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Landeshauptstadt: König Kuli muss raus

110 000 Stifte aus Jahrzehnten suchen neue Räume

Günther Müller hat ein Problem: Potsdams bekannter Kuli-Sammler muss gerade 110 000 Stifte in Kisten räumen – und sucht dafür einen neuen Raum. „Am Liebsten wäre mir ein öffentlich zugängliches Gebäude, um die riesige Sammlung dauerhaft auszustellen“, sagt der 67-Jährige, der sich auch gern als „ungekrönter Kuli-König“ Potsdams bezeichnet.

Bisher lagern seine Schätze in Glasvitrinen, die an den Wänden eines kleinen Kellerraums stehen. Doch nun will die Wohnungsgenossenschaft „Karl Marx“ Potsdam e.G. das Haus Am Moosfenn sanieren, weswegen der Keller für Günther Müller wegfällt. „Es ist schwer, so eine große Sammlung zu lagern“, sagt er. Ein Teil der Kuli-Kisten steht schon in seiner Wohnung, auf Schränken notdürftig gestapelt. Doch der größte Teil der Kugelschreiber-Sammlung lagert noch im Keller.

Über seine seit einem Jahrzehnt gesammelten Fundus kann Günther Müller viel erzählen. „Ich habe zum Beispiel einen Kuli von 1950, einen der ältesten Kugelschreiber der DDR.“ Viele solche Beispiele nennt er, erzählt von einem Kuli mit der Fußball-Legende Pelé als Aufdruck – und einem mit dem Ex-US-Präsidenten Ronald Reagan. In seinen Vitrinen hat er die Kugelschreiber nach Themengebieten geordnet: Kulis zum Thema Rennsport, Polizei-Kulis, Kulis aus Südamerika Wer durch das kleine Reich von Günther Müller geht, sieht Kulis zu jedem nur denkbaren Anlass. Warum er sie sammelt? So genau kann er das nicht sagen: „Es geht darum, einen Kugelschreiber zu achten und nicht sinnlos wegzuwerfen.“ Zudem sei es eben reizvoll, Raritäten aus aller Welt zusammen zu tragen.

Denn auch sonst behält Günther Müller gern Dinge, bevorzugt mit Werbeaufschriften: Schlüsselbänder, Biertrucks Und eben Kulis. Stolz zeigt er einen mit zwei Zentimetern wohl „kleinsten Kuli der Welt“, der an einem bunten Stofftier baumelt. Kurz darauf deutet er auf ein unauffälligeres Stift-Exemplar aus Holz. „Den hat mir meine Tochter 1983 zum DDR-Friedenstreffen geschenkt.“ Auch der Holzstift wird in einer Kiste verschwinden. So kann Günther Müller nur hoffen, dass sich noch einen 25 Quadratmeter großer Raum findet, in dem er ausstellen kann. Aber egal, wie es endet, eines steht für den Kuli-König fest: „Weggeschmissen wird nichts.“ Henri Kramer

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