zum Hauptinhalt

Homepage: Lehrer, die weniger schimpfen Weiterbildung der FH zum Konfliktmanagement

Die Familie spielt bei der Konfliktfähigkeit von Kindern die entscheidende Rolle. „In den ersten Jahren wird die Saat gelegt“, stellt Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern an der Fachhochschule Potsdam fest.

Die Familie spielt bei der Konfliktfähigkeit von Kindern die entscheidende Rolle. „In den ersten Jahren wird die Saat gelegt“, stellt Brandenburgs Innenminister Jörg Schönbohm (CDU) gestern an der Fachhochschule Potsdam fest. Wenn in den jungen Jahren der Kinder etwas falsch gemacht wurde, dann sind später die Schulen gefragt. Dazu läuft seit vier Jahren an der FH ein Projekt zum Konfliktmanagement: Zur Prävention von Gewalt lernen Lehrer, Sozialarbeiter und Polizisten, wie sie Kinder und Jugendliche konfliktfähiger machen können. In diesen Tagen endete der dritte Ausbildungskurs im Oberstufenzentrum Lübbenau. Im Landkreis Oberspree-Lausitz wurden in diesem Jahr insgesamt 26 Konfliktmanager ausgebildet. Das Projekt gilt wegen seiner berufsübergreifenden Qualifizierung als bundesweit einmalig. Nach den Worten von Schönbohm ist die Kinder- und Jugendkriminalität in Brandenburg viel zu hoch. „Sorge muss uns vor allem machen, dass fast die Hälfte aller aufgeklärten Gewaltstraftaten auf das Konto von unter 21-Jährigen geht“, sagte der Minister. Bereits in den Jahren 2001 bis 2004 konnte das maßgeblich durch den Landespräventionsrat finanzierte Projekt im Landkreis Uckermark erprobt werden. Mit Erfolg, wie Prof. Angela Mickley von der FH sagt. Die Erfahrungen sollen nun auf weitere Fortbildungskurse übertragen werden. Anfragen gibt es von den Landkreisen Oder-Spree und Märkisch-Oderland, auch Frankfurt/Oder habe sich interessiert gezeigt. Aus Potsdam und Potsdam-Mittelmark gibt es laut Schönbohm noch keine Anfragen. Allerdings stehe es nach der jüngsten Gewalteskalation zwischen Jugendlichen in Potsdam dem Oberbürgermeister der Stadt frei, auf den Landespräventionsrat zuzukommen. Die Konfliktmanager lernen in den 39 Tage währenden Kursen, wie Konflikte auch ohne Gewalt beigelegt werden können. So berichtet die Revierpolizistin Yvonne Hedt, dass sie beispielsweise gelernt hat, wie man Jugendlichen mit Hilfe von Gesellschaftsspielen beibringen kann, mehr Vertrauen in die anderen zu gewinnen. Ein erster Erfolg ist nach Ansicht von Prof. Mickley auch, dass die Schüler feststellen, dass die Lehrer weniger mit ihnen schimpfen. „Die Ansprache ist eine andere, ein wichtiger Schritt zur Vertrauensbildung.“ Das Soziale Lernen soll Konflikte im Vorfeld vermeiden. Im Konfliktfall müssten Pädagogen und Polizisten soziale, künstlerische und andere Fähigkeiten zur Schlichtung einbringen. „Das bringt mehr als nur zu sagen, es wird nicht geschlagen“, so die Expertin, die unter anderem schon im Nordirlandkonflikt Erfahrungen gesammelt hat. Neben anderem werden auch gezielt künstlerische Fähigkeiten – im aktuellen Projekt etwa das gemeinsame Singen – als soziale Fähigkeiten angesprochen. Die Konfliktmanager sollen nun in Zukunft ihre erworbenen Fähigkeiten als Multiplikatoren an Kollegen weiter geben. Die Fachhochschule Potsdam will nicht nur dieses Projekt fortsetzen, es sind auch weitere neue Studiengänge geplant, die sich mit der Thematik Erziehung und Familie beschäftigen: ein Studiengang für Kita-Erzieher startet im Oktober (PNN berichteten), ein Studiengang zum Themenfeld Familie im kommenden Jahr. Jan Kixmüller

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false