerschein und Rauch wahrgenommen, sei abgestiegen, um sich ein Bier aufzumachen, und dann weitergefahren. Vier Pkw waren in Flammen aufgegangen, Anwohner alarmierten die Freiwillige Feuerwehr von Neu Fahrland, welcher der Angeklagte zuvor für kurze Zeit angehört hatte.

Die Feuerwehrmänner fuhren an N. vorbei, der sich auf dem Rad von den Bränden entfernte. Dieser drehte daraufhin um, folgte der Feuerwehr, sah bei den Löscharbeiten zu und wurde von der Polizei befragt. Einige Wochen später erfolgte der Haftbefehl. Auf einer Bierflasche, die direkt neben einem Carport stand, unter dem eines der Autos gebrannt hatte, waren Fingerabdrücke und DNA-Spuren des Verdächtigen festgestellt worden. Norman N. gibt selbst an, vor Ort gewesen zu sein und seine Flasche „irgendwo abgestellt“ zu haben. Er beteuert aber nach wie vor, nichts mit den Bränden zu tun zu haben.

Norman machte zum Abschied das Victory-Zeichen

Die Neuauflage des Prozesses ergab bislang wenig Neues: Mehrere Anwohner hatten Norman N. auf dem Fahrrad gesehen, andere berichteten nur von einem Radfahrer, der fluchtartig vom Ort des Geschehens weggefahren sei. Als Norman N. kurze Zeit später wieder auftauchte, habe er sich im Vergleich zu den sonstigen Anwohnern vor Ort erstaunlich locker und lässig verhalten, so die Polizistin, die ihn vernommen hatte: „Als er wieder auf sein Rad stieg, machte er zum Abschied das Victory-Zeichen und grinste.“

Es wäre nicht das erste Vergehen des 24-jährigen Rettungs-Assistenten: Zuvor war er bereits in Berlin wegen elf Straftaten – darunter Diebstahl und Amtsanmaßung – zu einem Jahr auf Bewährung verurteilt worden. Als Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr Hellersdorf hatte er sich mehrmals in falscher Uniform als Brandmeister ausgegeben, um unbefugt an Einsätzen mitzuwirken. Ein psychiatrisches Gutachten bescheinigte N. einen Hang dazu, sich Aufmerksamkeit verschaffen zu wollen, auch mit kriminellen Mitteln. Seine Freundin sprach von einem Helfersyndrom.

Einsatzwagen geklaut, dann folgte der Rausschmiss

Ähnlich verantwortungslos verhielt sich der Angeklagte bei der Freiwilligen Feuerwehr Neu Fahrland, wo er laut Wehrführer Tino Geisler einige Monate vor den Brandstiftungen aufgenommen worden war, aber nur bei einem Einsatz mitgewirkt habe. Als N. – der keine Fahrerlaubnis besitzt – mitten in der Nacht einen Einsatzwagen entwendete und damit einen Unfall baute, folgte der Rausschmiss.

Neu Fahrland war in den vergangenen Jahren immer wieder Schauplatz von Autobränden gewesen, laut Geisler insgesamt 21. Die am Dienstag befragten Polizisten gingen jedoch nicht davon aus, dass Norman N. auch für diese Taten verantwortlich ist.

* Name von der Redaktion geändert

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