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Auf dem Campus in Golm kommt es seit einiger Zeit wiederholt zu Vandalismus und körperlicher Gewalt durch eine Gruppe Jugendlicher.

© Andreas Klaer/PNN

Pöbeleien und Schläge ins Gesicht: Studierende berichtet von Überfällen in Golm

Erneut wurden Gewalttaten von Jugendlichen in dem Potsdamer Stadtteil öffentlich. Die Polizei bestätigte die Vorfälle, die Ermittlungen laufen.

Nach dem Brandbrief des Jugendfreizeitladens „Chance“ in Golm und Berichten über gewalttätige Jugendliche meldete eine studierende Person der Universität Potsdam zwei weitere Übergriffe, die sich im vergangenen Jahr zugetragen hätten. Die Polizei hat die Vorfälle bestätigt. Die Ermittlungen dazu liefen noch, sagte Polizeisprecher Daniel Keip.

Die betroffene Person, deren Identität dem Allgemeinen Studierendenausschuss AStA bekannt ist, aber nicht weiter beschrieben wird, beklagt eine mangelnde Unterstützung durch die Polizei, nachdem sie durch Jugendliche verletzt worden sei. Außerdem äußert sie in einer Mail an den AStA, die den PNN vorliegt, die Befürchtung über eine Vertuschung möglicher rassistischer Motive der Jugendlichen.

Gruppe erhielt Hausverbot im Lesecafé

Die Gruppe hätte nach mehreren störenden Besuchen im Lesecafé im Haus 14a auf dem Campus in Golm Hausverbot erhalten, an das sich einzelne Betroffene jedoch nicht hielten. Anfang Juli 2022 seien sie und eine weitere Studierende von zehn bis zwölf Jugendlichen angepöbelt worden. Die Aufforderung, dies zu unterlassen, sei mit mehreren Schlägen ins Gesicht beantwortet worden.

„Ich konnte einige Tage lang nicht richtig kauen“, schildert die betroffene Person ihre Verletzungen. Sie und ihre Freundin, die versucht habe, sich dazwischen zu stellen, seien während der Auseinandersetzung mehrmals auf die Knie gefallen. Dabei sei es zu weiteren Verletzungen gekommen. Später sei sie in der Nähe des Lesecafés noch einmal angegriffen und ins Gesicht geschlagen worden. Davon habe sie ein blaues Auge davon getragen. Die Person spricht von rassistischer Gewalt und unzureichender Hilfe durch die Polizei, die erst 45 Minuten nach der Alarmierung eingetroffen sei und gefragt habe, warum sie keinen der Täter festgehalten habe.

Ein weiterer Fall am 27. November vergangenen Jahres betraf dieselbe Person. Bei einer „Bedrängung“ von Studierenden durch Jugendliche im Bus an der Haltestelle Science Park/Universität habe es sich um gemeinschaftliche Körperverletzung und Volksverhetzung durch vier bis fünf männliche Jugendliche im Alter zwischen 17 und 19 Jahren gehandelt, schreibt sie in einem Gedächtnisprotokoll. Einen von ihnen, „ein blonder junger Mann“, habe sie schon wegen früherer rassistischer Beleidigungen und Bedrängungen gekannt.

Studentin berichtet von anhaltenden mentalen Problemen seit den Übergriffen

Um kurz nach 3 Uhr morgens habe er zu den Studierenden, die im Bus N14 saßen, „Kommt raus jetzt!“, gerufen. Die Jugendlichen seien schließlich in den Bus gestürmt, hätten einem der Studierenden auf die Schläfe geschlagen und gerufen, „raus aus Deutschland, du Ausländer!“. Dem Busfahrer hätten sie zugeraunt, bloß nicht die Polizei zu alarmieren. Sie leide unter anhaltenden mentalen Problemen durch die Übergriffe, heißt es in dem Protokoll. Wegen fehlender Unterstützung und entsprechender Reaktionen innerhalb der Universität spricht sie von „victim blaming“, also einer Täter-Opfer-Umkehr.

Die Polizei selbst meldete eine versuchte Brandstiftung auf dem Campus am 24. September durch eine Gruppe Jugendlicher. Dabei sei ein 18-Jähriger als Brandstifter ermittelt worden. Bei einem 19-Jährigen sei zudem ein Messer gefunden worden, das dem Waffengesetz unterliegt, hieß es damals im Polizeibericht. AStA-Referent Nikolaus Hoffmann hatte zudem von einem trans- und queerfeindlichen Überfalls auf Studierende durch eine Gruppe Jugendlicher in Golm am 10. Februar berichtet. Uni, AStA und der Regenbogen Potsdam e.V.  hatten deshalb am vergangenen Sonntag zu einer Mahnwache am Bahnhof Golm eingeladen. Der AStA wollte am Dienstag zu der Thematik beraten, so Hoffmann.

Oberbürgermeister Mike Schubert (SPD) hatte nach dem Bekanntwerden der Probleme mit gewalttätigen Jugendlichen in Golm eine schnelle Lösung angekündigt. Die Sozialbeigeordnete Brigitte Meier (SPD) solle die Gewalt auch in der Potsdamer Sicherheitskonferenz thematisieren. Die Universität Potsdam zeigt sich wegen der Probleme besorgt. Der Jugendfreizeitladen fordert die Besetzung von Stellen für mobile Jugendarbeit an Wochenenden. Die Stadt lehnte die Stellen mit Verweis auf die Haushaltslage bisher ab. Die Potsdamer CDU sieht zunächst die Polizei in der Pflicht, da es sich um schwere Straftaten handle.

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