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Sandsteinskulpturen am Neuen Palais: Hier gibt es viele Betätigungsfelder für Restauratoren.

© Andreas Klaer

Bauwerke, Skulpturen, Gemälde: Wie Potsdams Restauratoren Altes wieder aufpolieren

Die Stadt bietet für Restauratoren ein riesiges Betätigungsfeld. Einen Einblick in deren Arbeit gibt es am Sonntag zum Tag der Restaurierung.

Potsdam ist ein Paradies für Restauratoren. Fast nirgendwo sonst in Deutschland gebe es eine so hohe Dichte an Restauratoren, sagt Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG). Sie beschäftigt 50 Restauratoren in neun Fachbereichen und bietet ein riesiges Betätigungsfeld: an Bauwerken, Skulpturen, Gemälden und Möbeln. Doch viele dieser Experten der SPSG würden in den kommenden Jahren in den Ruhestand wechseln, sagt Vogtherr. Da trifft es sich gut, dass die Fachhochschule Potsdam (FHP) eine der wichtigsten Ausbildungsstätten für Restauratoren in Deutschland ist.

30 Studienplätze stehen an der FHP zur Verfügung. Schon seit 1976 arbeitet die Hochschule mit der Stiftung zusammen. Vor 20 Jahren wurde die Kooperation neu aufgestellt, sagte Vogtherr am Donnerstag im Neuen Palais. Anlässlich des zum sechsten Mal stattfindenden Europäischen Tags der Restauration am Sonntag, dem 15. Oktober wird der FH-Studiengang im Zusammenhang mit Sonderführungen im Neuen Palais und im Schloss Babelsberg vorgestellt. „Wir brauchen die Absolventen“, sagte Vogtherr mit Blick auf den Generationswechsel.

Wir brauchen die Absolventen.

Christoph Martin Vogtherr, Generaldirektor der Schlösserstiftung

Ausgebildet wird in den Restaurierungsstudiengängen Wand, Stein und Holz. Der Restaurierungsbedarf sei in allen Kategorien groß, sagt Vogtherr. Die Stiftung biete tolle Möglichkeiten, das erlernte Wissen anzuwenden, zum Beispiel im Park Sanssouci, den Vogtherr als eines der „größten europäischen Freilichtmuseen für Marmorskulpturen“ bezeichnete. Beim Marmor habe die Fachhochschule neue Erkenntnisse bei der Ultraschalluntersuchung von Marmor erlangt, sagte Kathrin Lange, Chefrestauratorin der Schlösserstiftung. „Wir wissen, wie das Marmorgefüge zu bewerten und wann es im Bestand gefährdet ist“, sagte Lange. Das Gefüge nehme in der Qualität im Laufe der Zeit ab.

Im Spiegelsaal des Neuen Palais’ (v.l.): Chefrestauratorin Kathrin Lange, Generalsdirektor Christoph Martin Vogtherr und Eva Schmitt-Rodermund, Präsidentin der Fachhochschule Potsdam.

© Andreas Klaer

Durch die Messungen könne beispielsweise festgestellt werden, ob eine Skulptur noch draußen aufgestellt werden könne oder im Depot gesichert werden müsse. Falsche Ableitungen aus Ultraschallmessungen an Sandsteinskulpturen konnten dank der Forschung an der FHP abgestellt werden, seit bekannt ist, dass die Ultraschallmessungen abhängig von der Feuchtigkeit im Gestein sind. Untersuchungen gab es auch zu Holzparkett, Fenstern und Wandverkleidungen.

Dennoch lassen sich neue Erkenntnisse nur selten von einem aufs andere Objekt übertragen. „Wir müssen immer neu bewerten“, sagt Lange. Deshalb sei das Restaurieren einer der kreativsten Berufe überhaupt. FH-Präsidentin Eva Schmitt-Rodermund warb für den Studiengang, betonte aber auch, dass praktische Erfahrungen vor dem Studium wichtig und hilfreich seien.

Kronleuchter aus Zinkguss im Tanzsaal des Schlosses

Beispielhaft werden bei den Sonderführungen im Schloss Babelsberg unterschiedliche Betätigungsfelder vorgestellt. Dabei geht es um die Architektur aus Metallen, die kaiserliche Bibliothek, die Schlossküche und Möglichkeiten zur Restaurierung von Zinkgusskronleuchtern, die wichtiger Bestandteil der Innenausstattung des Schlosses waren. Erhalten geblieben sind nur wenige Objekte, deren Restaurierung sich als äußerst schwierig erweist. Zu sehen sind die Kunstobjekte noch im Tanzsaal.

Restaurierungsflächen im Spiegelsaal des Neuen Palais in Potsdam.

© Andreas Klaer

Die Sonderführungen im Schloss Babelsberg sind bereits ausgebucht. Im Neuen Palais gibt es noch freie Plätze. Die Führungen beginnen um 11 Uhr, 11.30 Uhr, 13.30 Uhr und 15 Uhr. Im Neuen Palais berichten Experten der Restaurierung und der Naturwissenschaften über ihre Arbeit. Dabei geht es beispielsweise um den Erhalt von Mineralien, Erzen, Fossilien, Gesteinen, Muscheln und Schnecken im Grottensaal, um Bildhauerarbeiten an der Fassade, um Festsäle und Apartments. Im mobilen Tiny-Haus der FHP wird vor dem Neuen Palais über die Ausbildungsmöglichkeiten informiert.

Der große Andrang auf die Sonderführungen in Babelsberg hinge mit der dauerhaften Schließung des Schlosses zusammen, sagt Vogtherr. Seit auch der Normannische Turm nur noch zu Sonderöffnungstagen besucht werden kann, liege die Besucherzahl dort deutlich über den früheren Werten, als regelmäßig geöffnet war. Wann das Schloss Babelsberg wieder öffnen kann, vermag Voghtherr nicht zu sagen. Erst mit einem weiteren Sonderinvestitionsprogramm ab 2030 könnte der große Sanierungsbedarf finanziert werden. Dafür werde ein Konzept vorbereitet, sagt Vogtherr. Immerhin konnte er zum Trost verkünden, dass die Sanierung des Kleinen Schlosses in Babelsberg im Zeitplan liege. 2024 soll das Haus samt Gastronomie wieder öffnen.

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