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Lichte Zukunft. Markku Andersson, Stadtoberhaupt von Potsdams Partnerstadt Jyväskylä, sprach vor zahlreich erschienenem Publikum über seine Zukunftsvisionen für die mittelfinnische Universitätsstadt.

© Manfred Thomas

Von Jana Haase: Mehr Licht!

Potsdams finnische Partnerstadt Jyväskylä will leuchtendes Beispiel werden

Um das Thema kommt man in Jyväskylä nicht herum: Licht. Im Winter pendelt die Stadt über Wochen hinweg zwischen Dämmerung und Nacht, die Sonne lässt sich nur kurz über dem Horizont blicken. Dann wieder, im Sommer, wird es gar nicht dunkel. Die Versuchung ist groß, diese extremen Beleuchtungsverhältnisse als Erklärung herzunehmen für all die Vorurteile gegenüber Finnland, das wahlweise als Land der Schweiger, Trinker, Melancholiker und Selbstmörder gilt, oder als Heimat der Kaffeeweltmeister, Pisa-Gewinner und Tango-Fanatiker.

So einfach würde es sich Markku Andersson nie machen. Und für einen Schweiger oder Melancholiker konnte das zahlreich erschienene Potsdamer Publikum den Stadtdirektor von Potsdams finnischer Partnerstadt erst recht nicht halten. Am Donnerstagabend berichtete er im überfüllten Rokokosaal der Dortuschule unter dem Motto „Mein Jyväskylä“ von seiner Heimat – und beeindruckte nicht nur mit ausgezeichneten Deutschkenntnissen.

Licht, so zeigte sich bald, ist auch für ihn ein Thema. Genauer gesagt sogar das Thema überhaupt: Denn Jyväskylä soll zu einer „Stadt des Lichts“ werden, wie der Amtskollege von Oberbürgermeister Jann Jakobs erklärte. Was genau damit gemeint ist, erläuterte er anhand von Fotos aus der mittelfinnischen Universitätsstadt 300 Kilometer nördlich von Helsinki: In der Dämmerung blühen die bei Tageslicht eher nüchtern wirkenden Beton-Fassaden regelrecht auf. Brücken werden zu leuchtenden Perlenschnüren, ein Wasserturm verwandelt sich in einen gigantischen blauen Licht-Schirm, in den Parks stehen Lichtskulpturen.

Dahinter steckt System, erklärte Andersson: „Jyväskylä hat das Ziel, ein Vorreiter für Außenbeleuchtung zu werden.“ Weltweit, versteht sich. Und damit sei die Stadt, die nach einer Gebietsreform im Jahr 2009 heute rund 131 000 Einwohner hat, bereits auf gutem Weg, führte das Stadtoberhaupt weiter aus. Für jedes neue Gebäude, egal ob privat oder öffentlich, werde ein Beleuchtungskonzept erstellt. Dabei gehe es nicht einfach nur um Licht, sondern um energiesparende Beleuchtung, betonte er. Licht sei schön, bedeute Lebensqualität für alle Bürger, aber auch mehr Sicherheit. Und was in Jyväskylä funktioniert, könne auch Vorbild für andere Städte werden.

Es ist eine Vision, die Finnlands siebtgrößter Stadt eine florierende Zukunft sichert, hofft Andersson: „Wir sind eine kleine Stadt in einem kleinen Land – was wir machen, müssen wir sehr gut machen.“

Wie damals die Sache mit dem Wasser. In den 1970er Jahren, erinnert er sich, habe man in Jyväskylä nicht baden können – Industrieabwässer verschmutzten den Päijänne–See. Doch Forscher vor Ort hätten neue Technologien zur Wasserreinigung entwickelt. Das kommt den Einwohnern bis heute zugute – auch wirtschaftlich. „Wir können heute Geschäfte mit China machen“, erzählt Andersson lächelnd. Gleich zwei Partnerstädte hat Jyväskylä mittlerweile im Reich der Mitte. Erfindungsreichtum zahlt sich aus, könnte man das Credo des Finnen zusammenfassen. Er selbst sagt es so: „Wenn man sagt, wir können nichts machen, dann tut sich auch nichts.“

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