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HFF-Film „Tage aus Nacht“ gewann einen First-Steps-Award / Dieses Jahr bereits 62 prämierte HFF-Filme

HFF-Film „Tage aus Nacht“ gewann einen First-Steps-Award / Dieses Jahr bereits 62 prämierte HFF-Filme Von Kay Grimmer „Preisverleihungen dienen vor allem dem Zweck, dass sich die Branche selbst mal ordentlich auf die Schulter klopfen kann“, sagte Moderatorin Sarah Kuttner zur diesjährigen Verleihung des „First Steps“-Awards, dem Wettbewerb deutschsprachiger Filmschulen. Womit sie die Lacher der Studenten im Theater am Potsdamer Platz auf ihrer Seite hatte. Und da der Branchen-Nachwuchs zumeist auch Preisverleihungs-Frischling ist, konnte man sich großer Emotionalität, sympathisch-ehrlicher Dankesreden und ungekünstelter Auftritte sicher sein. Mitgefiebert wurde überall, selbst im Theaterfoyer. Als die Gewinnerin in der Kategorie „Spielfilme bis 60 Minuten“ bekannt gegeben wurde, flogen Arme nach oben, Jubelschreie erklangen, der Tisch der Babelsberger Hochschule für Film und Fernsehen Konrad Wolf (HFF) feierte. Mit „Tage aus Nacht“ der Babelsberger Absolventin Jasmin L. Hermann gewann der einzig nominierte HFF-Beitrag eine der fünf Trophäen. Mit ihrem 30-Minüter begeisterte sie die Spielfilm-Jury um Suzanne von Borsody und Barbara Rudnik. Hermanns bedrückender Spielfilm porträtiert eine Mutter (Geno Lechner), die nicht wahrhaben will, dass ihr siebenjähriger Sohn bei einem Autounfall ums Leben gekommen ist. Sie behält den gewohnten Tagesablauf bei, macht Frühstück für ihn, kauft Milchschnitten und Fruchtzwerge ein, lässt die Carrera-Bahn im Zimmer stehen. Als die Mutter wiederholt in der Turnhalle erscheint, um ihren Sohn vom Sport abzuholen, ist die Geduld der Übungsleiterin zu Ende. Es offenbart sich ein menschliches Umfeld, das mit Problemen einer Mutter, die ihren Sohn verloren hat, nichts anzufangen weiß. Michael Gutmann, Regisseur des Erfolgsfilms „Crazy“ und Jury-Mitglied, erklärte in der Begründung, der Gewinnerstreifen sei alles andere als perfekt, „aber in gewisser Weise der Idealfall eines First Steps''-Films, weil er nicht vorgibt, alles zu wissen, aber sich mit Leidenschaft und Mut auf den Weg macht.“ Er stelle die richtigen Fragen, und bleibe dabei so fragmentarisch wie das Leben seiner Hauptfigur. „Der Film behauptet nicht, auf alles eine Antwort zu haben“, so Gutmann. Offen für die Gedanken der Zuschauer zu sein, keine Richtung vorzugeben, Unsicherheiten im Treffen von Entscheidungen einzugestehen – ein Grundmuster, dass sich laut Jurymitglied Suzanne von Borsody durch die meisten Einreichungen im diesjährigen Wettbewerb zog. Im vergangenen Jahr sei das Motto „Mit dem Kopf durch die Wand, ich will, ich muss, ich kann“ gewesen. 2005 hingegen heiße es bei den Stoffen: „Ich würde schon gern, weiß aber noch nicht, wie. Sag mir was ich tun soll, aber nimm mir meine Entscheidungen nicht ab.“ Nur das Thema Glück durchziehe die Filme beider Jahre. Mit dem Sieg von Jasmin L. Hermann holten bereits drei HFF-Absolventen eine Trophäe der seit 1999 vergebenen „First Steps“-Awards. In diesem Jahr gelang von den 16 Babelsberger Produktionen jedoch nur „Tage aus Nacht“ die Nominierung. Immerhin, dadurch wurde es ein Erfolg für die Potsdamer Talenteschmiede, die sich laut Martina Liebnitz vom HFF-Festivalbüro bereits mit 62 weiteren Auszeichnungen im laufenden Jahr schmücken kann. Da das Gros der Awardveranstaltungen um den November liegt, werde die Zahl sicher noch steigen. Die „First Steps“-Trophäe in der Kategorie Kurzfilme ging an die Schweizerin Christine Wiederkehr für ihr Werk „Floh“, das sich im Stil einer Screwball-Komödie um das umstrittene Thema „Retortenbaby“ dreht. Im Dokumentarfilmbereich wurde Tamara Milosevic von der Filmakademie Baden-Württemberg ausgezeichnet, die sich in „Zur falschen Zeit am falschen Ort“ mit dem grausamen Mord im brandenburgischen Potzlow beschäftigt. Bei den Werbefilmen setzten sich Steffen Hacker und Alexander Kiesl von der Fachakademie Ludwigsburg durch, die mit einem Flugzeug-Rennen für eine Spielkonsole werben wollen. Preisträger bei den abendfüllenden Spielfilmen war Benjamin Heisenberg von der Hochschule für Fernsehen und Film München mit dem Streifen „Schläfer“, dessen Thema brisant und höchst aktuell zugleich ist: Die staatliche Überwachung von Ausländern, die möglicherweise in terroristische Aktivitäten verwickelt sind.

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