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Landeshauptstadt: Immer für Patienten da: offen, herzlich, energisch Die Psychiaterin und Neurologin Dr. Gudrun Fischer ist ab heute im Ruhestand

Der Dorfarzt war sauer. Seine Hoffnung, die Medizinstudentin Gudrun würde eines Tages die Praxis in ihrem Heimatort übernehmen, schlug fehl.

Der Dorfarzt war sauer. Seine Hoffnung, die Medizinstudentin Gudrun würde eines Tages die Praxis in ihrem Heimatort übernehmen, schlug fehl. Nein, sie hat sich auf das Fach Psychiatrie und Neurologie eingeschworen. So musste sich der praktische Arzt in dem thüringischen Rhön-Dorf nach einem anderen Nachfolger umschauen.

„Mich interessierte viel mehr die Diagnose und die Behandlung von Menschen, die an Geist und Seele erkrankt sind. Aber auch der philosophische Aspekt der Psychiatrie ist für mich faszinierend“, erzählt Gudrun Fischer. „Außerdem wusste ich, dass es zu DDR-Zeiten viel zu wenig Psychiater und Neurologen gab.“

Nach dem Staatsexamen 1967 an der Universität in Jena ging sie – man wurde staatlich gelenkt – in die Klinik nach Hildburghausen. Durch Heirat verschlug es die promovierte Fachärztin im Jahre 1972 nach Potsdam. 37 Jahre betreute Gudrun Fischer in Babelsberg Menschen, die psychisch erkrankt waren, aber auch solche, die einer neurologischen Behandlung bedurften. Die Grenzen von der Psychiatrie zur Neurologie sind ja fließend. „Die längste Zeit war ich im ,Strahleninstitut’ tätig, zunächst in der staatlichen Ambulanz, doch ab 1992 machte ich mich, wie viele Ärzte aus DDR–Zeiten, selbstständig.“ Gudrun Fischer ist innerhalb ihres Fachgebiets eine Institution in Babelsberg und darüber hinaus. Unzähligen kranken Menschen konnte sie eine Hilfe sein. Dabei kommt ihr ihre herzliche Art sehr zugute, so dass sie den Patienten unverkrampft und offen gegenüber trat. „Manchmal muss man als Arzt auch energisch sein, um eine bestmögliche Behandlung zu erreichen. Da hilft nicht nur Freundlichkeit.“ Das schätzten die meisten Patienten an ihr. Sie sind dankbar, dass sie Gudrun Fischer an ihrer Seite wussten.

Ab heute ist die Psychiaterin und Neurologin im Ruhestand. Sie muss sich erst einmal durch die Fülle von Dankesschreiben durcharbeiten. „Ich habe mich über das große Vertrauen, dass man mir in den Jahrzehnten entgegengebracht hat, sehr gefreut“, sagt die Ärztin. Jetzt möchte sie sich verstärkt kulturellen Veranstaltungen zuwenden, obwohl sie schon immer als Zuhörerin in vielerlei Konzerten und Theateraufführungen in der Landeshauptstadt zu finden war. Auch ihre Familie in Potsdam und in Frankreich braucht die Mutter und Großmutter.

Als Gudrun Fischer Anfang der siebziger Jahre nach Potsdam kam, gab es lediglich vier Nervenärzte in der Stadt, in den Krankenhäusern suchte man vergeblich nach psychiatrischen Abteilungen. „Heute ist Potsdam mit Fachärzten und Psychotherapeuten relativ gut versorgt und in der Bergmann-Klinik sowie im St.-Josefs-Krankenhaus gibt es Fachabteilungen.“ Gudrun Fischer ist froh, dass durch die guten technischen Möglichkeiten heute eine viel schnellere Diagnose auf dem weiten Feld der Psychiatrie und Neurologie möglich ist, auch die medikamentöse Behandlung verbesserte sich. Immer wieder hat sie Weiterbildungsveranstaltungen besucht, um auf dem neuesten medizinischen Forschungsstand zu sein.

Ein Wermutstropfen bleibt: Die Behandlungsbasis für die Patienten musste in den vergangenen Jahren aus ökonomischen Zwängen leider eingeengt werden. Die Politik wollte es so.Klaus Büstrin

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