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Homepage: Humboldt auf Reisen und Alpenmoos im All

Julius Schoeps hört auf, die Uni sorgt sich um die Finanzen, gründet ein Zentrum für Lehrerbildung und schießt Proben zur ISS

Im März begann der renommierte Potsdamer Romanist Ottmar Ette mit der Erforschung der Amerikanischen Reisetagebücher Alexander von Humboldts. Ein Coup sondergleichen. Von seiner großen Forschungsreise durch die amerikanischen Tropen in den Jahren 1799 bis 1804 brachte Humboldt knapp 4000 Seiten voller Zeichnungen, Notizen, Messungen und Reiseschilderungen mit. Anfang Dezember waren sie in der Berliner Staatsbibliothek zu bestaunen, nun werden sie ausgewertet und online gestellt. Auf Ettes Forschungsergebnisse darf man gespannt sein.

An der Potsdamer Universität, mit knapp 20 000 Studierenden die größte des Landes, blieb wie in den Vorjahren das leidige Thema Hochschulfinanzen virulent. Uni-Präsident Oliver Günther – gleichzeitig auch Vorsitzender der Landesrektorenkonferenz – hatte im Vorfeld der Landtagswahlen eine auskömmliche Grundausstattung der Universitäten des Landes gefordert. Es gab Wahlversprechen in diese Richtung und dann auch noch Extrageld vom Bund, der die Bafög-Kosten ab sofort ganz übernimmt. Doch Günther befürchtete, dass von den jährlich zusätzlich rund 37 Millionen Euro 15 Millionen Euro nicht wie vom Bund empfohlen an die Unis gehen. Ein Grund mehr, weiterhin zu fordern, dass Brandenburg bei der Hochschulfinanzierung von den letzten Ränge nach vorne aufschließt. Immerhin wurde im Dezember dann das bundesweite Kooperationsverbot gekippt – bleibt abzuwarten, in welchem Umfang sich der Bund nun auch an der Uni Potsdam beteiligen will und kann.

Das Abraham Geiger Kolleg an der Uni Potsdam machte auch in diesem Jahr von sich reden. Nach der Einrichtung der ersten Rabbinerausbildung an einer staatlichen Hochschule Deutschlands im Vorjahr ordinierte man in diesem Jahr erstmals die Rabbiner und Rabbinerinnen in Polen. Das Geiger-Kolleg konnte 15-jähriges Jubiläum feiern und im europaweit einmaligen Masterstudiengang Jüdische Theologie an der Uni wurden erstmals Studierende immatrikuliert. Die Nachfrage nach dem Studium ist groß: Für den Bachelor hatten sich zum Wintersemester 70 Studierende eingeschrieben, womit man zu 160 Prozent ausgelastet war.

Einer der Gründungsväter der Potsdamer Uni wie auch der dortigen Jüdischen Studien, der Historiker Julius H. Schoeps, will indes den Staffelstab weitergeben. Nach 23 Jahren (!) ehrenamtlicher Führung des von ihm begründeten Moses Mendelssohn Zentrums für europäisch-jüdische Studien (MMZ) hört der 72-jährige Wissenschaftler auf, wenn die Nachfolge geklärt ist. Nicht aber – ganz wie man ihn kennt – ohne vorher noch eine große Idee zu hinterlassen: für ein deutsch-französisches Forschungszentrum Europäische Aufklärung in Potsdams Partnerstadt Versailles.

An der Potsdamer Uni gab es auch sonst reichlich Neuigkeiten. So etwa die Gründung des Zentrums für Lehrerbildung und Bildungsforschung im Dezember, die Aufnahme des Theodor-Fontane-Archivs als Institut im Juli sowie den 5. Platz im nationalen Gründerranking im November. Etwas ganz besonderes schließlich war der Weltraumflug von Moosproben aus einem Potsdamer Labor an die Raumstation ISS im Juli. Das extrem robuste Alpenmoos soll nun jahrelang im All überdauern. Man will sehen, wie und ob es unter extremen Bedingungen klarkommt. Jan Kixmüller

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