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Ein neuer kühler Ort in Potsdam: Der Wasserspielplatz vor dem Museum Minsk.

© Sebastian Gabsch PNN/Sebastian Gabsch PNN

Heiße Tage in Potsdam: Das ist wichtig für den persönlichen Hitzeschutz

Wie trinkt man genug? Was hilft gegen Wärme in der Wohnung? Was darf beim Hinausgehen nicht fehlen? Tipps für heiße Tage von Potsdams Gesundheitsamts-Chefin Kristina Böhm.

Sehr hohe Temperaturen können für Menschen gefährlich werden und zu gesundheitlichen Problemen führen. Die Innenräume kühl halten, die Hitze meiden und ausreichend Wasser trinken seien die wichtigsten Maßnahmen, um Hitzetage unbeschadet zu überstehen, sagen Experten.

Doch wie genau geht das am besten? Das haben die PNN Kristina Böhm gefragt, Fachbereichsleiterin Öffentlicher Gesundheitsdienst in Potsdam. Wichtig sei bereits die Vorbereitung auf sehr heiße Tage, sagt Böhm. Die Wohnung solle bereits am Vortag des Hitzetags gut gelüftet werden. Vorhänge, Rollos und Verdunkelung sollten ebenfalls im Vorgriff auf den heißen Tag zugezogen oder heruntergelassen werden - nicht erst, wenn die Sonne schon am Himmel steht.

Kristina Böhm, Fachbereichsleiterin Öffentlicher Gesundheitsdienst.
Kristina Böhm, Fachbereichsleiterin Öffentlicher Gesundheitsdienst.

© Ottmar Winter PNN/Ottmar Winter PNN

Außerdem sei es wichtig sicherzustellen, dass genügend Wasser im Haus sei und auch genügend Gefäße dafür, wenn man Leitungswasser trinke. Um genügend zu trinken, sei es gut, sich ein Trinkschema anzulegen. Das klingt komplizierter, als es ist. Mindestens 1,5 Liter, besser auch zwei bis 2,5 Liter sollten erwachsene Menschen bei dieser Hitze trinken.

Trinkschema anlegen, um genug Flüssigkeit aufzunehmen

Dabei helfe, so Böhm, sich die Menge zu visualisieren: Sich also am Morgen eine Ein-Liter-Flasche oder Karaffe bereitzustellen und diese bis mittags auszutrinken, dann eine weitere bis zum Abend. Oder pro Stunde ein Wasserglas zu leeren. Alle Gefäße mit Wasser solle man sofort wieder auffüllen, um nicht vom Trinken abzukommen, rät Böhm, die selbst Ärztin ist. „Es passiert nicht nur älteren Menschen, dass sie zu wenig trinken“, sagt sie. Wer körperlich aktiv sei bei Hitze, müsse noch mehr Flüssigkeit zu sich nehmen.

Ein Mann sucht Abkühlung in Potsdam.
Ein Mann sucht Abkühlung in Potsdam.

© Andreas Klaer

Auch Kinder und Babys müssten mit Getränken versorgt werden, hier helfe es, immer wieder zum Trinken anzubieten. Vor allem sei wichtig, auch den Kleinen keine gesüßten Getränke zu geben. Wenn Wasser zu fade sei, könne ungesüßter Tee eine Alternative sein. Wie viel Flüssigkeit ein Kind genau brauche, hänge sehr von Größe und Alter ab und sei daher nicht pauschal zu sagen. Säuglinge und Babys dürfen nicht der direkten Sonne ausgesetzt werden.

Nie bei Hitze ohne Wasser aus dem Haus gehen

Wer bei Hitzewarnung die Wohnung verlasse, solle nie ohne Wasser aus dem Haus gehen, sagt Böhm. „Mindestens 500 Milliliter soll jeder immer dabeihaben.“ Oft werde die Intensität der Sonneneinstrahlung unterschätzt. Auch bei Wolken könne es heiß sein, eine Kopfbedeckung und Sonnencreme, mehrmals am Tag aufgetragen, seien ebenso unerlässlich.

Bei körperlichen Aktivitäten solle sich bei Hitze jeder die Frage stellen: Was muss sein? Bewegung sei gut, aber dann möglichst sehr früh morgens oder am Abend. Wer kühle Orte aufsuchen wolle, müsse sich vorher überlegen, wie gut er oder sie bei Hitze zu Fuß sei. Wer sich im Wasser abkühle, solle nie vergessen, sich langsam an die kühlere Temperatur zu gewöhnen, „sich nicht selbst zu schocken“. Das könne für gesundheitliche Probleme sorgen.

