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SAUNA, STRAND, SOLARIUM: Potsdamer Sommerorte – eine Spurensuche: Luxusgut Sonne

Solarien-Inhaber finden den Sommer gut – er beschert ihnen Kunden. Doch der Arzt mahnt zur Vorsicht

SAUNA, STRAND, SOLARIUM: Potsdamer Sommerorte – eine SpurensucheSolarien-Inhaber finden den Sommer gut – er beschert ihnen Kunden. Doch der Arzt mahnt zur Vorsicht Von Sabine Schicketanz Was des einen Leid“, ist meist des anderen Freud“ – das gilt sogar für diesen Sommer. Wer sich tatsächlich über die grauen Regentage freut? Es sind diejenigen, die den Sommer verkaufen: Potsdams Inhaber und Betreiber von Sonnenstudios jubeln zwar nur vorsichtig, aber im Vergleich zum massigen Kundenschwund während des Jahrhundertsommers 2003 kann sich jetzt kaum einer über mangelnden Zuspruch beklagen. „Für uns Sonnenstudio-Besitzer ist das ein guter Sommer“, sagt Andreas Engel, Geschäftsführer der 240 Fit & Sun Sonnenstudios in ganz Deutschland – eines von ihnen lockt in Babelsberg die Sonnenanbeter. „Unsere Auslastung ist besser als in einem normalen Sommer“, bestätigt auch Silvio Löschner, Inhaber des Beauty Sun Sonnenstudios im Kirchsteigfeld. In diesem Monat hätten bisher täglich durchschnittlich 44 Sonnenhungrige sein Studio besucht – und Löschner kennt sie ganz genau: 28 Prozent seiner 880 registrierten Stammkunden sind Männer, 61,5 Prozent Frauen und 10,5 Prozent kommen mit einer Partner- oder Familienkarte. Mit 44 Prozent machen die 20- bis 29-jährigen den Großteil seiner Kundschaft aus, doch auch die Älteren wüssten einige Minuten im Solarium durchaus zu schätzen, weiß Löschner: „Meine älteste Kundin ist 79 Jahre alt.“ Die Sonnen-Oase im Kirchsteigfeld ist außerdem offizieller Partner der harten Jungs von der Stuntcrew „action unlimited“ aus dem Babelsberger Filmpark, und auch die Sportler des SC Potsdam tanken hier auf. Dennoch, ums Bräunen gehe es in seinem Studio nicht, sagt Löschner. „Hier wird gesonnt, das ist ein großer Unterschied.“ Im Computer erfasst sei deshalb die „Bräunungshistorie“ eines jeden Kunden, damit sich niemand durch zu lange Bestrahlung schadet. „Wir legen fest, wer wie lange sonnen darf“, so der Inhaber – wahlweise sogar auf ergonomisch geformter Liege und mit dem „Aquafresh Aromasystem“, bei dem sich ein feiner Wassernebel über dem Solarium-„Badenden“ ausbreitet. „Sonne ist ein Luxusgut“, sagt Löschner. Das spüren, trotz des wenig sommerlichen Wetters, auch viele andere Sonnenstudio-Inhaber. „Es läuft zwar diesen Sommer gut, aber die Leute sparen an allem“, meint Bettina Reich vom Sonnenstudio im Bornstedt Carrée. Viele beschwerten sich zwar über das Wetter, sagt Michaela Schalk, der das Studio Holiday Sun in Drewitz gehört. Sie merke aber auch, dass die Potsdamer weniger in den Urlaub fahren wollten und könnten und deshalb das Solarium besuchten. Oft gehörtes Argument der Sonnenhungrigen sei aber nicht unbedingt das wenig sommerliche Klima, sagt Thessa Tzschoppe, der allein in Potsdam die vier Sunpower Solarien gehören, sondern der Trend, gesund auszusehen, ohne dafür stundenlang in der Sonne liegen zu müssen. „Knusperbraun ist oft nicht gewollt, aber frisch und vital auszusehen ist sehr angesagt“, so Tzschoppe. Das gelte besonders für Menschen, die auf dem Arbeitsmarkt leistungsfähig erscheinen wollten. „Außerdem wollen viele die Viertelstunde absolut für sich, in Ruhe, ohne Stress.“ Das sei wie ein Kurzurlaub. Dass sich die Menschen nach einer Pause auf der Sonnenbank besser fühlten, liege schlichtweg am Licht, sagt Prof. Roland Niedner, Chefarzt der Klinik für Dermatologie am Potsdamer Klinikum Ernst von Bergmann. „Wenn es hell ist, ist man glücklicher.“ Mit dem „Glückshormon“ Melatonin habe das Wohlbefinden aber nichts zu tun. „Es wird zwar bei Solarium-Besuchern ausgestoßen, ist aber nicht relevant.“ Allerdings warnt Niedner davor, zu häufig ins Sonnenstudio zu gehen. „Die langwelligen UVA-Strahlen imitieren die Sonne zwar nicht“, ob sie im Vergleich zu den UVB-Strahlen des Sonnenlichts vor allem in Zusammenhang mit Hautkrebserkrankungen allerdings unschädlich seien, sei nicht abschließend wissenschaftlich geklärt. Fest stehe jedoch, dass die Solarium-Strahlung zu einer „dramatisch früheren Hautalterung führt“, sagt Chefarzt Niedner. Da liegen Freud“ und Leid“ schon wieder dicht beieinander.

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