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Die Gedenkstätte Lindenstraße organisiert Zeitzeugengespräche, Führungen und Gedenkveranstaltungen.

© Andreas Klaer

Gedenkstätte Lindenstraße: Kein Geld für neue Dauerausstellung

Für Forschung und Recherchen fehlen der Potsdamer Einrichtung die finanziellen Mittel. Die Fraktion Die Andere kritisiert Inhalte der derzeitigen Präsentation.

Die Gedenkstätte Lindenstraße wird auf absehbare Zeit keine neue Dauerausstellung erhalten. Das geht aus der Antwort auf eine Kleine Anfrage der Fraktion Die Andere hervor. Darin heißt es, dass die im Mai vergangenen Jahres genannten notwendigen Mittel für eine neue Dauerausstellung von den Zuwendungsgeberinnen als „nicht finanzierbar in die Zukunft geschoben“ worden seien. Die Geberinnen sind die Stadt Potsdam und das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kultur (MWFK).

Die Andere kritisiert Teile der Dauerausstellung, die „noch immer große Mängel“ aufweise. So werde nicht hinreichend und nicht anhand von persönlichen Fallbeispielen erklärt, dass in der Lindenstraße 54 unmittelbar nach der Befreiung Potsdams überwiegend Unterstützer und Funktionsträger des Naziregimes inhaftiert gewesen seien. Zudem werde die Befreiung Deutschlands als „Kriegsniederlage“ bezeichnet.

Nicht mehr tragbar in einer Bildungseinrichtung sei die Darstellung der antikommunistischen Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit (KgU), die in der DDR Sprengstoffanschläge auf Brücken und Eisenbahngleise verübt und Kaufhäuser in Brand gesetzt habe. Die verschiedenen Verfolgungsepochen müssten in der Dauerausstellung differenziert dargestellt werden, fordert Die Andere.

2022 wieder mehr Besucherinnen und Besucher

Die Gedenkstätte zählte 2022 insgesamt 14.818 Besucherinnen und Besucher. 2020 und 2021 waren es nur 5841 und 6275 Gäste. Vor der Pandemie kamen 14.473 (2018) und 15.663 (2019) Menschen in die Gedenkstätte. Das teilte die Stadtverwaltung in der Antwort auf die Kleine Anfrage mit.

Trotz des Anstiegs sind die Einnahmen aus Eintrittsgeldern im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2019 um rund 7000 Euro auf 23.819 Euro gesunken. Der Grund laut Stadtverwaltung: Schülerinnen und Schüler haben seit 1. März 2022 freien Eintritt und Führungsentgelte für Gruppen werden pauschal bezahlt und fließen nicht mehr in die Eintrittsgelder ein. 2020 und 2021 lagen diese Einnahmen bei jeweils knapp unter 10.000 Euro. Finanziert wird die Gedenkstätte mit Mitteln der Stadt und des MWFK, dessen Anteil in den beiden vergangenen Jahren bei jeweils 345.400 Euro lag. Die Stadt gab 408.800 Euro (2021) beziehungsweise 424.800 Euro (2022). 2018 lagen die Zuwendungen noch bei 300.000 Euro (MFWK) und 398.000 Euro (Stadt).

Gedenkstätte braucht Geld für Forschung

Die Stiftung Gedenkstätte Lindenstraße rechne mit einer dreijährigen Umsetzungszeit für eine neue Dauerausstellung. Dafür seien zunächst neue Forschungen und Recherchen notwendig, heißt es in der Antwort auf die Kleine Anfrage. Gerade zur Nutzung des Hauses durch den sowjetischen Geheimdienst sowie zur Zeit vor 1933 und nach 1990 gebe es noch Lücken. Die Quellenlage zu Anzahl, Herkunft und Hafthintergründen zu Inhaftierten der Nachkriegszeit sei desolat.

Die Stiftung habe bei der Bundesstiftung Aufarbeitung die Finanzierung eines Dokumentationsvorhabens beantragt. Geplant sei ein Haftbuch über die Zeit von 1945 bis 1950. Die Stiftung habe 42.000 Euro Förderung zugesagt, wenn sich die Stadt und das Ministerium als Zuwendungsgeberinnen der Stiftung in gleichen Teilen an den Kosten beteiligten. Die Stiftung könne nur mit zusätzlichem Geld der Stadt Potsdam und über den Haushalt für 2023 und 2024 hinaus „dieses wichtige Vorhaben umsetzen und die Forschungslücken schließen“, heißt es in der Antwort.

Darüber hinaus bestehe Bedarf bei einer Erschließung des ehemaligen Hafthauses für bewegungsbeeinträchtigte Besucher sowie beim Erhalt der historischen Bausubstanz, so die Verwaltung. Auch diese Maßnahmen und die dafür notwendige Planungen könnten nicht aus dem laufenden Haushalt finanziert werden.

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