Wer ins Wasser geht, sollte sich langsam abkühlen.
Wer ins Wasser geht, sollte sich langsam abkühlen.

© Andreas Klaer

Bei Hitze sei es zudem ratsam, leicht zu essen, möglichst viel frisches Gemüse und Obst, so die Fachbereichsleiterin. Oft sei der Appetit auch geringer. Bei der Kleidung sei zu luftigen Sachen und leichten, kühlenden Stoffen wie Leinen oder Baumwolle zu raten, auch bei der Bettwäsche.

223 Anmeldungen für das Hitzetelefon

Diese Hinweise zum Umgang mit Hitzetagen erteilen Böhm und ihre Mitarbeitenden im Team Medizinischer Bevölkerungsschutz seit diesem Jahr auch am Hitzetelefon. Dafür hatte die Stadtverwaltung alle Potsdamerinnen und Potsdamer über 75 Jahren per Post kontaktiert. Mehr als 13.500 Briefe wurden versandt. Resultat sind derzeit 223 für das Hitzetelefon registrierte Personen, was ungefähr 185 Haushalte ausmache, so Böhm.

Die Registrierten bekommen jeweils eine Erstberatung zu Fragen des Hitzeschutzes sowie jeweils einen persönlichen Anruf, wenn ein Hitzetag bevorsteht. Die Resonanz wertet Böhm positiv, sie sei höher als in Kassel (Hessen), das ebenso ein Hitzetelefon anbiete.

Ein Trinkbrunnen bietet in Babelsberg kostenfrei und immer verfügbar Trinkwasser.
Ein Trinkbrunnen bietet in Babelsberg kostenfrei und immer verfügbar Trinkwasser.

© Sebastian Gabsch PNN/SEBASTIAN GABSCH / PNN

Außerdem hat Böhm die Operation Zapfhahn gestartet. Alle Bürgerinnen und Bürger können dabei kostenfrei Trinkwasser in allen öffentlichen Gebäuden der Stadt „zapfen“ - also „ihr eigenes Trinkgefäß unentgeltlich mit erfrischendem Leitungswasser in handelsüblichen Mengen auffüllen“. Gebäude sind entsprechend mit Schild oder Aufkleber gekennzeichnet und auch online in der „Karte der kühlen Orte“ auf potsdam.de zu finden. Wie viel der „Zapfhahn“ genutzt worden sei, könne sie nicht sagen, so Böhm. Dazu lägen keine Zahlen vor.

Ab Herbst will Böhm erste Maßnahmen aus dem in Arbeit befindlichen Hitzeaktionsplan (HAP) für Potsdam vorstellen können. Dabei gehe es „ans Eingemachte“, so die Fachbereichsleiterin. Potsdam müsse beispielsweise viel mehr Trinkwassersäulen bekommen, über die sich mitgebrachte Trinkgefäße hygienisch auffüllen ließen.

„Da sind Berlin und Leipzig schon weiter.“ Wie viele Trinksäulen Potsdam brauche, müsse noch analysiert werden. „Aber die Stadt wächst - und die Stadt wird wärmer.“ Es gebe Aufholbedarf. Der Aktionsplan werde mit allen Geschäftsbereichen der Verwaltung und auch mit der Energie und Wasser Potsdam GmbH (EWP) abgestimmt.

Auch am Potsdamer Hauptbahnhof gibt es einen Trinkbrunnen.
Auch am Potsdamer Hauptbahnhof gibt es einen Trinkbrunnen.

© Sebastian Gabsch PNN/SEBASTIAN GABSCH

In den vergangenen Jahren hatte es in Potsdam immer wieder Hitzewarnungen des DWD gegeben, allein 16 Mal im Jahr 2022. Gewarnt wird ab einer gefühlten Temperatur von über 32 Grad zwei Tage nacheinander, wenn zugleich die Nächte kaum abkühlen. Auch 2018 und 2019 wurde mehr als 15 Mal gewarnt. 

Eine dieses Jahr veröffentlichte „Stadtklimakarte“ zeigt, an welchen Stellen es in Potsdam besondere Probleme mit Hitze und Starkregen gibt. Sie soll künftig als Grundlage für eine an den Klimawandel angepasste Stadtplanung dienen.

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