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Außen nass, innen feucht. Drei der Appartements in der Unterkunft in der Teltower Vorstadt sind wegen des Schimmels vorübergehend nicht bewohnbar. Ob Baumängel oder falsches Lüften der Grund sind, soll möglicherweise ein Gutachten klären.

©  Andreas Klaer

Potsdam: Konsequenzen aus dem Schimmelfall im Flüchtlingsheim

In zwei Flüchtlingsunterkünften in Potsdam hat es geschimmelt. Die Stadt erhöht nun die Kontrollen, die CDU/ANW-Fraktion fordert ein Inspektionsteam. Der Eigentümer der Immobilie sieht derweil die Schuld bei den Bewohnern, die nicht richtig gelüftet hätten.

Von Katharina Wiechers

Potsdam - Der Schimmelbefall in der Flüchtlingsunterkunft an den Kopfweiden hat nun auch politische Konsequenzen. Die CDU/ANW-Fraktion fordert in einem Antrag für die kommende Stadtverordnetenversammlung den Aufbau eines Inspektionsteams, das soziale Einrichtungen kontrollieren soll. Mit ausschlaggebend für den Antrag sei auch der von den PNN bekannt gemachte Fall an den Kopfweiden, so CDU-Fraktionschef Matthias Finken.

Ziel des Inspektionsteams soll die Sicherung eines hohen Qualitätsstandards sein, heißt es im Antrag. Das Team solle gemeinsam mit den zuständigen Fachbereichen in der Stadt Kontrollkriterien entwickeln, die Erfüllung der Verträge durch die sozialen Träger kontrollieren, Fehlentwicklungen erkennen und Verbesserungsvorschläge entwickeln. „In der Landeshauptstadt Potsdam sind zahlreiche Aufgaben vor allem im sozialen Bereich an freie Träger übergeben“, heißt es zur Begründung. Zur Sicherstellung einer vollständigen Auftragserfüllung und eines effizienten Mitteleinsatzes seien klare Vorgaben und einheitliche Standards für die Zusammenarbeit zwischen der Verwaltung und den freien Trägern erforderlich. Laut Finken soll das Personal des Teams variieren – je nach Fall und benötigten Fachleuten. Neben dem Schimmelbefall in der Flüchtlingsunterkunft hätten auch andere Vorkommnisse in den vergangenen Monaten zu dem Antrag geführt, so der Fraktionschef. So hätten sich zum Beispiel Eltern beschwert, dass es in einem Hort im Bornstedter Feld nicht genügend Plätze gebe, weil der Träger nicht ausreichend Personal vorhalte.

Die Potsdamer Flüchtlingsunterkünfte werden nun regelmäßig kontrolliert

Bezüglich der Flüchtlingsunterkünfte hat die Stadt bereits reagiert. Alle 13 Einrichtungen sollen künftig vierteljährlich durch das Gesundheitsamt kontrolliert werden, so Stadtsprecher Jan Brunzlow. Anlass ist auch hierfür der Fall an den Kopfweiden. Wie berichtet war dort vergangene Woche massiver Schimmel in drei Appartements entdeckt worden, die teils von Familien mit kleinen Kindern bewohnt wurden. Nach Aussage einer freiwilligen Helferin hatte die Unterkunftsleitung zuvor trotz Hinweisen nicht reagiert.

In dem Fall hat sich inzwischen auch der Erbauer und Eigentümer der Immobilie zu Wort gemeldet. So sagte ein Vertreter des Babelsberger Baustoffunternehmens „Brun und Böhm“ den PNN, der Schimmel sei durch mangelhaftes Lüften entstanden. Ein Sachverständiger für Feuchteschäden habe das Objekt besichtigt, direkt nachdem die Schäden bekannt wurden. Weder das Dach sei undicht noch zum Beispiel ein Rohr gebrochen. Auch die Wand an sich sei trocken, die Feuchtigkeit habe sich lediglich an der Oberfläche und im Raum befunden. „Wir gehen deshalb davon aus, dass nicht richtig gelüftet wurde. Mehrere Menschen halten sich teilweise 24 Stunden am Tag in den Zimmern auf, kochen, duschen und hängen dort die Wäsche auf“, so der Firmen-Vertreter. In einem solchen Neubau müsse man bei dieser Nutzung eigentlich vier bis sechs Mal am Tag fünf bis zehn Minuten stoßlüften. „Wir haben ein Stück weit auch Verständnis für die Menschen, sie müssen so viele neue Regeln lernen, die sie nicht kennen“, sagte der Firmenvertreter. „Und die meisten sind wahrscheinlich Altbauten gewöhnt, wo ein so intensives Lüften nicht nötig ist.“

Schimmel wurde fachgerecht beseitigt

Der Schimmel in den drei betroffenen Zimmern sei schon am Donnerstag vergangene Woche fachgerecht beseitigt worden. „Wir haben mit einem speziellen Schimmelspray gearbeitet und die Stellen dann trocknen lassen. Am Freitag wurde gestrichen.“ Diese Woche sei noch eine Behandlung mit einem Schimmelpilzmittel mit Langzeitwirkung geplant, so der Vertreter von „Brun und Böhm“.

Die Stadt sei dankbar, dass das Unternehmen den Schaden so schnell und professionell beseitigt habe, sagte Stadtsprecher Brunzlow dazu. Dass nicht ausreichend gelüftet wurde, sei nicht auszuschließen. Den Bewohnern der Flüchtlingsunterkunft müsse klar kommuniziert werden, wie oft sie dies tun müssen. „Es ist aber illusorisch, dass man das kontrollieren kann“, so Brunzlow. Und unabhängig davon dürfe es nicht passieren, dass ein solcher Schimmelbefall nicht bemerkt beziehungsweise ignoriert werde.

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In zwei Flüchtlingsheimen des Internationalen Bundes schimmelt es. Die Stadt fordert den Betreiber auf, diesen zu beseitigen - und kündigt engmaschige Kontrollen an.

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