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Landeshauptstadt: Mehr Feinstaub als erlaubt

Potsdam wird EU-Grenzwerte wohl verletzen

Potsdam wird EU-Grenzwerte wohl verletzen Die Luftbelastung mit Feinstaub ist in Potsdam in den vergangen Tagen massiv angestiegen. Der Grenzwert von 50 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter Luft wurde laut der Messstation in der Zeppelinstraße seit dem 23. März an fünf Tagen hintereinander überschritten. Am Sonntag wurde mit einem Wert von 95 fast das Doppelte der erlaubten Belastung erreicht. Die Stationen in der Innenstadt und an der Michendorfer Chaussee maßen in der Zeit jeweils drei Verstöße, im Zentrum kletterten die Werte am Wochenende zweimal auf knapp 90 Mikrogramm Staub pro Kubikmeter. „Die Ursache für den Anstieg lag in dem schwachen Wind, obwohl weniger Verkehr als sonst herrschte“, erklärte gestern Bernhard Remde, zuständiger Abteilungsleiter im Landesumweltministerium. Die Station an der Zeppelinstraße hat durch die hohen Werte bereits nach einem Vierteljahr zum 14. Mal gegen die seit 1. Januar 2005 geltende EU-Richtlinie zu den neuen Grenzwerten für Feinstaub verstoßen. 35 Überschreitungen sind insgesamt erlaubt. „Es besteht die deutliche Wahrscheinlichkeit, dass in der Zeppelinstraße dieses Jahr mehr als 35 Mal der Grenzwert erreicht wird“, so Remde. Am Wochenende hatte München als erste deutsche Stadt diese Zahl erreicht. Bundesumweltminister Jürgen Trittin wies am Montag die Städte darauf hin, dass bei Nichteinhaltung der Grenzwerte den Kommunen Verfahren wegen Vertragsverletzung aus Brüssel drohen würden. Doch nicht nur von der EU droht Ungemach für Potsdam. „Wir werden mit Anwohnern zusammen Städte verklagen, die die Grenzwerte überschreiten, um sie zu sofortigen Gegenmaßnahmen zu zwingen“, sagte gestern eine Sprecherin der Deutschen Umwelthilfe den PNN. Der Verband unterstützt laufende gerichtliche Klagen von Anwohnern gegen Berlin und München. Die Stadt möchte nun bis zum Oktober gegensteuern. „Bisher gingen wir davon aus, dass die Belastung mit Feinstaub in Potsdam nicht so schlimm ist“, sagte Andreas Ernst, Fachbereichsleiter Umwelt und Gesundheit bei der Stadtverwaltung. Bis zum Oktober soll deshalb zusammen mit dem Landesumweltamt ein Aktionsplan mit „kurzfristigen und mittelfristigen Maßnahmen“ erarbeitet werden. Dabei werde zum Beispiel über den Einsatz von so genannten „Grünen Ampel-Wellen“ und Geschwindigkeitsbeschränkungen nachgedacht, so Ernst. Parkleitsysteme und bessere Angebote im öffentlichen Nahverkehrs sollen die Autos und Lieferwagen aus der Stadt heraushalten. Zu den Vorwürfen Trittins in Richtung der Kommunen sagte Ernst: „Wir fühlen uns nicht angesprochen, wir werden fristgerecht unsere Lösung präsentieren.“ Remde vom Landesumweltministerium sicherte Unterstützung zu: „Wenn es unsere Finanzen zulassen, werden wir Potsdam bei dem Plan mit Fördermitteln unterstützen.“ Henri Kramer

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