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Landeshauptstadt: Masterplan spaltet Medienstadt

Filmpark und Studio brechen Verhandlungen ab: Interessenkonflikt um Grundstücke / Oberbürgermeister will vermitteln

Filmpark und Studio brechen Verhandlungen ab: Interessenkonflikt um Grundstücke / Oberbürgermeister will vermitteln Von Nicola Klusemann und Sabine Schicketanz Babelsberg - Es herrscht Eiszeit in der Medienstadt Babelsberg, seit vergangenen Dienstag der geänderte Leitplan für das 46 Hektar große Areal vorgestellt wurde. Die größten Nutzer des Geländes – Studio Babelsberg und Filmpark Babelsberg – finden keine gemeinsame Basis. Die Chefs der beiden Unternehmen haben sich in eine Pattsituation manövriert, die Verhandlungen wurden abgebrochen. „Ich verstehe einfach nicht, warum Studio Babelsberg sich so verweigert“, sagt der geschäftsführende Gesellschafter der Filmpark GmbH & Co. KG, Friedhelm Schatz. Er hatte den neuen Masterplan von Projektentwickler Wolfgang Schultes erarbeiten lassen. „Würde der Masterplan so verwirklicht, dann könnte Studio Babelsberg schließen“, sagt Christoph Fisser, Vorstandsvorsitzender der Studio Babelsberg AG. Hintergrund des Konflikts ist eine unglückliche Grundstücksparzellierung – ein Erbe aus der Babelsberger Ära des französischen Mischkonzerns Vivendi Deutschland. Nach den alten Plänen gehören nämlich die Hälfte des Grund und Boden, auf dem Kopierwerk, Tischlerei und Requisitenfundus des Studios stehen, dem Filmpark. Und auf der Fläche des Fundus sieht der neue Masterplan einen Hallenneubau vor, der mit „Sendezentrum“ gekennzeichnet ist. Zwei Drittel der Fläche wiederum, auf denen Friedhelm Schatz „Janosch“s Traumland Panama“ errichtete, ist in Studio-Besitz. Gleich nach Verkauf des Studios im September 2004 von Vivendi an die Unternehmer Carl Woebcken und Christoph Fisser setzten sich die neuen Studioherren mit dem Filmpark-Chef zusammen. Doch die Verhandlungen über Tausch oder Verkauf der Grundstücke scheiterten. Flächenmäßig hätte der Tausch gut funktioniert, die Quadratmeterzahlen seien in etwa identisch. „Aber auch die Gebäude gehören mir“, erklärt der Filmpark-Chef, der zum Ausgleich dafür für seine Besucher ein Zugangsrecht zu den Ateliers haben wollte. Dieser „Naturalientausch“ sei aber nie zustande gekommen. Stattdessen hätten ihm Woebcken und Fisser ein Kaufangebot für das Kopierwerk-Grundstück gemacht: 50 Euro pro Quadratmeter. „Laut Verkehrswertgutachten sind in der Filmstadt zwischen 150 und 250 Euro üblich“, so Schatz. Deshalb lehnten er und sein Finanzpartner Ekkehard Streletzki vom Estrel-Hotel Berlin ab. Fisser bezeichnet hingegen den vom Filmpark verlangten Kaufpreis als „jenseits von Gut und Böse“. Er betonte, das Studio wolle Schatz nicht „blocken“, doch der Öffentlichkeit nicht zugängliche Sets seien bei Hollywood-Produktionen unerlässlich. Für das Studio sei aber der Masterplan das größte Problem. Ohne Fundus, Tischlerei und Kopierwerk sei das gerade an die Börse gegangene Unternehmen nicht überlebensfähig. Müsse der Fundus umziehen, weil Schatz auf das Grundstück bestehe, bedeute das enorme Kosten und einen hohen logistischen Aufwand. Dies sei nicht zu verantworten, wenn man bedenke, dass der Fundus kaum Geld erwirtschafte, so Fisser. „Wir wollen ihn unbedingt behalten, er steht für die Historie Babelsbergs“, doch wenn es keine Möglichkeit gebe am Standort zu bleiben, „müssen wir ihn dicht machen oder veräußern“. Dass der Fundus laut Masterplan zugunsten eines Sendezentrums verschwinden soll, bezeichnete Schatz gestern als „eine Möglichkeit“. In den Neubau könnten auch die Requisiten einziehen. Im Umfeld des Studios sorgt indes eine pikante Konstellation für Unruhe: Die Frau von Schatz“ Projektentwickler Schultes führt die Geschäfte im Adlershofer Requisiten- und Kostümfundus – naturgemäß in Konkurrenz zu den Babelsberger Filmausstattern. Entwickelt wurde Adlershof ebenfalls von Wolfgang Schultes. Studiochef Fisser lehnt Schultes als Projektleiter ab. Von einer Partnerschaft hätte erwartet, dass man gemeinsam mit dem Filmpark einen Projektentwickler beauftrage, sagt er. Als Woebcken und Fisser das Studiogelände erwarben, sei dies ein historischer Moment gewesen. „Wir sind dabei, diese Chance zu vertun“, meint Schatz. In den Medienstadt-Konflikt hat sich inzwischen Potsdams Stadtoberhaupt eingeschaltet. Jann Jakobs wird die beiden Parteien in Kürze an einen Tisch holen.

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