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Olaa Aljashe hat Krebs. Vor ihrem Tod will sie ihre Mutter nochmal sehen. Der Arzt Michael Schmittmann in Babelsberg engagiert sich für sie und versucht, ein Treffen mit der Mutter zu ermöglichen.

© Andreas Klaer

Olaa Aljashe will noch einmal ihre Mutter sehen: Der letzte Wunsch einer krebskranken Potsdamerin

Der 26-Jährigen bleibt nicht mehr viel Zeit, um das Treffen einzurichten. Doch sie hat kein Geld, um ihre Mutter aus Syrien einfliegen zu lassen.

Olaa Aljashe hat ein bewegtes Leben hinter sich: Die 26-jährige Palästinenserin aus Syrien, die seit 2015 in Potsdam lebt, hat schon im Jugendalter als Fotografin und als DJ gearbeitet, spricht fünf Sprachen und war in Deutschland in verschiedensten Berufen tätig. Doch irgendwann konnte sie nicht mehr arbeiten, ihre Gesundheit ließ es nicht mehr zu.

Aljashe hat Krebs im Darm und in der Gebärmutter. Drei Operationen und mehrere Chemotherapien hat sie schon hinter sich, doch die Chancen stehen schlecht: Der Krebs ist schon zu weit fortgeschritten. Aljashe hat nicht mehr viel Zeit, ihr Arzt gibt ihr noch sechs bis acht Monate.

Trotz dieser Aussichten wirkt die junge Frau gelassen und abgeklärt: „Es ist ok für mich“, sagt sie. „Aber vorher möchte ich meine Mutter noch einmal sehen.“ Acht Jahre ist es her, dass sie sie zuletzt getroffen hat.

Das Visum der Mutter läuft bald ab

Das ist jedoch nicht ganz einfach: Ihre Mutter wohnt in Damaskus, die deutsche Botschaft dort ist seit Langem geschlossen. Stattdessen versuchte sie über die nahegelegene Botschaft in Libanons Hauptstadt Beirut ein Visum zu bekommen, damit ihre Mutter sie in Potsdam besuchen kann.

„Ein Jahr lang habe ich mit der Botschaft gekämpft“, sagt Aljashe. „Jetzt hat es endlich geklappt.“ Die Diakonie und ihr Arzt in Potsdam hatten Druck gemacht und auf den kritischen Gesundheitszustand von Aljashe hingewiesen. Doch das Visum für ihre Mutter gilt Stand jetzt nur noch etwa zwei Wochen, in dieser Zeit müssen rund 2500 Euro für die Reisekosten zusammenkommen – Geld, das Aljashe und ihre Familie nicht haben.

Krebs erst spät entdeckt

Aufgewachsen ist Aljashe in Dubai, doch ihre Mutter wollte 2009 wieder in ihre Heimat Syrien zurück. Hier waren die Verhältnisse schwieriger: „Ich habe mit 13 Jahren angefangen zu arbeiten“, sagt Aljashe. Sie lernte zu fotografieren und machte professionelle Fotos auf Hochzeiten, wo sie irgendwann auch Musik auflegte. „Ich habe mich immer geschminkt, damit ich älter aussehe, denn eigentlich durfte ich ja noch gar nicht arbeiten.“

2011 begann der Bürgerkrieg, und auch Aljashes Familie hatte unter dem Assad-Regime zu leiden. Ihr Vater, der Krebs hatte, musste mehrmals ins Gefängnis und starb nach der Entlassung an seiner Erkrankung. 2013 wurde ihr Haus von einer Bombe getroffen, glücklicherweise war die Familie gerade zu Besuch bei Verwandten. Ein Teil ihrer Geschwister flüchtete nach Dubai, Aljashe selbst kam 2015 nach Deutschland. „Ich wollte eine gute Zukunft für mich haben, ich wollte meine Chance nutzen“, sagt sie.

