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Landeshauptstadt: Handel gegen Historie

Einkaufs-Konzept: City braucht größere Läden

In Potsdams Innenstadt soll Platz geschaffen werden für die „Mittelgroßen“ – Einzelhändler, die Läden mit 300 bis 400 Quadratmetern Verkaufsfläche brauchen. Könnten diese Filialisten nicht in die Innenstadt ziehen, werde die Entwicklung dort „auf langsam schiefer Ebene stagnieren“, sagte gestern Stadtplanungs-Chef Andreas Goetzmann. Er stellte den aktuellen Stand des neuen Einzelhandelskonzepts für die Landeshauptstadt vor. Dessen Maxime lautet weiterhin: Erst die Innenstadt und Babelsberg, dann die Center. Allerdings erhöht sich der Druck, mittelgroße Läden tatsächlich in der barocken Innenstadt anzusiedeln. Denn sind bis Anfang 2009 keine Erfolge da, sollen die Center sich vergrößern können.

Ein Stillhalte-Pakt, der wohl für erhebliche Konflikte sorgen wird. Denn Verkaufsflächen von 300 bis 400 Quadratmetern lassen sich in den Innenstadt-Häusern nur schaffen, wenn ihre historische Parzellen-Struktur durchbrochen wird. Dies wird bisher von der Denkmalpflege strikt abgelehnt und findet sich als Verbot auch in den Sanierungszielen für die Innenstadt. Gebraucht werden laut Einzelhandelskonzept rund 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche mehr in der City bis zum Jahr 2013 – dies entspreche den drei Etagen des Karstadt-Kaufhauses, so Goetzmann. Bisher gebe es aber lediglich drei Standorte, die in Frage kämen: Der Block gegenüber des „Stadtpalais“, das Luisenforum und die Bauten an der Jägerstraße / Ecke Gutenbergstraße. Damit könnten rund 5000 Quadratmeter gewonnen werden. Am Alten Markt weiteren Einzelhandel zu schaffen, ist ebenfalls im Gespräch, denn der Weg zum Einkaufen in die Innenstadt sei zu weit. Ein neues Center mit Läden auf 10 000 Quadratmetern würde die Innenstadt aber knapp zehn Prozent ihres Umsatzes kosten – so geht es aus dem Einzelhandelskonzept vor, das die Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) für die Stadt erstellte und das GMA-Chef Manfred Bauer gestern erstmals vor den Stadtverordneten präsentierte.

Laut Bauer geht es dem Potsdamer Einzelhandel der Statistik nach verhältnismäßig gut. Gezählt wurden 1060 Betriebe mit insgesamt 217 000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Mehr Ladenflächen seien durchaus angebracht, so Bauer, denn Potsdam liege mit 1471 Quadratmetern Verkaufsfläche je 1000 Einwohner unter dem von der GMA errechneten Durchschnitt vergleichbarer Städte von 1791 Quadratmetern. Schwachpunkt sei die Kaufkraft: Nur ein Drittel der 360 000 Menschen, die im Einzugsgebiet wohnen, kaufe in Potsdam ein. Der Faktor „Zentralität“ sei mit 90 Prozent „unbefriedigend“, so Bauer: Danach fließe mehr Kaufkraft ab als in der Stadt bleibe. Vor diesem Hintergrund sei die Entscheidung für die „Porta“-Ansiedlung in Drewitz sehr richtig. Der Möbel-Riese werde Käufer anziehen – in dem Bereich schöpfe Potsdam bisher nur die Hälfte der Kaufkraft aus. Insgesamt geht die GMA davon aus, dass Potsdams Einzelhandel sich bis 2015 „leicht steigend“ entwickelt. Zudem befragte das Unternehmen knapp 700 Menschen aus Potsdam und dem Umland zu ihren Einkaufsgewohnheiten. 44 Prozent von ihnen gaben an, vor allem im Stern-Center einzukaufen, 30 Prozent wählen die Innenstadt. In den Bahnhofspassagen kaufen nur acht Prozent, in Babelsberg sogar nur sechs Prozent. Sabine Schicketanz

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