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Frühschoppen der Linke-Fraktion in Potsdam: Garagen sind nicht mehr umkämpft

Debatte über Abrisspläne beim Linke-Frühschoppen: Dafür müssen Parkhäuser her, meinen Anwohner

Der große Aufschrei blieb aus: Gegen die Pläne der Potsdamer Bauverwaltung, in den kommenden Jahren stadtweit bis zu 1500 Garagen für den Bau neuer Wohnungen abzureißen, regte sich am Sonntagvormittag beim traditionellen Frühschoppen der Linke-Fraktion im Stadtparlament nur wenig Widerstand.

Das Thema wurde in der Runde sachlich diskutiert, einzelne Anwohner von Garagenstandorten, die auf der Streichliste stehen, äußerten sich. So konnte zum Beispiel Helga Wilczek, die in der Bürgstraße wohnt, nicht verstehen, was die Diskussion um den dortigen solle. Selbst wenn die wenigen Garagen dort abgerissen würden, passe da kein Wohnungsneubau hin, meinte sie. Zudem seien die Straßen schon jetzt völlig zugeparkt. Sie verwies darauf, dass man sich nicht nur Gedanken um die Auflösung von Garagenstandorten machen dürfe, sondern gleichzeitig auch an Ersatz dafür denken müsse. Sie verlangte von der Verwaltung, verstärkt über den Neubau von Parkhäusern nachzudenken. Das Parkhaus in der Hebbelstraße zum Beispiel reiche für diesen Bereich der Innenstadt nicht aus. Ähnliches äußerte auch Linke-Fraktionschef Hans-Jürgen Scharfenberg – wer etwas wegnehme, müsse Alternativen schaffen.

Der Standort Am Mittelbusch im Wohngebiet Am Stern mit 746 Garagen, der zugunsten neuer Wohnungen komplett verschwinden soll, hatte beim Frühschoppen keine Fürsprecher – obwohl der Tagungsort, das Bürgerhaus „Sternzeichen“, nur wenige Straßen entfernt liegt. „Die Garagenpächter am Mittelbusch sind nicht gut organisiert“, schätzte Dieter Scharlock die Sachlage ein. Er hatte 2009 im Garagenbeirat mitgearbeitet, als die Zukunft der Garagenstandorte schon einmal hohe Wellen schlug und gemeinsam mit der Stadtverwaltung ein Garagenstandortkonzept erarbeitet wurde. Als sich herausstellte, dass viele Garagenkomplexe nicht akut gefährdet waren, sei die Arbeit eingeschlafen. „Wir sind jedoch bereit, sie wieder aufzunehmen“, sagte Scharlock. „Dann brauchen wir aber die aktive Zusammenarbeit mit den Betroffenen.“

Auch die Garagenpächter in der Hans-Sachs-Straße, der Knobelsdorff- und der Maybachstraße in Potsdam-West machen sich wenig Sorgen um ihre Standorte. Ihnen seien laut Scharfenberg die Garagen zum Kauf angeboten worden. Es habe aber kein Interesse gegeben.

Ganz anders bei der Garagengemeinschaft Unter den Eichen/Meisenweg in der Waldstadt. 80 Prozent der Garagenpächter hätten sich für einen Kauf oder eine langfristige Verpachtung ausgesprochen, erklärte Reinhold Fiedler aus der Waldstadt. Ob die eine oder die andere Alternative besser sei, müsse verhandelt werden. Inzwischen sei man mit der Verwaltung wieder im Gespräch.

Grundsätzlich sprachen sich die Teilnehmer des Frühschoppens gegen den Verkauf der Grundstücke an Investoren ohne Auflagen aus. Es seien schon einige Komplexe verkauft, aber nicht abgerissen worden. Die Erwerber nutzten die Garagen jetzt als Spekulationsobjekte und hätten die Mieten kräftig erhöht, so Scharlock. Scharfenberg legte dar, dass für den Bau der geplanten Wohnungen genug Flächen ausgewiesen seien, Gärten oder Garagen also nicht unbedingt verschwinden müssten. Wahrscheinlich aber träfen die Wünsche der Investoren nicht immer mit dem Flächenangebot zusammen, so Scharfenberg, und so würden eben auch andere Areale zur Disposition gestellt.

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