Dann war ich eines Tages bei einer Bekannten und bin auf dem Weg zur Tür die Treppe heruntergefallen, ich war 15 Minuten bewusstlos.

Olaa Aljashe, 26 Jahre alt, ist schwer an Krebs erkrankt.

In Potsdam arbeitete sie unter anderem als Friseurin, bei DHL, bei einer Bäckerei oder bei McDonalds. Ihr großer Traum: Einen Beauty-Laden für Frauen eröffnen. Doch immer wieder fühlte sie sich schlecht. Den Gang zum Arzt schob sie immer wieder auf, im Glauben, es sei nichts Ernstes. „Dann war ich eines Tages bei einer Bekannten und bin auf dem Weg zur Tür die Treppe heruntergefallen, ich war 15 Minuten bewusstlos“, so Aljashe.

Nach dem Aufenthalt im Krankenhaus stand die Diagnose fest: Krebs im fortgeschrittenen Stadium. Laut ihrem Arzt drückt der Tumor auf die Nieren, eine davon arbeitet nicht mehr. Aljashe konnte nicht mehr arbeiten und bekam einen künstlichen Nieren- und einen künstlichen Darmausgang. Außerdem bekommt sie starke Medikamente gegen die Schmerzen.

Schwieriger Weg aus Syrien

Immer wieder musste sie ins Krankenhaus, nach einer der Behandlungen hatte sie eine Blutvergiftung und lag kurzzeitig im Koma – dennoch entschied sie sich gegen eine Anzeige. „Ich will meine Zeit nicht mit einem Rechtsstreit verlieren“, so Aljashe. Für die Unterstützung ihres Arztes Michael Schmittmann ist sie sehr dankbar: „Er kommt jede Woche vorbei und ist wie ein Vater für mich. Ich habe noch nie so einen Arzt gehabt.“ Aktuell macht sie eine Immunsystemtherapie, doch deren Erfolg ist eher ungewiss. „Es liegt alles in Gottes Händen“, sagt sie.

Gerade gibt es für sie ohnehin nur ein Thema: „Ich möchte einfach meine Mutter treffen“, sagt Aljashe. Der Weg von Syrien nach Deutschland ist sehr schwierig: Da das Land mit Sanktionen belegt ist, kosten Flüge rund das Dreifache wie sonst, deshalb muss Aljashes Mutter den Umweg über andere Länder nehmen. Außerdem lebt Aljashes 15-jährige Schwester noch bei ihrer Mutter: Sie muss vorher zu ihren Verwandten nach Dubai gebracht werden, da sie weder allein in Syrien bleiben kann, noch mit nach Deutschland kommen kann.

Zusammen mit dem Rückflugticket kommen so Reisekosten von rund 2500 Euro zusammen. Geld, dass Aljashe hofft, über einen Spendenaufruf sammeln zu können. Zuerst hatte sie über Betterplace einen Spendenaufruf erstellt: Auf der Online-Plattform gibt es viele Spendenprojekte für schwerkranke Menschen, denen durch Crowdfunding geholfen werden konnte. „Das hat mir Hoffnung gegeben“, sagt Aljashe.

Doch dann die Enttäuschung: Betterplace ließ ihren Spendenaufruf nicht zu – weil der Zahlungsdienstleister der Plattform keine Spenden in sanktionierte Länder wie Syrien zulässt. „Das hat mir das Herz gebrochen“, sagt Aljashe. Dabei sollten die Spenden nicht direkt nach Syrien, sondern auf ihr deutsches Konto gehen.

Deshalb bleibt ihr nun nichts anderes übrig, als über die PNN einen Aufruf zu starten: Sie hofft, dass auf diese Weise genügend Spenden für die Flugtickets zusammenkommen, damit sie sich ihren letzten Wunsch doch noch erfüllen kann. Wer Olaa Aljashe Spenden zukommen lassen möchte, kann diese über den Onlinezahlungsdienst Paypal an @olaaAljashe senden.

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